zum Hauptinhalt
Wohin wird künftig das Reisen gehen? Auch auf die derzeitigen Kreisliga-Spitzenteams FSV Babelsberg 74 (in der Mitte Thomas Müller) und SG Saarmund (links Philipp Tietz, rechts Philipp Groch) könnten durch die Kreisstrukturreform längere Wege zukommen.

© Kuppert

Von Ingmar Höfgen: Kein spürbarer Fusionsdruck

Der Fußballkreis Havelland-Mitte lädt angrenzende Kreise zum Thema Strukturreform ein

Stand:

Dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert, wusste schon Sepp Herberger. Darüber, wie lange und teuer die Anreise sein sollte, ist keine ähnlich tiefgreifende Weisheit überliefert. Die von der 9. Liga abwärts spielenden Kreisfußballer müssen sich nun wieder verstärkt damit auseinander setzen. Ihre Meinung ist gefragt, denn bis zum Jahr 2014 sollen sich im Land Brandenburg aus 17 Fußballkreisen acht bis zehn bilden (PNN berichteten). Damit gehen nicht nur neue Gegner einher, sondern auch längere und teurere Wege für die Besten.

Welche Änderungen sich für die Fußballer, Senioren wie Junioren, in Havelland-Mitte ergeben könnten, will Hartmut Lenski am 28. Februar ausloten. Für jenen Montag hat der Vorsitzende des Fußballkreises, der auch in der Arbeitsgruppe Kreisstrukturreform des Fußball-Landesverbandes FLB mitarbeitet, Vertreter der angrenzenden Kreise Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel, Westhavelland, Dahmeland und Jüterbog/Luckenwalde zum Meinungsaustausch nach Werder eingeladen. „Das Thema Reisekosten muss sich gestalten lassen“, weiß auch Lenski um die Probleme in den dünner besiedelten Randgebieten Brandenburgs. „Bei den Kindern müssen wir ganz besonders sorgfältig darauf achten, sie nicht zu überfordern.“

Vorgaben für ein Ergebnis gibt es allerdings nicht, betonte Lenski. „Wie würden wir es tun, wenn wir die freie Entscheidung hätten“, beschrieb er gegenüber den PNN einen Ansatz, wie man auch über die bisherigen Grenzen der Fußballkreise hinausdenken könnte. So etwas wie Fusionsdruck spürt man in Havelland-Mitte nicht, da der Speckgürtel zwischen Falkensee und Teltow vom Zuzug profitiert. Es könnte auch alles bleiben wie es ist, beschrieb Lenski sein „worst-case-Szenario“. Davon geht er allerdings nicht aus. Die Kreise Senftenberg und Elbe-Elster hätten sich bereits auf ein Zusammengehen geeinigt, West- und Ostuckermark seien auf einem guten Weg. „Es muss gut sein für den Fußball und die Vereine als Träger des Sports“, benennt Lenski seine Leitlinie.

Noch allerdings hat sich für Havelland-Mitte kein Fusionsinteressierter zu Wort gemeldet. Oberhavel verhandelt vordringlich mit Barnim, und die Vertreter Ostprignitz-Ruppins treffen sich zunächst am 22. Februar mit den Prignitzer Funktionären. Im Westhavelland, das vielfach als naheliegender Partner gehandelt wird, sieht man keine Notwendigkeit für eine Fusion. Als von zehn bis zwölf neuen Kreisen die Rede war, sei vorrangige Option gewesen, eigenständig zu bleiben, sagte Westhavellands Vorsitzender Peter Baier. Auch als sich die Zahl auf acht bis zehn reduzierte, habe sich dies nicht geändert. Das Hauptargument sind auch hier die längeren Wege. Baier will aber abwarten, bis die Arbeitsgruppe beim FLB erste Ergebnisse vorlegt. Dann sollen alle 45 Vereine zusammenkommen. „Sie wollen inhaltlich dazu gehört werden“, betonte er. Gewundert hat er sich über eine Landkarte in einer Tageszeitung, die Havelland-Mitte und Westhavelland als Fusionskandidaten sieht, denn ein offizielles Gespräch hat es bisher nicht gegeben.

Auch im Dahmeland, dem Fußballkreis, der den Großteil des südlichen Speckgürtels umfasst, orientiert man sich nicht gen Potsdam. Vielmehr würde man, so betonte Geschäftsführer Günter-Philipp Arens nach einer Vorstandssitzung am Freitag, eine Fusion mit Jüterbog/Luckenwalde und einem Teil des Fußballkreises Spree anstreben. „Jüterbog/Luckenwalde ist unser Wunschkandidat“, sagte Arens und verweist darauf, dass zahlreiche Jugendmannschaften bereits im Dahmeland mitspielen. Trotz der nur 41 Vereine sieht man auch im Dahmeland keine Notwendigkeit zur Fusion. Arens ärgert, dass lediglich die Zahl der Vereine – der FLB wünscht sich Kreise mit 75 Vereinen – als Maßstab herangezogen wird. Über 40 Teams würden bei der E- und F-Jugend kicken, „das müssen wir nicht vergrößern“. „Wir werden es unseren Vereinen nicht aufdrücken“, bevorzugt Arens eine von der Basis angestoßene Kreisfusion.

Bliebe noch Jüterbog/Luckenwalde als möglicher Partner für Havelland-Mitte. Deren Vorsitzende Lothar Schulze will das Treffen am 28. Februar abwarten und sich gegenwärtig nicht über mögliche Varianten äußern. Gastgeber Lenski rechnet, auch wenn er es ausdrücklich als persönliche Meinung kennzeichnet, auch mit weiteren Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Mit einer Kreisoberliga, die kommen soll und jene weiten Fahrstrecken beinhaltet, stünden die fünf Landesklassen in ihrer jetzigen Form zur Diskussion. Und dass die neue Struktur nur mit Ehrenamtlichen am Laufen gehalten werden kann, bezweifelt er auch. „Es geht auch um die materielle Stärkung der Kreise“, sagt Lenski. Auch das ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Ingmar Höfgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })