Landeshauptstadt: Kein Einlenken in Sacrow
Stiftung: Keine Räder im Sacrower Park / Vollstreckung von Park-Bußgeldern durch Ordnungsamt auf Eis
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Sacrow – Die Heilandskirche in Sacrow soll auch weiterhin nicht mit dem Rad zu erreichen sein. Das sagte Ulrich Henze, Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), gestern auf PNN-Anfrage. „Wir wollen keine Fahrräder vor der Kirche stehen haben“, so Henze. Damit verfolge man dieselbe Strategie wie vor den anderen Schlössern des Weltkulturerbes.
Henze reagierte damit auf Kritik vom Europaabgeordneten Michael Cramer (Bündnis90/Die Grünen): Denn durch die Sperrung des Sacrower Parks für Fahrräder wird eine Lücke in den 160 Kilometer langen „Berliner Mauerweg“ gerissen, bemängelt Cramer. Die im Sacrower Park gesperrte Strecke sei „die letzte nicht-legale Strecke“ des Mauerwegs, betont der Europapolitiker, der seit 2001 regelmäßig zu Rad-Führungen am ehemaligen Mauerverlauf einlädt. Im Sacrower Park ist allerdings weder Radfahren noch Radschieben erlaubt, bestätigte Stiftungssprecher Henze: „Das möchte die Stiftung auch genau so beibehalten.“
Erst Ende vergangener Woche hatte die Stiftung in Berlin erstmals Wege im Schlosspark Charlottenburg für das Radfahren geöffnet. Die Öffnung sei in Abstimmung mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf geschehen, heißt es in der entsprechenden Mitteilung der Stiftung. Anders als in Potsdam kam die Forderung zur Freigabe dort von den Bezirksverordneten, die damit das Anliegen verschiedener Bürgerinitiativen und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Berlin e.V. unterstützten. Laut Presseberichten hatte Stiftungschef Hartmut Dorgerloh eingeräumt, dass sich das Radfahren unter den Parkbesuchern „eingebürgert“ habe.
„Das ist ja eine freudige Entscheidung“, kommentierte Michael Cramer. Der Europaabgeordnete hofft, dass die Stiftung bis Juli 2008 einlenkt und „das Radelverbot auch auf dem Mauerweg im Sacrower Park“ aufhebt. Denn am 19. Juli plant Cramer dort wieder eine Radführung. Die Besichtigung der Heilandskirche sei ein unentbehrlicher Bestandteil der Tour.
Ulrich Henze nennt dagegen eine Ausweichmöglichkeit „direkt 20 Meter weiter“. Dort könne die Straße von Radfahrern genutzt werden. Das entspreche einem „Umweg von einer halben Minute“, so der Stiftungssprecher. Auch die Heilandskirche könne man über die Straße erreichen – mit einem Fußweg von „drei Minuten“, so Henze.
Unterdessen liegen die Pläne, das Potsdamer Ordnungsamt mit der Vollstreckung von Bußgeldbescheiden der Stiftung zu beauftragen, weiterhin auf Eis. „Es gibt noch interne Gespräche“, sagte Wolfgang Hadlich, Büroleiter des Oberbürgermeisters, gestern auf Anfrage. Bisher bestehe allerdings „nicht so dringender Handlungsbedarf“, so Hadlich: „Die Stiftung hat kein Zeichen gegeben, dass Hilfe nötig ist.“ Stiftungssprecher Henze bestätigte, dass die Pläne nicht vom Tisch sind. In Charlottenburg überwachen Ordnungsamtsmitarbeiter sogar die Einhaltung der Rad-Regelung.
Heute werden in Potsdam erneut die Änderungen der Radwegeregelung in den Potsdamer Parks vorgestellt. Seit Januar 2008 hat die Stiftung einige Wege im Neuen Garten und im Park Babelsberg freigegeben. Vorangegangen waren „Rasenlatscher“-Aktionen in Sanssouci und Babelsberg im vergangenen Jahr. Ende Oktober überreichte die Bürgerinitiative „Babelsberger Park“ 10600 Unterschriften gegen die Anfang 2007 in Kraft getretende Parkordnung. Für neuen Wirbel hatte vor zwei Monaten Wolfgang Joop gesorgt. Der Modeschöpfer war mit Rad und unangeleinten Hunden von Parkwächtern „erwischt“ worden. Wegen angeblicher Beleidigungen hatten sich Wächter und Modeschöpfer danach gegenseitig angezeigt. Jana Haase
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