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Landeshauptstadt: Kaufflächen zwischen Schloss und Stadtkanal? Debatte zu Gewerbe und Gastronomie in der Mitte

Wie kann die neue historische Mitte Potsdams belebt werden? Diese Frage stellten sich am Dienstag fünf Vertreter aus Politik und Stadtplanung bei einer Podiumsdiskussion der FDP-nahen Friedrich Naumann-Stiftung.

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Wie kann die neue historische Mitte Potsdams belebt werden? Diese Frage stellten sich am Dienstag fünf Vertreter aus Politik und Stadtplanung bei einer Podiumsdiskussion der FDP-nahen Friedrich Naumann-Stiftung. Busso Grabow vom Deutschen Institut für Urbanistik erklärte hinsichtlich des Landtagsschlosses: „Historische Fassaden allein können eine solche Fläche nicht attraktiv machen.“ Das Land Brandenburg, welches das Stadtschloss als Landtag nutzen wird, sei eher an Sicherheit als an städtischer Belebung interessiert, so Björn Teuteberg von der FDP-Stadtfraktion: „Das Landesparlament sollte sich nicht abschotten, ein so schönes Gebäude muss von den Bürgern genutzt werden können. So könnte die Kantine allgemein geöffnet sein, auch um das Schloss herum sollte es Cafés und Restaurants geben.“ Stadtmitarbeiterin Katharina Jantzen fand, die Stadt könne ihre Wasserlage mehr nutzen: „Ich kann mir gute Gastronomie mit Blick auf die Freundschaftsinsel vorstellen.“

Unterschiedlich waren die Ansichten zum richtigen Mix aus Wohnen und Gewerbe; die Maßgabe der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte sah 2010 eine Aufteilung von 70 Prozent Wohnen und 30 Prozent Gewerbe vor. „Das Verhältnis sollte eher umgekehrt sein“, sagte Teuteberg. Jantzen erklärte, diese Zahlen seien überholt. Auch Grabow zeigte sich skeptisch: „Hier werden keine jungen Familien hinziehen, sondern Mieter hochpreisiger Wohnungen.“ Ein Potsdamer kritisierte, dass durch den Wegfall der Fachhochschule, des Clubs der Architekten oder des Jugendclubs Spartacus junge Menschen aus der Mitte verdrängt werden: „Belebung des Stadtzentrums geht über die Jugend und nicht über den Verkauf.“

Ein großes Einkaufszentrum zwischen Bibliothek und Stadtschloss wurde kritisch gesehen: „Die Bebauung in Potsdam ist sehr kleinteilig – es ist fraglich, ob große Angebote hier funktionieren würden“, sagte Grabow. „Es gibt Städte, die sich durch unmaßstäbliche Einkaufszentren keinen Gefallen getan haben“, warnte Stefan Holl von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, „dadurch kommt auch mehr Verkehr in die Stadt“. Dagegen Jantzen: „Große Kaufflächen zwischen Steubenplatz und Stadtkanal kann ich mir vorstellen.“ Mehr als 2500 Quadratmeter Verkaufsfläche würden laut Erik Wolfram von der Stadtverwaltung jedoch keinen Sinn machen. Sowohl Holl als auch Teuteberg wiesen darauf hin, dass der Textilhandel in Potsdam stärker angesiedelt werden müsse. Gleichzeitig sagte Holl: „Für den Einzelhandel ist das hier eine Nebenlage.“

Während Potsdam jährlich über 18 Millionen Tagestouristen hat, gibt es nur etwa eine Million Übernachtungen. Sowohl Grabow als auch Teuteberg erachteten es daher als wichtig, mehr Übernachtungsgäste in die Stadt zu holen: „Die Stadt hat bereits Angebote für eine Woche“, sagte Grabow, „aber ich vermisse das ‚Leitbild Tourismus’. Sanssouci allein reicht nicht, man müsste zum Beispiel Trends wie Fahrradtourismus aufnehmen.“ Erik Wenk

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