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Landeshauptstadt: Jugendarbeit – ohne Gewalt und Ausgrenzung

LEUTE IN POTSDAM Mit dem Tag der Kommunalwahlen, dem 26. Oktober, werden sieben Gemeinden im Norden Potsdams als Ortsteile in die Landeshauptstadt eingegliedert: Fahrland, Neu Fahrland, Satzkorn, Uetz-Paaren, Groß Glienicke, Golm und Marquardt.

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LEUTE IN POTSDAM Mit dem Tag der Kommunalwahlen, dem 26. Oktober, werden sieben Gemeinden im Norden Potsdams als Ortsteile in die Landeshauptstadt eingegliedert: Fahrland, Neu Fahrland, Satzkorn, Uetz-Paaren, Groß Glienicke, Golm und Marquardt. Die PNN stellt in den folgenden Wochen Einwohner aus den Orten vor. Thomas Liebe stellt sich auch nach fast zwölf Jahren noch jeden Tag die Frage: Wie gehen meine Jugendlichen mit ihrem Leben zum? Der 48-Jährige Groß Glienicker arbeitet seit Februar 1992 als Sozialarbeiter im Treffpunkt Fahrland, zunächst auf einer ABM-Stelle, nachdem er zuvor ein Jahr Studium der Sozialpädagogik an der Berliner Humboldt-Universität absolviert hatte. Seit der Treffpunkt Fahrland e. V. als Freier Träger der Jugendhilfe anerkannt wurde, vertritt Thomas Liebe den Verein im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Potsdam-Mittelmark. „Wir haben dort zwar kein Stimmrecht, aber können in praktischen Fragen stets beraten und diskutieren.“ Nach der Eingliederung in die Landeshauptstadt wird er die Mitgliedschaft des Treffpunkt e. V. im Jugendhilfeausschuss der Stadt beantragen. Was ihm wichtig ist: „Wir wollen unbedingt unsere Arbeit mit den Jugendlichen fortführen.“ Immerhin seien die neuesten Signale aus der Potsdamer Stadtverwaltung den Jugendklubs in den neuen Ortsteilen gegenüber recht positiv. Thomas Liebe kam erst nach der deutschen Einheit in diesen Beruf. „Ich wollte 1974 nach dem Abitur zur See fahren und hatte mich freiwillig zur Marine gemeldet“, erzählt der in Ostberlin mit zwei Brüdern aufgewachsene. Die Verpflichtung nahm der Staat zwar dankend entgegen, doch wurde er nach der Einberufung an eine Offiziersschule für Grenztruppen im Vogtland umgelenkt. Das für ihn persönliche Glück dabei war: Dort lernte er seine Frau kennen, ist mit ihr beinahe 28 Jahren verheiratet und hat drei nunmehr erwachsene Söhne. Nach Groß Glienicke wurde er 1988 versetzt. Als im August 1989 einer seiner Brüder unter den DDR-Flüchtlingen war, die über Ungarn weggingen und dann im DDR-Fernsehen diffamiert wurden, kam sein Weltbild ins Wanken. Die Öffnung der Mauer am 9. November erlebte er „direkt am Zaun“ in Falkensee, hat selbst dann zu Weihnachten 1989 in Groß Glienicke das Tor an der Potsdamer Chaussee nach Spandau aufgeschlossen und im Jahr 1990 als Beauftragter Konversionsoffizier die Kaserne in der Waldsiedlung aufgelöst. Heute arbeitet er jeden Tag der Woche mit seinen Jugendlichen. „Wir haben bei uns im Klub bisher alle Probleme ohne Gewalt gelöst, es wurde bei uns noch nie jemand ausgegrenzt“, sagt er stolz. W. Gutzeit

W. Gutzeit

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