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Landeshauptstadt: Kaffeeklatsch statt Behördengang

Eltern-Kind-Zentrum am Stern eröffnet: Niedrigschwellige Hilfen zur Stärkung der Familienkompetenz

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Stern - 39 hatten sich beworben, aber nur 15 überzeugten. So auch die AWO Kinder- und Jugendhilfe Potsdam gGmbH mit ihrem Konzept, die nun mit Unterstützung des Landes ein Eltern-Kind-Zentrum betreiben darf. Gestern wurde die Eröffnung der Einrichtung in der Kita „Pfiffikus“ am Stern feierlich begangen.

Für das Modellprojekt, das zunächst auf zwei Jahre angelegt sei, stünden im Land Brandenburg insgesamt rund 400 000 Euro zur Verfügung. Das sei nicht viel für über ein Dutzend Zentren, gestand Bildungsminister Holger Rupprecht, der die Idee gemeinsam mit Familienministerin Dagmar Ziegler nach einer Finnland-Reise entwickelt hatte. Mit einigem Erfindungsreichtum, so Rupprecht, ließe sich aber auch mit wenigen Mitteln viel machen.

Ein Eltern-Kind-Zentrum lebe vom Engagement der Nutzer und ehrenamtlichen Helfer, sagte Sozialarbeiterin Cornelia Karth, die zunächst als 20-Stunden-Kraft die Einrichtung in der Pietschkerstraße leitet. Im Vorfeld habe man unter über 70 „Pfiffikus“-Eltern deren Einsatzbereitschaft sowie den Bedarf an Hilfsangeboten abgefragt, erklärte Leiterin Karth. Und war angenehm überrascht. Immerhin zehn Mütter und Väter sicherten spontan zu, im Zentrum aktiv mitarbeiten zu wollen, die Hälfte der Befragten zeigte Interesse an einer Tauschbörse, eben so viele an kostenlosen Kursen zum Thema Kindererziehung. All das, sowie Schulden- und Ernährungsberatung, würden ab sofort angeboten. Außerdem ist immer montags und donnerstags von 9 bis 11 und montags von 15.15 bis 17 Uhr Elternkaffee.

Bisher habe man über die städtischen Betreuungsangebote zwar das Gros der Kinder erreicht, sagte die Jugendbeigeordnete Elona Müller. Der Kontakt zu deren Eltern bestand aber nicht. Sie seien bisher mit dem Erziehungs- und Bildungsauftrag allein, und zum Teil auch überfordert gewesen. Mit der sozialräumlichen Aufteilung des Stadtgebietes und der damit verbundenen Vernetzung der Träger vor Ort sei eine Basis geschaffen, die den genauen Zuschnitt von individuellen Hilfen ermögliche. Hier passe das Eltern-Kind-Zentrum „super“ hinein, so die Beigeordnete.

Ein „bildungsfernes Milieu“, wie Rupprecht im Fachjargon sagte, erreiche man nur mit niederschwelligen Angeboten. Die Mütter und Väter müssten nicht aufs Amt oder in eine Praxis gehen, sondern kämen zum gemütlichen Kaffeetrinken in das Kiez-Zentrum; Fachkräfte wie Schuldenberater oder Kinderarzt würden dazu geladen und könnten bei Bedarf Tipps geben. Zu einer so gestalteten offenen Begegnungsstätte gehörten sicher auch ganztägige Öffnungszeiten. „Da wollen wir auch hin“, sagte Karth. Dafür und damit auch der angrenzende Abenteuerspielplatz der Kita „Pfiffikus“ länger geöffnet bleiben kann, brauche man mehr Ehrenamtler, rührt sie die Werbetrommel. Vier Damen des Verein „2. Lebenshälfte“ gingen mit gutem Beispiel voran. Sie betreuen die Kinder.

Die geplante Kiez-Küche, die vor allem im Kindertreff am Stern in Stibb-Trägerschaft zu Irritationen geführt hat, komme nicht, so Karth. Schon seit Jahren wird im Treff am Stern gemeinsam mit Schulkindern aus sozial schwachen Familien und deren Eltern mittags gekocht. „Das ist nicht unsere Klientel“, erklärte Karth. Sie wollten vor allem Familien mit Kindern im Vorschulalter erreichen und vielleicht einmal eine kostengünstige warme Mahlzeit anbieten. Der Konkurrenzgedanke aber liege ihr fern. Im Sinne der Sache sollten alle an einem Strang ziehen, so Karth.

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