Weniger Touristen in Potsdam: Kater nach dem Friedrich-Jahr
Entgegen dem Landestrend hat Potsdam 2013 weniger Besucher als 2012. Die Tourismus-Branche sieht aber keinen Grund zur Sorge.
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Nach dem erfolgreichen Friedrich-Jubiläumsjahr 2012 mit mehr als einer Million Übernachtungen in Potsdam könnte 2013 zum Katerjahr für die Hoteliers in der Landeshauptstadt werden: Entgegen dem Landestrend sind die Gäste- und Übernachtungszahlen in Potsdam im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Das geht aus den Zahlen des Landesamtes für Statistik Berlin-Brandenburg für die Monate Januar bis Juli hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden. Während es in dieser Zeit landesweit ein knappes Prozent mehr Touristen und 1,1 Prozent mehr Übernachtungen gab als im Vorjahreszeitraum, ging in Potsdam die Zahl der Gäste um 2,3 Prozent auf aktuell 235 241 zurück. Bei den Übernachtungen gab es einen Rückgang um 2,1 Prozent auf aktuell 559 780. Allein im Juli gab es in Potsdam 5,2 Prozent weniger Gäste und 4,9 Prozent weniger Übernachtungen als 2012 – Regionen wie die Uckermark, das Barnimer Land oder das Elbe-Elster-Land verzeichneten dagegen zweistellige Wachstumsraten.
Grund zur Sorge sieht man in der Touristik-Branche angesichts dieser Entwicklung trotzdem nicht. Es sei absehbar gewesen, dass man die guten Zahlen des Friedrich-Jahres, als eine Reihe von Sonderveranstaltungen rund um den 300. Geburtstag von Preußenkönig Friedrich II. für Zulauf sorgten, nicht ohne Weiteres ins Jahr 2013 mitnehmen könne, sagte Steffen Lehmann von der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB) den PNN: „Es ist schwierig, 2012 als Maßstab zu nehmen.“ Im Vergleich zu 2011 seien die Zahlen immer noch steigend, betonte er: So zählten die Statistiker für Januar bis Juli 5,6 Prozent mehr Touristen und 10,3 Prozent mehr Übernachtungen als im gleichen Zeitraum 2011.
Die TMB habe weiterhin das Ziel, die Millionen-Marke bei den Übernachtungen in diesem Jahr erneut zu knacken: „Abgerechnet wird am Jahresende, aber wir sind optimistisch, dass wir das schaffen“, sagte Lehmann: „Potsdam ist ein attraktives Reiseziel, auch ohne Friedrich-Jahr.“
Ähnlich sieht das auch Arndt Gilka-Bötzow, der Kreischef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga): „Wenn wir hinter 2011 zurückgefallen wären, dann wäre das bedenklich gewesen“, sagte er den PNN. Die jetzt konstatierte Abnahme im Vergleich zu 2012 führt er auf den „Sondereffekt Friedrich 300“ zurück. Dass es mehr Gäste als 2011 gibt, zeige gleichzeitig, dass das Jubiläumsjahr auch Gäste zum erneuten Potsdam-Besuch bewegen konnte.
Dass die seit Monaten dauernde Diskussion um eine Bettensteuer oder eine Tourismusabgabe Gäste abgeschreckt haben könnte, glaubt er nicht. „Das ist im Moment noch ein lokales Thema“, so Gilka-Bötzow. Man werde aber genau verfolgen, wie sich die Entscheidung der Stadtverordneten für eine der beiden Varianten auf die Gästezahlen auswirken werde, kündigte er an.
Wie berichtet hatte sich die Stadt im Sommer vertraglich verpflichtet, die Schlösserstiftung bei der Parkpflege künftig für fünf Jahre mit jährlich einer Million Euro zu unterstützen. Damit sollte ein Parkeintritt für Sanssouci verhindert werden. Zur Refinanzierung wollte das Rathaus alle Unternehmen mit einer Tourismusabgabe zur Kasse bitten, was in der Politik und bei den Betroffenen allerdings für heftige Kritik gesorgt hatte. Aber auch für die von der SPD-Fraktion als Alternative ins Spiel gebrachte Bettensteuer, bei der Potsdamer Hotelgäste pro Nacht extra zahlen müssten, sind mittlerweile die Mehrheiten wieder dahin. Hintergrund war die neue Haltung der Industrie- und Handelskammer, die eine Tourismusabgabe unter bestimmten Bedingungen nun doch befürwortet. Auf ihrer Septembersitzung vertagten die Stadtverordneten eine Entscheidung – sie wollen nun erneut mit Branchenverbänden Rücksprache halten. Am heutigen Mittwoch steht das Thema auf der Tagesordnung des Finanzausschusses.
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