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Landeshauptstadt: Jobs mit Zukunft

Berufsorientiert: SPD setzt Kampagne „Schule und Wirtschaft“ fort

Stand:

KuBra, BOS, WAT, MINT und ZAKK - was wie Geheimcodes anmutet, ist in Wirklichkeit die Aufzählung einiger Projekte zur Berufsorientierung, die sich gestern zum Auftakt der 4. Veranstaltungsreihe „Schule und Wirtschaft“ der SPD-Landtagsfraktion in der Industrie- und Handelskammer in Potsdam präsentierten. Hinter BOS zum Beispiel verbirgt sich der Berufsorientierungsscout der Neuen Arbeit Teltow und hinter ZAKK die Initiative „Zukunft-Ausbildung-Kompetenz-Karriere“.

Arbeitsministerin Dagmar Ziegler lobte in ihrem Grußwort vor Lehrern, Ausbildern und Wirtschaftsvertretern die Vielzahl von Organisationen, die seit Beginn der Kampagne „Schule und Wirtschaft“ im Jahr 2000 aktiv wurden. Jetzt allerdings käme es darauf an, die Berufsberatung zu systematisieren, um dem wachsenden Bedarf an Fachkräften in brandenburgischen Unternehmen zu entsprechen. So würden in den kommenden Jahren verstärkt Techniker und Laboranten, Ingenieure in verschiedenen Branchen, aber auch Ärzte, Kranken- und Altenpfleger benötigt. Oftmals, so die Ministerin, wählten Schulabgänger nur aus einem begrenzten Spektrum von zehn Berufen aus und entschieden sich zudem für die klassischen Tätigkeitsfelder von Frauen und Männern. Viele der durch den technischen Fortschritt entstehenden neuen Berufsbilder seien sowohl den Kindern als auch ihren Eltern gänzlich unbekannt. Umso dringender sei eine enge Kooperation von Schule und Wirtschaft, damit die Jungen und Mädchen die Chance bekämen, sich über neue Berufe in der Praxis umfassend zu informieren.

Das Kunststoffnetzwerk Berlin-Brandenburg, kurz KuBra e.V., hat mit seinem Projekt „KunststoffIn“ in der Region Guben und Schwarzheide bereits die Werbeoffensive gestartet. Mit „Kunos cooler Kunststoffkiste“ können schon Grundschüler experimentieren und sich so für chemisch-technische Phänomene interessieren. Ab Klasse 8 organisiert der Verein Aktionstage und Ausbildungsmessen in chemischen Betrieben, in denen die Wachstumsbranche qualifizierte Jobs mit Zukunft vorstellt. „Und dies nicht nur für Hochschulabsolventen“, versicherte gestern Steffi Scharn vom KuBra e.V. Gerade gut ausgebildete Facharbeiter würden benötigt. Nur fehlten den Schulabgängern für eine Ausbildung in der chemischen Industrie leider oft die fachlichen Voraussetzungen.

Auch Friedgunde Just von der Initiative „Land aktiv - Leben im ländlichen Raum“ beklagte auf der gestrigen Veranstaltung das niedrige Leistungsniveau mancher Schulabgänger. Aus intellektueller Sicht seien Berufe in der Landwirtschaft in der Vergangenheit eher abgewertet worden. „Inzwischen aber kommt kein Bauer mehr ohne Computer aus, und auch die biotechnologischen Anforderungen sind gestiegen“, so Friedgunde Just. Wenn künftige Auszubildende hier nicht das entsprechende Vorwissen mitbringen, dann verzichten die Landwirte eher darauf, jemanden auszubilden.

Bildungsminister Holger Rupprecht wies darauf hin, dass wie in der Wirtschaft auch in der Schule die Stärken gestärkt werden müssten. Mehr Leistung und höhere Qualität sei nur dann zu erreichen, wenn man die individuellen Potenziale der Schüler nutze, ihnen nicht ihre Defizite nachweise, sondern ihre Begabungen erkenne und fördere. Zudem müsse Schule wieder stärker ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen und den Heranwachsenden helfen, den Übergang ins Berufsleben fließend zu gestalten.

SPD-Fraktionschef Günter Baaske erinnerte daran, dass der Geburtenknick in den neunziger Jahren und die Abwanderung junger Leute den hiesigen Betrieben schon jetzt Nachwuchssorgen bereiten. „Viele glauben, in Brandenburg keine Perspektive zu haben“, sagte Baaske. Er forderte Lehrer, Eltern und Unternehmer dazu auf, den Jugendlichen zu zeigen, wo die Chancen liegen und sie zu motivieren sich anzustrengen, weil es sich lohne, in Brandenburg zu arbeiten und zu leben.

Bis zu den Sommerferien werden die SPD-Landtagsabgeordneten in den Kreisen erneut Schule und Wirtschaft zusammenbringen. Und noch im April wird sich der Landtag mit der Systematisierung der Berufsorientierung und ihrer Verankerung in der schulischen Bildung beschäftigen.Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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