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Von Kay Grimmer: Karstadt in der Achterbahn

Das Potsdamer Innenstadt-Kaufhaus öffnete heute vor fünf Jahren zum ersten Mal seine Türen. Seitdem erlebten die rund 100 Mitarbeiter turbulente Zeiten

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Innenstadt - Potsdams Karstadt Stadtpalais, einziges Kaufhaus der Landeshauptstadt, feiert heute sein fünfjähriges Bestehen. Überschattet sind die Feierlichkeiten allerdings noch immer von den Nachwehen der Insolvenz der Karstadt-Mutter Arcandor im Juni vergangenen Jahres. Zwar wird der Standort in der Brandenburger Straße nicht mehr infrage gestellt. Doch noch immer fehlt dem Insolvenzverwalter Hans-Hubert Görg ein Käufer für das Stadtpalais und weitere 119 Karstadt-Standorte, die erhalten bleiben sollen. Sowohl indische Investoren als auch der Metro-Konzern wollten nach anfänglichem Interesse nicht kaufen.

Die vergangenen fünf Jahre des Potsdamer Karstadt-Hauses gleichen einer Achterbahnfahrt. Mit einer übergroßen Hoffnung auf die Entwicklung der Innenstadt wurde das „Stadtpalais“ am 10. März 2005 nach genau zweijähriger Umbauzeit eröffnet. Zuvor stand das Kaufhaus nach einem Brand sieben Jahre leer, ehe es für 50 Millionen Euro wieder hergerichtet wurde. Nach der Eröffnung wurde das Stadtpalais mit dem denkmalgeschützten Lichthof und der barocken Fassade in seiner Anmutung als „kleines KaDeWe“ gelobt. Der gesamte Handel in Potsdams Zentrum lebte auf, neue Einzelhändler und Ketten etablierten sich. Die Ladenmieten zogen stark an. Und auch Karstadt hatte stolze Mietpreise zu zahlen – wie im Zuge der Insolvenz 2009 bekannt wurde. Der Arcandor-Konzern verkaufte nämlich das Areal im Vorfeld der Bauarbeiten an den Oppenheim-Esch-Fonds, der das Haus an Karstadt zurückvermietete. Der Mietzins lag nach Medienberichten weit über erwirtschaftbaren Quadratmeterpreisen – auch andere Karstadthäuser litten darunter. Während der Insolvenz des Unternehmens Ende 2009 kämpften Potsdams rund 100 Karstadt-Mitarbeiter mit Transparenten in den Schaufenstern und Unterschriftenlisten für den Erhalt des Stadtpalais’: Sie hatten Erfolg.

Doch auch nach dem vorerst gesicherten Weiterbestand existieren Baustellen. So fehlt vielen Potsdamer Karstadt-Kunden eine Lebensmittelabteilung (siehe Interview). Die Einzelhandelszeile im Brauhaus steht ebenso leer wie die gesamte vierte Etage des Hauses. Beide Handelsflächen sollen in Verantwortung der Esch-Gruppe liegen.

Zudem hemmt eine Potsdamer Besonderheit die Weiterentwicklung des Handels in der Mitte. Die denkmalgeschützte Innenstadt lässt bislang kaum größere Handelsflächen zu, die für einen florierenden Einkaufsstandort nötig sind. Das zeigte jüngst eine Standortanalyse der Comfort-Gruppe, eines bundesweit tätigen Vermittlers für Gewerbeflächen.

Und auch die Shopping-Center drängen: Das Stern-Center will eine zweite Etage mit Geschäften. Die Bahnhofspassagen verlangen ein Ende der Handelsbeschränkungen, die die Stadtverordneten beschlossen hatten. Die Sortiments-Beschränkung war eine Reaktion auf den darniederliegenden Handel in Potsdams Zentrum mit dem fehlenden Kaufhaus. Karstadt in Potsdam hat trotz allem allen Grund zu feiern, weil es bis heute überlebt hat.

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