Landeshauptstadt: Kaufen, ehe die Steuer steigt
Potsdamer Grundstücksmarktbericht weist 2010 steigende Umsätze aus
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Potsdam bleibt auch weiterhin ein teures Pflaster. Der 19. Grundstücksmarktbericht der Stadt weist für 2010 sowohl beim Geldumsatz als auch bei der Anzahl der Verkäufe eine steigende Tendenz aus und die gute Nachfrage macht sich zwangsläufig durch steigende Bodenpreise bemerkbar. Begehrt sind vor allem Wohngrundstücke am Stadtrand, so in Bornim, Golm und Kleinglienicke. Ein absoluter Ausreißer ist Hermannswerder mit einer Preissteigerung um 60 Euro pro Quadratmeter auf jetzt 300 Euro. Auf Hermannswerder sei allerdings nicht mehr viel im Angebot, sagte gestern Winfried Schmidt, Vorsitzender des Gutachterausschusses und Fachbereichsleiter Kataster und Vermessung bei der Stadt. Er stellte den Grundstücksmarktbericht vor. Der Ausschuss arbeite unabhängig von der Stadt und stütze sich auf die Verkäufe, die ihm zu 40 Prozent mitgeteilt würden, erläuterte er. Stichproben und Nachfragen ergänzten das Gesamtbild. Den Markt regelten Angebot und Nachfrage und die sei in Potsdam ungebrochen, so Schmidt. Begehrt seien nach den Randlagen auch die Grundstücke in der Berliner, Nauener, Jägervorstadt und in Babelsberg mit Preissteigerungen pro Quadratmeter um 20 bis 30 Euro. In Klein Glienicke sind es 40 und am Griebnitzsee 30. Gesucht wird die Wassernähe auch in der Leipziger Straße.
Zum Potsdamer Grundstückspool gehört eine Gesamtfläche von 187,5 Quadratkilometern, auf der rund 155 400 Potsdamer wohnen. 31 Prozent der Flächen werden landwirtschaftlich genutzt, 25 Prozent durch die Forst, elf Prozent sind Wasser und fünf Prozent Parks. Gewohnt wird auf acht Prozent der Fläche, hinzu kommen Handel, Gewerbe und Verkehrsflächen. 31 Prozent der Wohnungen wurden nach 1991 gebaut.
2010 wurde das meiste Geld (55,9 Millionen Euro) für Eigenheimgrundstücke ausgegeben und bei bereits bebauten Grundstücken für Eigentumswohnungen (120 Mio €). Begehrt waren auch Gewerbe- und Geschäftshäuser (93,6 Mio €). Der Kauf von Mehrfamilienhäusern hat sich gegenüber 2009 sogar mehr als verdoppelt. 84 Millionen Euro wechselten dabei den Besitzer. Für gute bis sehr gute Wohnlagen wurden 215 bis 550 Euro pro Quadratmeter Bodenpreis gezahlt, für mittelgute Lagen 100 bis 280 Euro. Bei der hohen Nachfrage zogen automatisch die Bodenrichtwerte für die Einfamilienhausgebiete in guter Wohnlage an und liegen nun bei über 250 Euro pro Quadratmeter. In den mittelguten Wohnlagen sind die Preise meist stabil geblieben. Und nur in einem Segment sind sie gefallen, nämlich beim Erstverkauf von Wohneigentum, das mit über 3000 Euro pro Quadratmeter erworben wurde, die Häuser sind vor 1960 gebaut und offensichtlich aufwendig saniert worden. Hier liegt der Weiterverkaufspreis bei 1170 Euro. Trotzdem machen die Verkäufer auch da nach Steuerabschreibung noch einen guten Schnitt, denn der Landesdurchschnitt gibt für solche Wohnungen 1130 Euro an.
Die steil nach oben führende Verkaufs- und Gewinn-Kurve bis 2007 wurde durch die Wirtschaftskrise unterbrochen. Doch die Stadt hat die Krise recht gut überstanden und im Vorjahr das seit 1999 zweithöchste Ergebnis auf dem Grundstücksmarkt eingefahren. So mancher Kaufwillige hat offensichtlich noch Ende 2010 zugeschlagen, ehe das Land die Grunderwerbssteuer zum 1. Januar 2011 von 3,5 auf fünf Prozent anhob. 30 Prozent der Kaufverträge wurden in den letzten zwei Monaten des Vorjahres abgeschlossen und damit das Gesamtergebnis nach oben getrieben.
Insgesamt übertrifft Potsdam mit 11,7 Kaufverträgen und 3475 Euro pro 1000 Einwohner sogar die Metropole Berlin. Dass Potsdam nach München der zweitteuerste Wohnort ist, konnte Schmidt nicht bestätigen, da ihm keine Vergleichszahlen vorlagen. Es liegt jedoch nahe, dass sich bei steigenden Verkaufspreisen und einer ebensolchen Tendenz daran nichts geändert hat. Auch der Stand der Bodenrichtwerte lässt darauf schließen. Die Spitze führen noch immer die Brandenburger und die Friedrich-Ebert-Straße an mit 600 Euro pro Quadratmeter. Es folgt das Holländische Viertel mit 420 und die barocke Innenstadt mit über 410 Euro pro Quadratmeter. Andere Außenbereiche wie Fahrland (Gebiet an der Jubelitz) und Marquardt-Siedlung erweisen sich bei den Bodenrichtwerten mit 30 Euro pro Quadratmeter als geradezu billig.
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