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Im Gespräch. Jakobs mit Otten in dessen Betrieb in Uetz (oben, v.l.) und in Neumanns Erntegarten (u. l.). Land unter auf einem Feld in Satzkorn (u. r.).

© Klaer (2)/Haase

Landeshauptstadt: Kaputte Wege, schleppende Kommunikation

Bei seiner ersten Rundreise zu Potsdams Landwirten hörte Oberbürgermeister Jann Jakobs viel Kritik

Stand:

Die Stadt Potsdam und ihre Bauern – kein einfaches Verhältnis. Rund 30 landwirtschaftliche Betriebe gibt es nach Verwaltungsangaben auf dem Gebiet der Landeshauptstadt, geschätzte 5000 Hektar Potsdamer Grund werden landwirtschaftlich genutzt. Der Großteil davon kam erst mit der Gemeindegebietsreform 2003 zur Stadt. Und hat seitdem aus Sicht der Bauern keine besonders glückliche Entwicklung genommen: Die Landwirte beklagen den Verlust von Ackerflächen zugunsten von Gewerbe oder Wohnungsbau, ärgern sich über die zunehmende Verwilderung der Wassergräben und die schleppende Kommunikation mit dem Rathaus, wo sie sich mit ihren Anliegen oft nicht ernst genommen fühlen. „Erst wenn ich etwas in die Zeitung bringe, gehts los“, sagte gestern etwa Torsten Huschke, der insgesamt 246 Hektar Land in Potsdam bewirtschaftet – unter anderem in Satzkorn.

Eine ganze Liste von Hausaufgaben musste Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) aus dem Treffen mit dem Kreisbauernverband mitnehmen. Der Verband hatte Jakobs und Wolfgang Blasig (SPD), Landrat von Potsdam-Mittelmark, zur Besichtigung mehrerer Betriebe im Potsdamer Norden eingeladen. Für den Oberbürgermeister war es der erste derartige Arbeitsbesuch. Am Ende einigte man sich auf eine jährliche Wiederholung.

Denn Konfliktstoff gibt es genug. Zum Beispiel das Wassergrabenproblem. „Die Grabenpflege ist desolat“, erklärte Stephan Otten, Sprecher der Potsdamer Landwirte im Vorstand des Kreisbauernverbandes. Seitdem die Flächen zur Stadt gehören, geschehe praktisch nichts mehr. Wie ein mit Bäumen zugewachsener Graben aussieht, davon konnte sich Jakobs beim Ortstermin in Satzkorn ein Bild machen. In nassen Sommern wie in diesem Jahr verwandeln sich die Felder dann in regelrechte Seen – natürlich unbrauchbar für die Landwirte.

Zuständig für die Pflege ist zwar nicht die Stadt, sondern zwei Wasser- und Bodenverbände, erläuterte Otten. Aber für notwendige Eingriffe – zum Beispiel Baumfällungen – seien Sondergenehmigungen der städtischen Naturschutzbehörde notwendig. Die würden aber nicht erteilt, weil die Naturschützer eine „Vernässung“ der Flächen wünschten und zugewucherte Gräben als schützenswerte Biotope begriffen. Tatsächlich sieht das Klimaschutzkonzept der Landeshauptstadt die „Vernässung“ zur Aufbesserung der Kohlendioxidbilanz vor, räumte Jakobs ein: „Aber das muss diskutiert werden. Es gibt ja keine Strategie, das zu vermooren.“ Er regte an, das Problem bei einem Treffen mit allen Betroffenen zu klären. Die Stadt werde noch im November zu einem Termin einladen.

Ärger gibt es auch mit den Feldwegen. Viele seien kaputt oder so eingewachsen, dass sie nicht mehr befahrbar sind, erklärte Stephan Otten. Da die Wege als öffentliche Wege gewidmet sind, sei die Stadt für die Pflege zuständig – weiß das aber gar nicht, wie Otten vermutet. Bei Pflegeaktionen der Landwirte auf eigene Faust gebe es wiederum Probleme mit der Naturschutzbehörde. „Wir brauchen klare Zuständigkeiten für die Pflege“, mahnte er. Auch da versprach Jakobs Abhilfe. Denkbar sei, dass die Landwirte von der Stadt für die Pflege bezahlt werden: „Sie haben das nötige Gerät und die Manpower.“ Allerdings ist bislang offenbar nicht einmal klar, wie viele solcher Wege es auf Stadtgebiet überhaupt gibt. Jakobs kündigte eine Bestandsaufnahme an.

Ein lückenhaftes Bild hat die Stadt offenbar auch von den Pachtverträgen. Vergleichpreise wie beim Mietspiegel gebe es nicht, beklagt Otten. Hier liegt der Schwarze Peter aber auch bei den Landwirten, die die Verträge mitunter gar nicht anzeigen. Auch das will Jakobs angehen: So soll es künftig eine Art Pacht-Kataster geben. Auch den Wunsch der Landwirte nach einem festen Ansprechpartner im Rathaus versprach der Oberbürgermeister umzusetzen. Jana Haase

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