
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Karpfen für den Silvestertisch – auch aus der Havel Für Potsdams Fischer Mario Weber war 2012 „ein normales Jahr“. Karpfen gingen ihm häufig ins Netz
Manche finden, dass Karpfen modrig schmeckt. Das kann durchaus sein, denn der Fisch liebt den Aufenthalt im schlammigen Wasser.
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Manche finden, dass Karpfen modrig schmeckt. Das kann durchaus sein, denn der Fisch liebt den Aufenthalt im schlammigen Wasser. Gourmets und Fisch-Kenner empfehlen daher, den Karpfen vor dem Verzehr ein paar Tage in der Badewanne in frischem Wasser schwimmen zu lassen, weil sich dann aus dem modrigen ein nussiger Geschmack entwickle.
Auch Mario Weber schwört auf den exquisiten Geschmack von Karpfen. Potsdams einziger Fischer hat den Fisch sowohl zu Weihnachten als auch Silvester selbst auf dem Tisch. Vor allem aber gehen an diesen Tagen Karpfen über den Verkaufstisch im Fischerhof an der Potsdamer Stadtmauer. Dabei kommen die meisten Fische jedoch nicht aus Webers Fischgründen, sondern von Zuchtbetrieben. Das märkische Agrarministerium rechnet für 2012 mit einer Produktion von fast 1 000 Tonnen Speisekarpfen. Brandenburg nimmt damit im Ländervergleich nach Bayern und Sachsen Platz drei ein. Der Absatz war jedoch zunächst zäh. „Für den Fischverkauf war es in den vergangenen Tagen ein wenig zu warm“, sagte Gerd Michaelis von der Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft. „Wir hoffen nun am Silvestertag auf ein gutes Geschäft“, so der Geschäftsführer. Sein Unternehmen bringt nach eigenen Angaben zwischen 550 bis 600 Tonnen Karpfen auf den Markt und liefert damit etwa die Hälfte der Brandenburger Produktion. Das Teichgebiet der Edelfisch GmbH umfasst etwa 1500 Hektar in Südbrandenburg, darunter 1000 in Peitz.
Auch in der Potsdamer Fischerei sind Weber und sein Team darauf eingestellt, dass am heutigen Montag noch einmal reichlich Fisch verkauft wird. Bereits die vergangenen Tage waren arbeitsintensiv. „Da waren einige Nachtschichten dabei“, sagt Weber.
Neben gezüchteten Karpfen hat der Potsdamer Fischer auch im Angebot, was ihm selbst ins Netz ging. „Die Ausbeute in diesem Jahr war recht gut“, befindet Weber. Warum das so sei, würden am besten die Fische wissen, meint er. „Fischerei hat viel mit Erfahrung zu tun, aber auch mit Glück“, sagt er. Seit 21 Jahren steigt Weber in den Kahn, um fangfrischen Fisch an Land zu holen. „Wenn es möglich ist, jeden Tag.“ Vom Templiner über den Wannsee bis weit nach Berlin erstrecken sich seine täglichen Fanggründe, seine Fischereirechte reichen von der Spree bei Spandau bis zum Mühlendamm bei Brandenburg. In der Rückschau beschreibt Weber 2012 als „normales Jahr“. Fischerei sei immer abhängig von Wetterlagen, wie lange es trocken ist oder wie kalt und lang der Winter sei. „Wir leben von und mit der Natur und manchmal braucht es die Geduld eines Anglers“, sagt Weber.
Laut Fischzüchter Michaelis greifen die Kunden in diesem Jahr verstärkt zu größeren Karpfen, zwei bis zweieinhalb Kilo seien beliebt. Die Karpfen, die Weber aus der Havel fischt, wiegen wesentlich mehr. Sechs bis 20 Kilogramm schwere Fische habe er aus dem Wasser gezogen. In seinen Fischgründen tummeln sich neben Karpfen auch Aal, Hecht und Zander. Wo seinen besten Fischgründe sind, werde er „nie und nimmer“ verraten. „Ich sage doch nicht, wo ich mein Geld vergraben habe“, winkt er ab.
Dass der Karpfen angeblich zu Reichtum verhelfe, ist ein Grund, weshalb er traditionell zum Jahreswechsel verzehrt wird. Einer Legende zufolge soll es Glück und Geldsegen für das neue Jahr bringen, wenn eine Karpfenschuppe im Geldbeutel aufbewahrt wird.
Der Brauch, Weihnachten oder Silvester Karpfen zu essen, geht bis ins Mittelalter zurück. Der Weihnachtskarpfen ist vor allem wegen seiner christlichen Bedeutung zu einer Tradition geworden. Er steht als Symbol für Wasser, Erneuerung, Leben und Fruchtbarkeit. Im Mittelalter haben Mönche und Nonnen in ihren Klosteranlagen den Fisch in ausgedehnten Teichwirtschafen gezüchtet, um für die Fastenzeit etwas Abwechslung auf dem Tisch zu haben. mit dpa
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