Landeshauptstadt: Jubelfeier für einen royalen PR-Strategen
Zum 300. Geburtstag Friedrichs II. inszeniert die Schlösserstiftung die größte Schau ihrer Geschichte
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Sanssouci - ARD und ZDF drehen neue Dokumentationen, der Bundespräsident hält die Rede zum Festakt im Berliner Schauspielhaus, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) plant die größte Ausstellung ihrer Geschichte, die Stadt Potsdam ehrt ihn mit einer Festwoche – die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Friedrichs II. im kommenden Jahr werden als Mega-Spektakel zelebriert.
Vor allem die Schlösserstiftung will eigene Rekorde brechen und vom Hype um den bedeutendsten Preußenkönig profitieren. Vom 28. April bis 28. Oktober steht Friedrichs Leben und Wirken im Mittelpunkt einer großen Ausstellung im Neuen Palais. Mit rund sechs Millionen Euro ist die Schau so teuer wie keine andere in der Stiftungsgeschichte, sagte SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am gestrigen Freitag bei einer ersten Vorstellung des Programms.
Allein 6000 Quadratmeter nimmt die Schau im größten Schloss des Königs in Beschlag, viele Räume werden dabei zum ersten Mal überhaupt fürs Publikum zugänglich gemacht. Dorgerloh erwartet einen Besucheransturm, der selbst die Zahlen der legendären Ausstellung „Friedrich II. und die Kunst“ übersteigt, die 1986 rund 250 000 Menschen ins Neue Palais gelockt hatte. Die rund 500 zusätzlich gezeigten Exponate kommen als Leihgaben aus der ganzen Welt. Aus New York wird eine Büste von Madame de Pompadour eingeflogen – mit der Marquise verband Friedrich eine innige Feindschaft. Zum ersten Mal ist die Antikensammlung Friedrichs wieder komplett zu besichtigen, die originale Wachstotenmaske ist ebenso unter den Ausstellungsstücken wie das Kindergewehr und die Patronentasche, mit der Friedrichs Vater, Friedrich Wilhelm I., seinen musisch veranlagten Sohn zum Soldaten erziehen wollte.
Die Ausstellung mit dem Titel „Friederisiko“ soll laut Dorgerloh in zwölf Themenbereichen zeigen, wie aus Friedrich letztlich „der Große“ wurde. Nach wie vor gäbe der Monarch viele Rätsel auf. Doch lasse sich gerade im nach dem Siebenjährigen Krieg als Zeichen der ungebrochenen Stärke Preußens erbauten Neuen Palais die Persönlichkeit des Königs in besonderer Weise erkennen. Friedrich II. sei der „grandioseste PR-Stratege unter den Preußenkönigen“ gewesen, er habe sich selbst zu Lebzeiten als Marke inszeniert. Die Schau werde sich all den Themen seiner Zeit widmen – etwa Religion, Kultur, Bildung, Philosophie, Aufklärung und Toleranz, sagte Dorgerloh. Einen festgelegten Rundgang werde es nicht geben, die Besucher sollen sich „ihren eigenen Weg zu Friedrich bahnen“. Um die historischen Parkett- und Marmorböden zu schützen, werden zwei Kilometer zusätzlicher Fußboden verlegt. Es soll viel mit Lichteffekten gearbeitet werden, in jedem Raum werden die Besucher auf die jeweilige Thematik mit einem Zitat des Königs eingestimmt.
Die ARD feiert den Friedrich-Geburtstag mit einem 90-minütigen Doku- Drama, das die Dokfilm GmbH in Babelsberg im Auftrag von RBB, WDR, SWR, MDR und Arte produziert und das unter anderem vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert wird. Die Hauptrollen in „Friedrich – ein deutscher König“ spielen Katharina Thalbach als alter und ihre Tochter Anna als junger König. Zudem soll im Schlosstheater ein vom RBB-Radiosender Antenne Brandenburg produziertes Krimihörspiel über den König und den Müller von Sanssouci aufgeführt werden. Das ZDF plant unter anderem eine längere Dokumentation in seiner sonntäglichen „Terra X“-Reihe, 3sat widmet dem Herrscher einen Thementag.
Die Stadt Potsdam will rund um den eigentlichen Geburtstag des Königs am 24. Januar mit allen wichtigen Kulturträgern eine Festwoche veranstalten, die Schlössernacht, die Musikfestspiele und die Lange Nacht der Museen richten ihr Programm ebenfalls auf den Alten Fritz aus. Der Bund will eine Sondermünze mit dem Konterfei Friedrichs prägen, auch eine Sonderbriefmarke ist geplant.
Zu seinen Lebzeiten war der König selbst kein Freund von Jubiläen. Doch ist SPSG-Kurator Jürgen Luh sicher, dass ihm sein Ruf in der Nachwelt wichtig war. Dass sein 300. Geburtstag so gefeiert wird, hätte Friedrich II. sehr gefallen, meint Luh. „Für ihn hätten sich dann alle Anstrengungen in jeder Hinsicht gelohnt – er wollte ja ,groß’ werden.“
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