
© Manfred Thomas
Von Alexander Fröhlich: Kabelsalat am Landtag
Bei Wahlen stehen Übertragungswagen im Lustgarten / Harte Gespräche um Anschlüsse und Stellplätze
Stand:
Innenstadt - Wenn 2014 die nächsten Landtagswahlen anstehen, dürfte es am Parlamentsneubau in Potsdams historischer Mitte eng werden. Die Fernsehstationen, die zu Wahlen mit schwerer Übertragungstechnik und Sendewagen anrücken, finden auf dem Alten Markt keinen Platz. RBB und Finanzministerium führen daher seit Jahren hinter den Kulissen harte Gespräche. Es gehe darum, „wie gute Arbeitsbedingungen für den RBB im und rund um den neuen Landtag aussehen könnten und sollten“, sagte ein Sprecher des Senders den PNN. Details wollte er nicht nennen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte RBB-Intendantin Dagmar Reim an Finanzminister Helmuth Markov (Linke) wegen der schleppenden Verhandlungen eine Lösung der Probleme angemahnt. Aus dem Finanzministerium hieß es nun, es sei eine Einigung erzielt worden.
Für den RBB ist nach PNN-Informationen direkt am Parlamentsgebäude eine Stellfläche für einen Übertragungswagen vorgesehen. Die reicht gerade für den Normalbetrieb bei Landtagssitzungen. Aber für Sonderfälle wie eine Landtagswahl würde der Platz schon allein dem RBB nicht mehr genügen, anderen TV- und Radiosendern erst recht nicht.
Als Stellplätze für die Übertragungs- und Sendewagen der TV-Stationen bei größeren Veranstaltungen und Wahlen ist nun der Lustgarten vorgesehen. Allerdings muss für die Kabel von dort der Weg über die Breite Straße zum Landtag überbrückt werden. Daher war zunächst an den Bau einer Kabelbrücke gedacht worden. Da diese aber massiv hätte gebaut werden und die empfindlichen TV-Leitungen gegen die Strahlung der Tram-Oberleitung aufwändig abgeschirmt werden müssen, hätte die Brücke nach ersten Schätzungen mindestens 50 000 Euro gekostet. Stattdessen hatte die Stadt Potsdam beim Bau der neuen Tramstrecke Rohre unter der Trasse verlegt. Laut Rathaussprecher Stefan Schulz sind es acht Leerrohre mit einem Durchmesser von 30 Zentimeter – „wie vom Land entsprechend den Anforderungen an die Übertragungstechnik bestellt“. Allerdings hatte eine Planungsfirma in einem Gutachten von Mitte Mai noch eine ganz andere Ausstattung empfohlen – vor allem keine „Leerrohre“. In dem von den Planern entworfenen Konzept für den Landtagsneubau ist von acht Rohren mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern die Rede, die zudem bereits mit Leitungen der neuesten Art ausgestattet sind. Im Lustgarten und Landtag soll es „Anschlusspunkte“ mit „entsprechenden abgestimmten Steckpunkten“ geben. Bei den Leerrohren dagegen müssten die Kabel bei Bedarf erst durchgezogen werden. Nach Aussagen von RBB-Technikern sind die Rohre aber zu schmal, weil nicht einmal die Stecker hindurch passen.
Bestückte oder leere Rohre – den Widerspruch in den Aussagen von Stadt, Finanzministerium und Sender-Mitarbeitern konnte gestern niemand aufklären. Hinter den Kulissen sollen sich beide Seiten, RBB und Finanzministerium, aber heftig gestritten haben. Beim RBB heißt es intern, man habe schon früh während der Planungen gegenüber den Verantwortlichen beim Land darauf hingewiesen, dass Stellplätze für Großtechnik fehlen und man habe auch das Problem der Kabelführung vom Landtag zu den Sendewagen thematisiert. Ein entsprechendes Protokoll, in dem das nachzulesen gewesen sei, sei „zumindest nicht mehr auffindbar“.
Im Gebäudeinneren stattet der Sender seine Studios und Räume mit eigener Technik aus. So haben die Landtagsplaner vom Land und vom Baukonzern BAM sich eng mit dem öffentlich-rechtlichen Regionalsender abgestimmt, als es um die Stellplätze für die TV-Kameras im Plenarsaal ging und um die technischen Voraussetzungen für Rundfunk und Fernsehen. „Drinnen“, so ein RBB-Mitarbeiter, „haben wir keine Probleme.“ Aber draußen um so mehr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: