Landeshauptstadt: JU entsetzt über Reiche
Heftige Kritik an Potsdamer CDU-Politikerin
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Mit ihren Aussagen gegen eine Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften sorgt die Potsdamer CDU-Kreischefin und Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche für heftige Kritik – auch bei ihren Parteifreunden. Entsetzt zeigte sich am Mittwoch Tino Fischer, der Kreischef der Jungen Union in Potsdam. „Das humanistische Weltbild Frau Reiches scheint an ihrem Gartenzaun zu enden“, sagte der 23-Jährige, der selbst bekennend homosexuell ist. Die Politikerin lasse die CDU in einem mittelalterlichen Bild erscheinen. „Für eine moderne Großstadtpartei kann dies tödlich sein“, so Fischer.
Reiche hatte in einem Gespräch mit der Bild-Zeitung die Familienpolitik ihrer Partei kritisiert. „Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands“, sagte die 39-Jährige. Die Ehe dürfe als Lebensentwurf nicht infrage gestellt werden. Außerdem sagte die dreifache Mutter, die CDU müsse klar sagen, dass sie auf Familie, Kinder, Ehe setze: „Die Gesellschaft wird nicht von kleinen Gruppen zusammengehalten, sondern von der stabilen Mitte.“ Zwar dürften gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht diskriminiert werden. „Nur wird keiner diskriminiert, wenn das Lebensmodell, das den Erhalt unserer Gesellschaft garantiert, besonders geschützt und gefördert wird.“ Ohne Familie mit Kindern gebe es keine Zukunft für Deutschland, so Reiche. Anlass für das Interview war eine eine Initiative von 13 CDU-Bundestagsabgeordneten, die eine steuerliche Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften mit der Ehe gefordert hatten.
Das Reiche-Interview sorgte auch im Internet für Reaktionen. Ihre Seite beim sozialen Netzwerk Facebook hat die Politikerin inzwischen aus dem Netz genommen, nachdem dort innerhalb von Stunden eine Flut kritischer Kommentare, aber auch Beschimpfungen veröffentlicht wurden. Inzwischen gibt es bei Facebook die Seite „Keine Zukunft mit Katherina Reiche“, die am Mittwoch rund 4000 Unterstützer fand. Irritiert von Reiches Äußerungen ist auch Martin Och vom CDU-Ortsverband der Lesben und Schwulen: „Eingetragene Lebenspartnerschaften als Feind der Gesellschaft zu betrachten ist grundlegend falsch.“
Reiche selbst wollte sich auf PNN-Anfrage nicht zur Kritik aus ihrer Partei äußern. Sie erklärte aber, dass ihr Vorstoß zur Förderung von Familien „nichts Revolutionäres“ beinhalte. Ihr Ziel sei es, zu einem Familien- statt einem Ehegattensplitting zu kommen – also über steuerliche Vorteile alle Paare zu entlasten, die sich laut Reiche um möglichst mehr als zwei Kinder kümmern. Reiche verwies auch auf die Junge Union (JU) in Potsdam-Mittelmark. Diese forderte in einer Mitteilung ein „Ende der Hexenjagd“ auf Reiche. Dem Staat müsse es nicht um die Förderung einzelner Lebensmodelle, sondern um die Förderung von Verbindungen mit Kindern gehen, so die JU . HK
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