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Von Jana Haase: Kate, Hilde und zehn Marias

Am Donnerstag startet die Berlinale: Es wird ein Babelsberg-lastiger Jahrgang, wenn auch ohne „Bären“-Chancen

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Soviel Potsdam wie in diesem Jahr war wohl noch nie auf der Berlinale. Das ist die gute Nachricht vor der Eröffnung der 59. Internationalen Filmfestspiele am Donnerstag in Berlin. Und genau da fängt es auch schon an: Denn Eröffnungsfilm ist die Studio-Babelsberg-Koproduktion „The International“ von Regisseur Tom Tykwer („Lola rennt“) – ein Bankenthriller, mit dem Tykwer vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise „beinahe seherische Fähigkeiten“ bewiesen hat, wie Studio-Vorstand Christoph Fisser gestern sagte.

Aus Babelsberg kommen diesmal nicht nur Filme wie die fünffach Oscar-nominierte Studio-Koproduktion „Der Vorleser“, sondern auch Kostüme, etwa für die Knef-Biografie „Hilde“ von Kai Wessel und die Literaturverfilmung „Effi Briest“ von Hermine Huntgeburth. Auch die X-Filme-Produktion „The Countess“ („Die Gräfin“) von und mit Julie Delpy feiert auf der Berlinale Premiere.

Erstmals sponsert Studio Babelsberg einen Preis für Nachwuchsschauspieler. Zehn europäische „Shooting Stars“ werden ihn – oder besser gesagt: sie – am Montag im Berlinale-Palast entgegen nehmen: Die Statuette der „Maria“, der Roboterfrau aus dem Stummfilmklassiker „Metropolis“. Die von Walter Schulze-Mittendorff vor gut 80 Jahren entworfene Figur wurde zur Ikone der Babelsberger Filmateliers. Einer der diesjährigen Preisträgern ist David Kross („Knallhart“), der für „Der Vorleser“ mit Kate Winslet („Titanic“) vor der Kamera stand – unter anderem in Babelsberg.

Auch in zwei Berlinale-Jurys sitzen Potsdamer: HFF-Absolvent Matthias Luthardt („Pingpong“) ist Präsident der französisch-deutschen Jugendjury „Dialogue en perspective“. HFF-Vizepräsident Martin Steyer und Klaus-Peter Beyer, Intendant des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, wählen beim Filmmusik-Wettbewerb drei Nachwuchskomponisten aus, deren Musiken mit dem Filmorchester eingespielt und im Rahmen des Talent Campus uraufgeführt werden.

Andreas Dresen („Wolke 9“) bringt dem Berlinale-Publikum diesmal zwar keinen Film mit: Der Potsdamer Regisseur diskutiert seine Filmerfahrungen allerdings zusammen mit Wim Wenders („Palermo Shooting“) vor dem internationalen Film-Nachwuchs auf dem Berlinale Talent Campus. Dort wird auch der Brite David Hare sprechen: Der Drehbuchschreiber von „Der Vorleser“ und „The Hours“ reflektiert über sein Handwerk und die Bedeutung von Wendepunkten für das filmische Erzählen.

Einblicke in die Welt jenseits der Kulissen einer Großfilm-Produktion verspricht eine von Studio Babelsberg präsentierte Fotoausstellung des Produzenten Lloyd Phillips, der momentan noch mit Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) in Babelsberg arbeitet. Im „C/O Berlin im Postfuhramt“ in der Oranienburger Straße zeigt Phillips Schwarz-Weiß-Fotografien von den Dreharbeiten zum Berlinale-Eröffnungsfilm „The International“, die ursprünglich als Erinnerung für die Filmcrew gedacht waren.

Alles in allem also ein Babelsberg-lastiger Berlinale-Jahrgang mit einem einzigen Haken: Es gibt für Potsdam keine Chance auf eine „Bären“-Trophäe – denn die Filme laufen „Außer Konkurrenz“ oder in anderen Festivalsektionen. „Zurücklehnen und genießen“ könnte das Motto aus Potsdamer Sicht also sein. Aber die zehn Tage im Februar sind auch ohne Bären-Jagd aufregend genug: „Die Berlinale ist für uns wie jedes Jahr wichtiger Markt, um uns mit Produzenten zu treffen“, erklärt Studio-Vorstand Christoph Fisser. Dass es bei diesen Treffen um mehr als nur Händeschütteln geht, wurde zuletzt im Dezember deutlich, als die Studio-Chefs den einst auf der Berlinale angestoßenen Millionen-Vertrag mit Hollywood-Erfolgsproduzent Joel Silver (Matrix-Trilogie) perfekt machten.

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