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Links und rechts der Langen Brücke: Kein Auftakt nach Maß

Michael Erbach hofft nach einem holprigen Auftakt auf einen nunmehr spannenden und argumentativ überzeugenden Wahlkampf

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Am kommenden Montag beginnt das neue Schuljahr – die Ferien sind vorbei. Und: Der Wahlkampf um den Posten des neuen Potsdamer Oberbürgermeisters geht in seine heiße Phase. Die sieben Kandidaten stehen fest, auch hängen ihre Plakate überall in der Stadt – aber es muss noch sehr viel passieren, damit der bis zum 19. September dauernde WahlKAMPF seinem Namen auch gerecht wird. Bislang nämlich sind einige Kandidaten entweder gar nicht oder eher mit ersten Wahlkampf-Pannen aufgefallen – kämpferisch gibt sich noch keiner. Von den Kandidaten der Piratenpartei, von Die Andere oder den Grünen gibt es eigentlich noch nichts zu berichten. Marcel Yon von der FDP glänzte beim Stadtwerkefest mit einer Anbieter-Wechsel-Party, die ins Leere lief. Barbara Richstein (CDU) tingelt zwar fleißig durch die Stadt, ihr Wahlkampfauftakt in einer Kleingartensparte war aber nicht dazu geeignet, das Potsdamer Wahlvolk vom Hocker zu reißen. Ihr Plakat mit dem Raserfoto und dem Slogan „Potsdam braucht mehr Tempo“ schafft zwar eine gewisse Aufmerksamkeit, bietet inhaltlich aber allenfalls Anlass zum Kopfschütteln. Auch der Kandidat der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, ist mit dem Auftakt-Plakat nicht gut bedient. „Auf einen Schwatz mit Scharfenberg“ heißt es darauf – und der Kandidat steht dabei am Zapfhahn, lässt ein rotes, schäumendes Getränk in einen Becher laufen. Rote Brause? Kirschbier? Selbst die Linken rätseln und liefern sich im Internet heftige Diskussionen. Was in seiner Wahlkampf-Broschüre unter dem Titel „ehrlich, geradlinig, zuverlässig“ fehlt: der Hinweis auf seine Stasi-Tätigkeit – immerhin ein Teil seiner Biografie. Ein womöglich folgenschwerer Fehler. Da macht Jann Jakobs von der SPD plakativ erst mal nichts falsch. Er zeigt sich als familienfreundlicher Amtsinhaber. Allerdings: Mit der Ankündigung, dass der geplante Kita-Service erst später kommen wird, mit der Diskussion um den Abriss des Hotels Mercure und der zwangsweisen Wiederholung der Ausschreibung für das neue Tierheim hat ausgerechnet das Stadtoberhaupt den anderen Kandidaten Munition für den nun anstehenden inhaltlichen Wahlkampf geliefert. Alles kein Auftakt nach Maß. In den kommenden Tagen und Wochen werden die Kandidaten bei den verschiedensten Gelegenheiten aufeinandertreffen. Eine gute Chance, das Potsdamer Wahlvolk endlich im Wettstreit mit Argumenten zu überzeugen.

Michael Erbach

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