zum Hauptinhalt
Für ihn ist es ein Lebenstraum: Der erst 22 Jahre alter Mario Kugler hat in Zentrum-Ost einen Bio-Supermarkt eröffnet.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Junges Gemüse

Der 22-jährige Mario Kugler hat in Potsdam seinen eigenen Bio-Supermarkt eröffnet. Mit einer Extraportion Kundenfreundlichkeit will er sich neben den großen Ketten behaupten

Stand:

Nicht viele können von sich behaupten, mit Anfang 20 schon Geschäftsführer einer Firma oder einer Unternehmensfiliale zu sein. Noch weniger haben in diesem Alter bereits ein eigenes Unternehmen gegründet – Mario Kugler ist einer dieser wenigen: Am 1. November eröffnete der 22-Jährige aus Brandenburg an der Havel seinen eigenen Bio-Supermarkt „Die Bio-Quelle“ in der Lotte-Pulewka-Straße in Potsdam.

Mit diesem Schritt hat sich der gelernte Einzelhandelskaufmann einen Lebenstraum erfüllt. „Ich hatte schon mit 14 den Wunsch, mich selbstständig zu machen“, erzählt Kugler. „Und da ich unbedingt etwas im Einzelhandel machen wollte und mich sehr gesund ernähre, gab es eigentlich nichts Besseres, als beides zu verbinden.“ Als er seinen Eltern von diesen ehrgeizigen Plänen erzählte, waren sie zuerst skeptisch, doch die Idee ihres Sohnes überzeugte sie letztlich dann doch. „Meine Eltern stehen voll hinter mir und haben auch viel bei der Eröffnung geholfen“, sagt der Jungunternehmer.

Anfang 2013 hatte Kugler mit den Planungen angefangen und einen äußerst detaillierten Businessplan erstellt. „Die Bank war ganz begeistert“, schmunzelt er. Eher durch Zufall stieß er auf das knapp 300 Quadratmeter große Geschäft am Humboldtring. Das musste jedoch von Grund auf saniert werden, weshalb sich der Eröffnungstermin um einen Monat verschob. „Die Sanierung war fünf Tage vor der Eröffnung beendet und in diesen fünf Tagen musste alles eingeräumt werden“, erinnert sich Kugler. Ein anderer Standort wäre zwar denkbar gewesen, so Kugler, doch dann wären die Mieten und damit die Preise um einiges höher gewesen: „Aber ich finde, Bio sollte sich jeder leisten können.“

Wer die „Bio-Quelle“ betritt, findet sich in einem liebevoll eingerichteten Lebensmittelmarkt wieder: „Man bekommt hier alles, was man in einem normalen Supermarkt auch kaufen kann – aber in hundert Prozent Bio-Qualität“, sagt Kugler. Feinkost, Bio-Milch, fair gehandelte Schokolade oder ökologische Baby-Nahrung findet man in den Holzregalen ebenso wie Ginkgo-Tee, Himalaya-Ur-Salz, Kräuterhandseife oder Bio-Hundefutter. Auch die Kühltruhen für Fleisch und Milchprodukte sind gut gefüllt, lediglich die Gemüseabteilung ist noch etwas übersichtlich. „Ich möchte vor allem regionales Obst und Gemüse anbieten, aber jetzt im Winter gibt es natürlich nicht so viel“, so Kugler. „Ich werde im nächsten Sommer auf jeden Fall weitere Bauern aus der Region besuchen und versuchen, sie mit ins Boot zu holen.“

Sowohl vom Sortiment her als auch von der Optik wirkt die „Bio-Quelle“ professionell und braucht sich vor großen Ketten wie Bio Company nicht zu verstecken – obwohl Kugler sich nicht wirklich in Konkurrenz zur Bio Company sieht, welche mit drei Filialen in Potsdam vertreten ist: „Ich finde, die sind immer mehr zu einem gesichtlosen Konzern geworden, das nimmt immer mehr die Form eines Discounters an.“ Womit sich Kugler weniger auf die Preise bezieht, sondern auf den Umgang mit den Kunden: „Mir fehlt vor allem die Freundlichkeit.“

Kugler gehört zu denen, die den Leitspruch „Der Kunde ist König“ wirklich ernst nehmen. Bereits mit 19 Jahren war er stellvertretender Leiter einer Discounter-Filiale und merkte schnell, dass er später einiges anders machen würde: „Ich möchte für die Kunden da sein und mit ihnen reden.“ Zur Not trage er auch die Einkäufe nach Hause: „Einmal hatte hier eine ältere Dame eingekauft, die das nicht mehr tragen konnte, da hab ich ihr die Sachen bis in die Küche getragen.“ Eine Einstellung, die sich offenbar bereits ausgezahlt hat: Obwohl erst vor einem Monat eröffnet, hat die „Bio-Quelle“ bereits die ersten Stammkunden, verrät Inhaber Kugler.

Natürlich hat der 22-Jährige den Supermarkt nicht komplett im Alleingang aus dem Boden gestampft: Von Anfang an wurde er von der Gründerwerkstatt Enterprise unterstützt und beraten, welche jungen Unternehmensgründer in Brandenburg bis 28 Jahre Starthilfe beim Schritt in die Selbstständigkeit gibt. „Ich konnte viele Seminare besuchen und habe von den Enterprise-Beratern viele wichtige Sachen über Buchhaltung, Marketing und Businesspläne lernen können.“ Er ging auf Messen wie die Grüne Woche oder Bio West und stellte sich bei Händlern persönlich vor: „Die haben mir dann viele Produkte empfohlen, die gut laufen.“ Auf eigene Faust unternahm Kugler sogar Marktforschung – indem er mit Straßenumfragen in der Potsdamer Innenstadt versuchte herauszufinden, wie hoch der Bedarf für einen Bio-Markt ist: „Die Resonanz war gut.“

Bislang hat Mario Kugler keine Mitarbeiter. Ware einräumen, Kunden bedienen, Kasse, Büro – er macht alles selbst. „Ich sehe es aber eigentlich nicht als Arbeit, es macht mir wirklich Spaß“, versichert Kugler lächelnd. Mit den ersten Wochen sei er bislang zufrieden, auch wenn die Verteilung von 25 000 Handzetteln zur Eröffnung nicht ganz den gewünschten Werbe-Effekt gehabt hatte. Davon lässt Kugler sich aber nicht entmutigen. Er glaubt fest an den Erfolg und setzt auf den Trumpf Kundenfreundlichkeit: „Wenn man die Kunden anlächelt, dann lächeln sie zurück.“

www.die-bioquelle.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })