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Homepage: Kein Urlaubstrip

TV-Team begleitete GFZ-Forscher bei Installation des Tsunami-Warnsystems

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„Da hängt jetzt viel Geld dran“, sagt Dr. Tilo Schöne und blickt auf den Kran, der die über sieben Meter große gelbe Tsunami-Warnboje in den Himmel hievt. Drei Tonnen wiegt das High-Tech-Instrument, mit dem die Wissenschaftler des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) in Zukunft vor einer Tsunami-Katastrophe wie der von Weihnachten 2004 warnen wollen. Die Boje ist Kommunikations- und Rechenzentrum, sie erfasst seismische Daten, die vom Meeresboden geschickt werden, gleicht sie mit meteorologischen Daten und dem Zustand der Meeresoberfläche ab. Zehn Bojen sollen rund um Sumatra, entlang der aktiven Erdbebenzone platziert werden.

Der verheerende Tsunami vom Vorjahr hatte auf hoher See nur eine Höhe von rund 60 Zentimetern. Erst wenn die energiereichen Tsunami-Wellen in flaches Wasser kommen, bauen sie sich zu haushohen Monsterwellen auf. Zudem verursacht nicht jedes Seebeben einen Tsunami. Daher bedarf es für eine exakte Warnung sowohl der Daten vom Meeresboden als auch von der Wasseroberfläche. Die GPS-Bojen sind Teil des unter Federführung des GFZ entwickelten Tsunami-Frühwarnsystem. Das System soll ab 2008 vollständig arbeiten, die Bundesregierung hat dafür 45 Millionen Euro bereit gestellt.

Für den Film „Die Tsunami-Warner“, der am 16. Dezember auf Arte zu sehen war, begab sich das Drehteam mit Forschern und Bojen auf die Reise nach Südostasien. Mit dem Forschungsschiff „Sonne“ ging es auf hohe See, eine Versuchsboje sollte installiert werden. Klingt einfach, war es aber nicht. Während die Stürme der Regenzeit über die Forscher hereinbrachen, kämpften diese gegen die Tücken der Technik. Bis zuletzt wurde getüftelt und programmiert, doch dann herrscht zwischen der Boje und dem Messgerät am Meeresboden Funkstille. Immerhin ist hier ein Entfernung von 6000 Metern (!) zu überbrücken.

Bis zur endgültigen Installation der Boje blieben nur noch 36 Stunden. Den Forschern und Technikern stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Das Einholen der Boje im Sturm wurde dann fast zum Fiasko. „Wir sind hier nicht im Urlaub“, lautete der Kommentar eines Crew-Mitglieds. Die Nerven lagen blank. Dann schließlich die gute Nachricht: Nach einem Check der Instrumente sendete die Sonde, nun schon aus 3000 Meter Tiefe. Bereits zwei Tsunami-Warnungen hatte sie abgesetzt – Testwarnungen wohlgemerkt.

Während die Geoforscher auf dem Meer Sonde und Boje installieren, spielen am Strand von Padang in West-Sumatra die Kinder in den Wellen. Die Millionen-Stadt gilt als extrem gefährdet, sie liegt gerade mal 100 Kilometer von der Bebenzone entfernt. Ein Großteil der Stadt liegt auf Meereshöhe, würde also bei einem Tsunami überflutet. Im März kam es nach einem Erdbeben zu einer Massenpanik. Jetzt lernen die Schulkinder bei Übungen, dass sie zuerst den Schulranzen über den Kopf halten müssen. Dann erst, nach Ende des Bebens, beginnt die Flucht in höher gelegene Stadtteile. „Die Schulkinder werden die Anweisungen ein Leben lang nicht vergessen und sie werden ihren Familien davon berichten“, so die Hoffung einer einheimischen Seismologin. In Padang muss jeder wissen, was nach einem starken Erdbeben zu tun ist. Denn ein Seebeben auf Höhe der Stadt würde auch das Warnsystem des GFZ überfordern: Die Vorwarnzeit wäre einfach zu kurz. Jan Kixmüller

Der ARTE-Film „Die Tsunami-Warner“ wird im kommenden Jahr im Programm des RBB wiederholt.

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