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ORTSTERMIN: Kein Essen und die Energiewende

Ganz zum Schluss schaute Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) etwas peinlich berührt. Nachdem er Mitgliedern und Gästen der Potsdamer CDU im Mövenpick Restaurant an der historischen Mühle am Dienstagabend eine gute Stunde lang die Schwierigkeiten und Chancen der Energiewende erläutert hatte, stand ein Fragesteller auf und leugnete einfach mal den Klimawandel an sich.

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Ganz zum Schluss schaute Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) etwas peinlich berührt. Nachdem er Mitgliedern und Gästen der Potsdamer CDU im Mövenpick Restaurant an der historischen Mühle am Dienstagabend eine gute Stunde lang die Schwierigkeiten und Chancen der Energiewende erläutert hatte, stand ein Fragesteller auf und leugnete einfach mal den Klimawandel an sich. Der Mann war Michael Limburg vom Europäischen Institut für Klima und Energie, das seine Finanzierung nicht offenlegt und dessen amerikanisches Pendant von der Ölindustrie gepäppelt wird. Derart notorische Klimaskeptiker ist Altmaier als Umweltpolitiker gewohnt. Eine durchaus große Minderheit der Anwesenden applaudierte jedoch – und zwar Limburg. Ein Teil der christdemokratischen Basis fremdelt also nach wie vor mit den ganzen neuen Sachen. Aber es ist ja auch eine konservative Partei.

Vorher hatte der Bundesumweltminister aus dem Saarland über allerlei Technisches und Notwendiges gesprochen. Da ging es um Leitungsnetze und Pumpspeicherwerke, Umlagen und Subventionen, Klimaschutz und Atomausstieg. „All diese Probleme sind lösbar“, so Altmaier. Zwischendrin lockerte der schwergewichtige Minister die Rede mit regelmäßigen Scherzen über seine Leibesfülle auf. Das Signal war klar: Ich kenne mich aus, nehme mich selbst aber nicht todernst.

Schon mit seiner ersten Bemerkung versuchte er die Basis für sich einzunehmen: Er wolle zeigen, dass aus dem Saarland auch gute Leute kommen – und führte Erich Honecker und Oskar Lafontaine als Gegenbeispiele an. Auch deshalb habe er im Mai das Angebot Angela Merkels, Umweltminister zu werden, auch gleich angenommen: „Man weiß ja nie, wann das nächste kommt.“

Den Vorgaben seiner Kanzlerin und Parteivorsitzenden folgt der 54-Jährige. Als parlamentarischer Geschäftsführer war es ihm zugefallen, im Herbst 2010 erst die Mehrheit für den Ausstieg aus dem Atomausstieg zu organisieren und dann fünf Monate später das Gegenteil. Der Politiker ist also sowohl flexibel als auch vielseitig. Und Potsdam mag er auch noch. Seit er als Bundestagsabgeordneter 1999 nach Berlin gekommen sei, habe er Potsdam häufig besucht und komme gern wieder, sagte Altmaier ungefragt. Ob er sich bei so viel Wohlgefühl auch mal ein Engagement an der Spitze der darbenden märkischen CDU vorstellen könne, wollte er jedoch nicht sagen. Die Energiewende sei seine Aufgabe und diese fordere ihn voll und ganz. Stattdessen lobt er lieber seine Staatssekretärin: Katherina Reiche kümmere sich großartig um den Mittelstand. Eine öffentliche Empfehlung der Potsdamer CDU-Kreisvorsitzenden beispielsweise für eine Spitzenkandidatur auf Landesebene wollte Altmaier dennoch nicht abgeben. Es gebe in der CDU 15 Landesverbände. Wenn er da anfangen würde, sich zur Personalpolitik zu äußern, würde er zu nichts anderem mehr kommen. Außerdem brauche er Reiche noch.

Dann musste Altmaier auch schon wieder zum nächsten Termin. Reiche verabschiedete ihn: „Ich wünschte, du würdest noch zum Essen bleiben. Ich glaube, das würde dir gefallen.“

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