Landeshauptstadt: Kein Kult um Preußens Madonna
Kaum „Luisenjahr“-Programm in Potsdam – nur das private „Luisenfest“ soll auch 2011 gefeiert werden
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Klanglos geht in Potsdam das Luisenjahr zum 200. Todestag der beliebtesten preußischen Königin, der „preußischen Madonna“, zu Ende. Stadtverwaltung und Potsdam-Museum nahmen davon keine Notiz. Die Schlösserstiftung zeigte ihre Luisen-Ausstellungen in Berlin und Paretz. Das Filmmuseum bot eine kleinere Fotoschau, in der Garnisonkirchen-Gesellschaft gab es einen Vortrag. So blieb das auf private Initiative von Barbara Schubert am 18. Juli veranstaltete Fest „Luise mein Schatz, komm uff’n Luisenplatz“ das einzige Ereignis, mit dem einer breiteren Potsdamer Öffentlichkeit das Gedenken an die Königin vermittelt wurde.
Das erscheint mager, denn Luises Leben war mit der Residenzstadt eng verflochten. Sie wohnte mit ihrer Familie im Frühjahr und im Herbst regelmäßig im Potsdamer Stadtschloss, wo sie 1799 auch das fünfte ihrer zehn Kinder, die leider früh verstorbene Prinzessin Friederike, zur Welt brachte. Dreimal, 1794, 1800 und in ihrem Todesjahr 1810, weilte sie für längere Zeit in Sanssouci und wohnte dabei in den Neuen Kammern. In den Laubengängen am Weinbergschloss hielt sie ihre Teegesellschaften. Ein Ausflugsort der Königin war der Pfingstberg. Ihr Gemahl Friedrich Wilhelm III. ließ für sie das in der DDR-Zeit abgerissene Belvedere auf dem Brauhausberg errichten. Das Jubiläumsjahr wurde nicht zum Anlass, den angekündigten Wiederaufbau in Angriff zu nehmen. Dafür wollte der SPD-Politiker Mike Schubert einen Förderverein gründen.
In der Garnisonkirche trafen sich am 5. November 1805 Zar Alexander, Königin Luise und ihr Gemahl König Friedrich Wilhelm III., um das zwei Tage zuvor im Vertrag von Potsdam beschlossene russisch-preußische Bündnis zu beschwören, das später zu einer wichtigen Grundlage für den Befreiungskampf gegen Napoleon wurde.
Immerhin kann Barbara Schubert das Luisenfest als Erfolg werten. Mit seinem vom Königspaar in einer Kutsche angeführten Umzug, Geschichtsvereinen, Künstlern, Informations- und Verkaufsständen fand es gute Resonanz. 25 Sponsoren unterstützten die Veranstaltung. Schubert, beruflich Betreiberin einer Agentur, kündigt nun für den 17. Juli 2011 das 2. Luisenfest an. Dafür hätten sich bereits die ersten Sponsoren und Mitgestalter angemeldet. Weitere Standbetreiber sucht sie noch, außerdem preußische Uniformvereine und „eine schöne Kapelle“.
Schubert scheint fest entschlossen, das Luisenfest weiterzuführen. „Potsdam hatte nicht nur den Alten Fritzen, sondern auch starke Frauen“, meint sie. „Für Thüringen steht Landgräfin Elisabeth, für Naumburg Uta und für unsere Stadt die Königin Luise.“
Den „Luisenkult“ der Kaiserzeit und der 1920er Jahre will Schubert aber nicht zurückholen. Sie weist aber auf das soziale Vermächtnis der Königin hin. Die nach deren frühem Tod 1810 gegründete Stiftung finanzierte beispielsweise für Bräute aus armen Potsdamer Familien, die in der Garnisonkirche getrauten so genannten „Luisenbräute“, eine bescheidene Aussteuer. Solche Traditionen könnten in zeitgemäßer Form wieder aufgenommen werden. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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