
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Jobmagnet Flughafen
138 Unternehmen noch heute bei der Bildungsmesse
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André Schröder spricht gern über seinen Job. „Du arbeitest, bis du 55 bist, dann hast du ein schönes Leben“, sagt der 52-jährige Fluglotse zu Lara-Luisa Kramer. „Eigenes Zimmer während der ersten Ausbildungsmonate, 875 Euro Gehalt, nach eineinhalb Jahren werden 3500 Euro gezahlt.“ Später können Fluglotsen bis zu 8100 Euro im Monat verdienen – plus Zulagen, erklärt Schröder der Elftklässlerin, die nicht so recht weiß, was sie sagen soll. Als Schröder dann von der Fluglotsenfamilie schwärmt, ist es Lara-Luisas Mutter, die das Wort ergreift: „Bis wann muss sie sich bewerben?“
Am gestrigen Freitag hat Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) in der Metropolis-Halle in Babelsberg die 17. Märkische Bildungsmesse eröffnet. Ob Bäckereien, Supermärkte, Flugsicherung, Ärztekammer oder Bundespolizei – bis zum heutigen Samstagnachmittag um 16 Uhr werben 138 Unternehmen oder Weiterbildungsorganisationen um Bewerber. Eingeladen sind nicht nur Schüler, sondern auch Ältere, die sich fortbilden oder einen beruflichen Neuanfang wagen wollen, zum Beispiel als Luftverkehrs- oder Tourismuskaufmann.
Mit der Neueröffnung des Großflughafens in Schönefeld seien die Berufschancen enorm, sagte Guntram Sulies vom Ausbildungsbetrieb Trainico. Das Unternehmen hat sich auf die Umschulung Arbeitsloser für den Luftfahrtbereich spezialisiert. Aber auch Lehrlinge werden beschäftigt und zum Fluggerätmechaniker oder Luftfahrtelektroniker ausgebildet. Doch trotz des attraktiven Angebots interessieren sich an diesem Freitagvormittag nur wenige Messebesucher für Trainico – dort, aber auch an anderen Ständen blieb es lange leer. „Es könnten mehr Besucher sein“, so Guntram Sulies.
Auch Fluglotse André Schröder hätte sich mehr Besucher erhofft. Nach zwei Stunden hat er fünf Gespräche geführt. Auf anderen Bildungsmessen sei der Ansturm größer. „Dort mussten wir die Schüler in Gruppen beraten.“ Dennoch sei die Teilnahme für das Unternehmen wichtiger denn je. Zwar bewerben sich Jahr für Jahr rund 5000 Schüler für eine Lotsenlehre – doch dem Unternehmen falle die Auswahl schwerer. Die Noten in Mathe, Physik und Englisch müssen stimmen, sagt Schröder. „Wir bräuchten 6000 Bewerber, um unseren Anspruch zu halten.“
Das sieht Bäckerin Kathleen Exner ähnlich. Der Pool guter Bewerber werde kleiner. „Vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, wie sehr der erste Eindruck zählt“, sagt Exner. Vier Azubi-Stellen hat das Unternehmen zu vergeben.
Landesweit warten laut Industrie- und Handelskammer (IHK) rund 1000 unbesetzte Lehrstellen in den verschiedensten Berufen auf Bewerber. Mit „mobilen Beratern“ werden Schüler deshalb von der IHK schon auf dem Messegang angesprochen. Wer eine Stunde Zeit mitbringt, kann sich am Stand über Online-Bewerbungen per Mail oder Facebook informieren, zum Bewerbercheck anmelden oder sich bei der Berufswahl beraten lassen, sagt IHK-Ausbildungsmanager Klaus Knopf. Der Mann mit dem Schnauzer hat in zwei Stunden etwa ein Dutzend Jugendliche beraten. Viele von ihnen, sagt Knopf, hätten nicht gewusst, was sie lernen wollen. Aber um das herauszufinden, dafür sei die Messe ja da. Tobias Reichelt
www.märkische-bildungsmesse.de
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