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Landeshauptstadt: Kaiserbahnhof – nur für hohe Gäste

Am Rande eines EU-Ministertreffens zeigte sich: Der historische Bau bleibt für Potsdamer geschlossen

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Potsdam-West - Der Potsdamer Kaiserbahnhof mit seinem Empfangsbau im englischen Landhausstil bleibt Ziel für Staatsgäste oder Führungskräfte der Deutschen Bahn – doch Potsdams Bürger und Touristen werden ihn weiter nur von außen sehen können. Dies machte Cornelia Kadatz diesen Mittwoch gegenüber den PNN deutlich. Die Leiterin des Service- Managements bei der DB Akademie GmbH sagte am Rand der Konferenz der europäischen Tourismusminister in dem historischen Gebäude: „Es gibt kein Konzept, den Bahnhof für die Öffentlichkeit öfter zugänglich zu machen.“ Auch Termine für Tage der offenen Tür stünden nicht fest, so Kadatz. Die Staatsgäste gestern durften dagegen das Innere des Bahnhofs sehen: Ihr Mittag nahmen sie in der sanierten Gleishalle zu sich.

Das 1909 fertig errichtete Gebäude wird nach seiner langjährigen Restaurierung seit 2005 als Akademie für Führungskräfte der Deutschen Bahn genutzt und ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Gleichzeitig befindet sich der Bau seit 1999 auf der Liste des Unesco-Welterbes. Für die umgesetzten Pläne der Bahn, den Bahnhof für die Potsdamer unzugänglich zu machen, hatte es damals viel Kritik gegeben.

Allerdings gerät der Bahnhof nun zumindest für kurze Zeit ins Licht vieler Kameras: Mit dem ministerialen Besuch am Mittwoch erlebte er seine Generalprobe für das Treffen der G8-Außenminister am 30. Mai in Potsdam. Dann werden am Kaiserbahnhof gegen 9.25 Uhr bekannte Politiker wie US-Außenministerin Condoleezza Rice oder ihr deutscher Amtskollege Frank-Walter Steinmeier aus einem Sonderzug aussteigen.

Diesen Mittwoch war dieses Procedere schon ähnlich zu erleben: Das Schild auf dem Bahnsteig stellt sich auf „Achtung, Durchfahrt“, der Zug neuer Bauart – ausgestattet mit Ledersitzen – braust auf die Minute genau an, den Bahnsteig sichern Dutzende Polizisten. Bürger auf anderen Bahnsteigen sind nicht zu sehen, weil zuvor gerade ein Zug abgefahren ist. Am 30. Mai wird mehr Aufwand betrieben: Die Polizei hat angekündigt, dass eine Bannmeile um den Bahnhof für die Sicherheit der Politiker sorgen soll, die nach Ankunft an ihren Tagungsort im Schloss Cecilienhof fahren. „Das wird die größte Veranstaltung hier seit der Eröffnung vor zwei Jahren“, sagte Kadatz.

Fernab solchen Trubels und der Debatten über eine mögliche Öffnung zog Sprecherin Kadatz eine positive Bilanz für die im Bahnhof eingerichtete Akademie: „Hier herrscht kontinuierlicher Betrieb“. So würde der Bau für Dialogforen und Strategietreffen gern genutzt. Die Zusagen zu Terminen wie dem Treffen der EU-Tourismusminister seien jeweils „Einzelfallentscheidungen“ – in diesem Fall sei es um das für die Bahn „sehr wichtige“ Thema Tourismus gegangen.

Doch hat eine solche Konferenz offenbar auch für Potsdams Tourismuswirtschaft eine Bedeutung. So betonte Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) am Mittwoch: „Unsere Gäste sollen neugierig auf die Region werden.“ Laut Potsdams SPD-Bundestagsabgeordneter Andrea Wicklein sei das Treffen der EU-Minister sogar so zu verstehen, dass „unsere Stadt im Wettbewerb um Touristen eine entscheidende Rolle in Europa spielt.“

Dass dabei der Kaiserbahnhof allerdings nur für hohe Gäste von Bedeutung ist, zeigte Ernst Hinsken, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung, mit seiner Eröffnungsrede vor den Ministern. „Ich begrüße sie in der früher heimlichen Hauptstadt des Deutschen Reiches“, sagte Hinsken. Und weiter: „Dieser Bahnhof war schon früher nur für Kaiser gebaut – und jetzt sind sie da.“

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