Potsdam Polizei ist schwer erreichbar: Kein Anschluss unter dieser Nummer
Die Potsdamer Polizei ist für die Bürger im wahrsten Sinne des Wortes unerreichbar. Ein Erlebnisbericht eines Potsdamers - und eine gelassene Reaktion der Behörde.
Stand:
Die Potsdamer Polizisten haben ein seltenes Privileg. Ungestört von den Anrufen besorgter Bürger, die ein Verbrechen melden oder eine Vermisstenanzeige aufgeben wollen, können sie in ihrer Inspektion in der Henning-von-Tresckow-Straße ihrer Arbeit nachgehen. Denn wer versucht, die Dienststelle telefonisch zu erreichen, kommt nicht durch – die im Internet und im Telefonbuch angegebene Nummer (0331-5508-0) ist schlicht falsch. Wählt man sie, kommt erstmal nichts. Und dann ein schnelles Tuten. Das Zeichen für einen toten Anschluss.
Ein Potsdamer Bürger hat sich an die PNN gewandt und eine geradezu abstruse Geschichte erzählt: Ein Laster hatte auf der Straße vor seinem Haus in Groß Glienicke einen Haufen Sand abgeladen – unrechtmäßig, wie der Potsdamer fand. Also suchte er im Internet nach der Nummer der für ihn zuständigen Polizeiinspektion. Statt eines hilfsbereiten Beamten meldete sich am anderen Ende nur das hektische Tuten.
Der Potsdamer musste an jenem Tag geschäftlich nach München. Als er dort aus dem Flieger stieg, probierte er die Nummer erneut: nichts. Er rief bei der Auskunft an, dort gab man ihm dieselbe Nummer. Wieder nichts. Da es sich nicht um einen Notfall handelte, habe er Skrupel gehabt, die „110“ zu wählen, erzählt er. Doch in seiner Verzweiflung tat er es dann irgendwann doch. „Ich habe mich bei der Dame am Telefon erst mal entschuldigt, dass ich wegen so einer Kleinigkeit den Notruf tätige“, sagt der Potsdamer. Doch die Beamtin – sie saß im oberbayerischen Ingolstadt – war verständnisvoll und versprach, es selbst einmal bei den Potsdamern zu versuchen. Kurz darauf rief sie ihn aus der 110-Zentrale in Ingolstadt zurück. Auch sie sei in Potsdam nicht durchgekommen, berichtete sie verwundert. Da ein telefonisches Durchkommen nicht möglich sei, versprach sie, stattdessen ein Fax zu den Kollegen zu schicken. „Das hat offenbar geklappt, denn weitere eineinhalb Stunden später wurde ich aus der Polizeiinspektion Potsdam angerufen“, sagt der Groß Glienicker. Mittlerweile war es schon Nachmittag geworden, sein erster Anruf viele Stunden her.
Bei der Potsdamer Polizei ist man sich des Zustands durchaus bewusst. „Das ist schon eine Weile so“, sagt eine Sprecherin gelassen. Es sei keineswegs so, dass die komplette Telefonanlage defekt sei, lediglich die im Internet angegebene Nummer funktioniere nicht. Wer statt der „-0“ die Durchwahl „-1224“ wähle, komme problemlos durch. Ob diese Nummer für die Bürger irgendwo zu finden sei? Nein, nirgends.
Die Polizeisprecherin versteht die Aufregung nicht. Unter der zentralen Nummer „110“ sei immer jemand zu erreichen, der sich um die Anliegen der Bürger kümmere. Wer nicht gerade seine Lebensgeschichte erzählen wolle, müsse keine Skrupel haben, auch bei weniger dramatischen Fällen den Notruf zu wählen. Auf der Homepage der Polizei klingt das allerdings anders: „In dringenden Fällen“ solle der Notruf 110 genutzt werden.
Wann der Fehler behoben werde, sei noch nicht absehbar, sagt die Sprecherin. Schließlich dürften nur wenige Menschen die Homepage verändern. Allerdings habe es schon mehrere Hinweise auf die falsche Nummer gegeben, die Technik sei daher an der Sache dran. Mit der Ruhe in der Inspektion wäre es dann allerdings vorbei.
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