Landeshauptstadt: Katastrophe bei der Feuerwehr
Umzug für Potsdamer Kameraden erst 2007 / Letztes Jahr 40 Prozent mehr Brände
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Umzug für Potsdamer Kameraden erst 2007 / Letztes Jahr 40 Prozent mehr Brände Von Sabine Schicketanz Ihr neues Quartier auf dem ehemaligen Straßenbahndepot an der Holzmarktstraße würde die Potsdamer Berufsfeuerwehr lieber heute als morgen beziehen. Die Lage am jetzigen Standort in der Werner-Seelenbinder-Straße gleiche zeitweilig einer Katastrophe, sagte gestern Feuerwehr-Chef Wolfgang Hülsebeck. Die neue Feuerwache aber werde erst Mitte 2007 fertig sein. Dieses Jahr sollen die Planungen beendet sein, ab 2005 werde gebaut. Zurzeit wird in einem europaweiten Wettbewerb ein Planungsbüro für den Neubau gesucht. Dringend ist der Umzug der Feuerwehr vor allem, weil die Bauarbeiten am rückwärtigen Bereich des Kutschstalls auf Hochtouren laufen und die Wache immer mehr einengen. „Wir mussten einen Stellplatz in der Garage als Zufahrt für die Kutschstall-Tiefgarage räumen“, so Hülsebeck. Die Tankcontainer habe man auf den Hof stellen müssen, den auch Baufahrzeuge nutzten. „Das wird immer schwieriger.“ Trotzdem gelte es, die Funktionsfähigkeit des Gebäudes bis zum Umzug zu erhalten. „Aber sobald wir raus sind, fällt das in sich zusammen“, beschrieb der Feuerwehr-Chef den desolaten Zustand der Wache. Erstmals seit Jahren musste die Feuerwehr zudem in 2003 mehr Brände löschen als im Vorjahr: 309 Feuer, davon fünf Großbrände, wurden gemeldet. Dies entspricht einer 40-prozentigen Steigerung. Gründe seien der trockene Sommer mit 80 Wald- und Böschungsbränden, eine mit 48 Feuern zweieinhalbfache Steigerung der Anzahl von Bränden in der Silvesternacht und ein Brandstifter, der im Herbst in Babelsberg neun leer stehende Gebäude der Deutschen Bahn AG anzündete. „Die Polizei hat den Verdächtigen aber ermittelt“, sagte Hülsebeck. Mit den sieben neuen Gemeinden hat sich die Zahl der nun 15 Freiwilligen Feuerwehren mehr als verdoppelt. 340 aktive Kameraden werden hier gezählt, 140 hauptberufliche Mitarbeiter hat die Berufsfeuerwehr. Für eine optimale Zusammenarbeit musste auf dem Kirchberg in Neu Fahrland ein neuer Alarmumsetzer installiert werden – denn vor der Eingemeindung wurden die Wehren von Brandenburg (Havel) aus alarmiert. Vertraut gemacht habe sich die Berufsfeuerwehr zudem mit den besonderen Gefahrenpotenzialen der neuen Gemeinden, dazu zählen die Golmer Wissenschaftseinrichtungen, der Baumarkt Hornbach und das Industriegebiet in Groß Glienicke. Außerdem muss laut Hülsebeck in die Technik und Gebäude der Freiwilligen Feuerwehren investiert werden. Drei Löschfahrzeuge seien mehr als 30 Jahre alt, das älteste aus dem Baujahr 1967 besitzt Groß Glienicke. In Marquardt sei die Feuerwehrwache sehr sanierungsbedürftig. Den weitaus größten Teil der Feuerwehr-Arbeit machen Rettungsdiensteinsätze aus. „Nur zehn Prozent sind Brand- oder Hilfeleistungseinsätze“, so Hülsebeck. Insgesamt 11969 Mal rückte die Feuerwehr in 2003 zur Notfallrettung aus. Zurückgegangen ist dagegen die Zahl der Krankentransporte. „Im Januar 2004 haben wir im Vergleich zum Vorjahresmonat nur die Hälfte der Fahrten gemacht.“ Verantwortlich dafür seien die Änderungen im Gesundheitssystem, Transportfahrten würden weniger verschrieben. Darauf habe die Feuerwehr sich vorbereitet, „das wird für die Stadt kostenneutral“, so Hülsebeck. Gefragt sein wird jedoch wohl auch in 2004 die Arbeit des ehrenamtlichen zwölfköpfigen Notfallseelsorge-Teams. 46 Mal kam es 2003 zum Einsatz, meist zur Betreuung von Angehörigen. Neue Akzente innerhalb der Feuerwehr will Dirk Häusler als neuer Vorstand des Stadtfeuerwehrverbandes setzten. „Hier hat ein Verjüngungsprozess stattgefunden“, so Häusler. Die angehenden Ruheständler hätten Platz gemacht für Jüngere.
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