Sport: Junge Union feiert im Karli – Unmut einiger Fans
Haltung des CDU-Nachwuchs zur Asylpolitik widerspricht Engagement des Vereins für Flüchtlinge
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Eigentlich ist es nichts Besonderes, wenn Stadionräume an externe Personen vermietet werden, um zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften. Doch im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion, dessen Eigentümer der Viertligist Babelsberg 03 ist, möchte nun der brandenburgische Landesverband der Jungen Union (JU) seine Weihnachtsfeier stattfinden lassen. Der Vermietung wurde zum Ärger einiger SVB-Fans bereits zugesagt.
Feiern möchte die Junge Union am 13. Dezember im VIP-Raum des Stadions – „ohne Vorträge und viele Reden“, aber mit „Essen, Glühwein, Musik und toller Atmosphäre“. Die Wahl sei auf das Karl-Liebknecht-Stadion gefallen, weil er das Stadion von Spielen kenne und man in der VIP-Lounge für sich sein könne, teilte Philipp Schwab, der Landesvorsitzende der Brandenburger JU, auf Anfrage mit. „Potsdam ist aus ganz Brandenburg gut zu erreichen“, sagte er. Für den Mietpreis – auf der Nulldrei-Vereinswebseite ist die Tagesmiete für die VIP-Lounge mit 550 Euro angegeben – würden sich Schwab zufolge in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofes keine Möglichkeiten finden. Daher sei die Stadion-Lounge sowohl preislich als auch von der Lage her eine gute Option.
Dass die Weihnachtsfeier Probleme nach sich ziehen könnte, habe er beim Anmieten nicht gedacht. Zwar kenne er den „Black Block der Nordkurve“, aber da es sich bei dem gemeinsamen Jahresausklang um kein Politikum handele, habe er kein Konfliktpotenzial gesehen.
Kritik an der Vermietung wird sowohl im SVB-Onlineforum als auch im sozialen Netzwerk Facebook geäußert. Die Weihnachtsfeier solle „zum Desaster“ gemacht werden, heißt es zum Beispiel auf der Facebook-Seite der linksalternativen Nordkurve Babelsberg. Außerdem schreiben die Nulldreifans: Die Flüchtlingspolitik der Jungen Union sei „absolut nicht vereinbar mit dem Engagement des SV Babelsberg 03 für Flüchtlinge“. Sie sei „ein Schlag ins Gesicht des ,Welcome United Nulldrei’-Teams“. Außerdem wird ein vor einem Jahr getroffener Beschluss des Deutschlandtages der Jungen Union herangezogen, in dem sich gegen das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ausgesprochen wird. „Der Claim ‚Nulldrei gegen Homophobie’ ist damit nichts weiter als eine Farce“, heißt es nun aufseiten einiger Fans.
Konfrontiert mit dem Vorwurf der Homophobie verwies der JU-Landesvorsitzende auf den am Dienstag ins Bundespräsidium der CDU gewählten Jens Spahn. Vor knapp zwei Jahren machte der Brandenburger CDU-Politiker seine Homosexualität öffentlich. Er habe von der JU Brandenburg stets große Unterstützung erhalten, betonte Schwab. Und: Der Standpunkt zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare werde innerhalb der bundesweiten JU sehr unterschiedlich gesehen. Die kleine Brandenburger Delegation könne solche Standpunkte bei bundesweiten Zusammenkünften nicht allein kippen.
Gerechnet wird bei der Weihnachtsfeier im Karl-Liebknecht-Stadion mit 60 bis 80 Gästen. Auch die Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig und Christian Ehler, der für die CDU im Europaparlament sitzt, haben bereits zugesagt. Bei der JU ist man gewillt, den Jahresabschluss trotz der Kritik im Karli stattfinden zu lassen. „Wir werden die Feier wie geplant durchführen“, machte Schwab deutlich.
SVB-Vereinschef Archibald Horlitz kann den Hinweis der Fans zum Widerspruch zwischen der Haltung der JU und der Position des Vereins zur Flüchtlings- und Asylpolitik verstehen. „Der Verein hat da eine klare Position“, versicherte er. Doch wolle der Verein sein Motto, weltoffen und tolerant zu sein, auch leben und der JU ein Gastgeber sein. Zumal es in den Gremien des Vereins Mitglieder gibt, die unterschiedlichen Parteien angehören. „Wenn die Junge Union bei aller Kenntnis um die politische Haltung unserer Fanszene im Karli feiern will, ist das auch eine Aussage“, sagte er. René Garzke
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