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 Preisträger Chan-jo Jun

© Ottmar Winter PNN

Kampf gegen Hass im Netz: Max-Dortu-Preis für bekannten Facebook-Kritiker

Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun wurde in Potsdam für sein juristisches Vorgehen gegen das soziale Netzwerk ausgezeichnet.

Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath: Auf der einen Seite der Anwalt Chan-jo Jun, auf der anderen das soziale Netzwerk Facebook und der dazugehörige Riesenkonzern Meta. Jun gelang es erstmals, Facebook vor ein deutsches Zivilgericht zu bringen, um die Plattform dazu zu bewegen, Falschmeldungen und Hasskommentare zu löschen. Für sein Engagement wurde er nun am Mittwoch im Potsdam Museum mit dem Max-Dortu-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.

„Für die Justiz sind Hassreden im Netz Bagatelldelikte. Eine Morddrohung wird genauso behandelt wie Schwarzfahren“, sagte Jun in seiner Dankesrede. Er verwies darauf, dass das enthemmte Klima auf Facebook und anderen sozialen Medien erst Täter wie den Mörder von Walter Lübcke hervorbringen würden: „Sie sind Teil einer Maschinerie des Hasses.“

Seit 2001 betreibt Jun eine renommierte Kanzlei in Würzburg mit dem Schwerpunkt IT-Recht. 2017 hatte er gegen Facebook geklagt, weil die Plattform massenhaft rassistische Inhalte online ließ und damit gegen deutsches Recht verstieß. Anlass waren die Verleumdungen, denen sich der Syrer Anas Modamani ausgesetzt sah, nachdem er ein Selfie mit Angela Merkel gemacht hatte: Im Netz wurde er daraufhin beschuldigt, ein Terrorist zu sein.

Der Anwalt ist selbst mit Hass und Drohungen konfrontiert

Die Klage scheiterte zwar, aber 2017 beschloss der Bundestag das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das Plattformen wie Facebook dazu verpflichtet, Hasskommentare zu entfernen. Juns Engagement hatte einen Preis: Bis heute sieht er sich selbst immer wieder Beleidigungen und sogar Morddrohungen ausgesetzt.

Die Laudatio hielt am Mittwoch Renate Künast: Jun hatte die Grünen-Politikerin ebenfalls juristisch vertreten, weil diese wegen ehrverletzender Falschzitate auf Facebook angefeindet wurde. 2022 verurteilte das Frankfurter Landgericht den Facebook-Konzern Meta zu einem Schmerzensgeld von 10.000 Euro, dieser ging daraufhin in Berufung.

Der Max-Dortu-Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wurde zum dritten Mal verliehen. Die ersten Preisträger:innen waren der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele und die Crew des Seenotrettungsschiffs Iuventa.

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