
© Dörte Seupel-Kör
Landeshauptstadt: Keine Angst vorm Schlaatz
Das Jugendprojekt „Beat it, Spray it, Break it!“ findet seinen Abschluss in einem Dokumentarfilm
Stand:
Was verbindet den Schlaatz und Groß Glienicke? Auf den ersten Blick nicht viel, doch in den vergangenen Monaten kamen sich die beiden Stadtteile ein klein wenig näher: Acht Monate lang nahmen 26 Jugendliche aus dem Schlaatz und Groß Glienicke am Projekt „Break it, Spray it, Beat it!“ teil, übten sich in Breakdance, Graffitikunst und „Drum’n’Beats“ – Percussion mit Alltagsgegenständen.
Daraus entwickelten die Zwölf- bis 18-Jährigen eine gemeinsame Performance. Auftritt und Vorbereitungen wurden mit Kameras begleitet. Ergebnis ist ein 90-minütiger Dokumentarfilm, der am Freitag um 18 Uhr im Treffpunkt Freizeit Premiere hat. Über 150 Gäste werden erwartet. Auch die 15 Graffiti-Leinwände, die im Laufe der letzten Monate entstanden sind, werden am Freitag noch einmal gezeigt. Schon im Juni beim „Swamp Open-Air – Breakdance & Graffiti Jam“ war das Jugendkulturprojekt in Potsdam zur Aufführung gekommen.
Es war ambitioniert – und ein voller Erfolg: „Die Kids haben rangeklotzt, ich bin echt stolz auf sie“, sagt Ina Beu, eine der Projektleiterinnen vom Jugendclub Alpha im Bürgerhaus Schlaatz. „Super war auch, dass viele Eltern das Ganze unterstützt und sich am Ende bedankt haben. Das ist hier am Schlaatz nicht immer selbstverständlich.“ Von anfangs 60 Interessenten blieben 26 bis zum Schluss mit dabei – ein guter Schnitt, findet Beu: „Das war die richtige Zahl für die Workshops.“
Auch die Teilnehmer sind vollauf zufrieden: „Es gab keine Phase, wo ich mal keine Lust hatte“, sagt Cihan Özcan. „Ich habe noch nie bei so etwas Großem mitgemacht!“ Der 18-Jährige kommt regelmäßig zum Alpha und hatte bereits Breakdance-Erfahrungen. Für den Breakdance-Workshop hatten die Initiatoren zwei erfahrene Trainer engagiert, darunter Vincent Grätz, der vor Kurzem mit Potsdams Ehrenamtspreis geehrt wurde.
Das Training fand wechselweise im Jugendclub Alpha und im Groß Glienicker Begegnungshaus statt. Anfangs war Özcan nicht davon begeistert, eine Dreiviertelstunde zu fahren: „Aber als wir dann da waren, waren alle Leute sehr nett und es war schön, einen neuen Jugendclub kennenzulernen. Auch die Teilnehmer aus Groß Glienicke haben sich gefreut.“
Problematisch war eher der geringe Platz im Begegnungshaus, vor allem für den am stärksten nachgefragten Workshop – Breakdance: „Die Trainer haben dann Klebestreifen auf den Boden geklebt und gesagt: Hier ist die Grenze!“, sagt Özcan und lacht. Das war auch nötig, denn geübt wurden vor allem Choreografien: „Es war für mich neu, in so einer Riesengruppe zu tanzen, aber ich habe den Anfängern auch ein paar Sachen beibringen können“, sagt er.
Schwierigkeiten zwischen den Jugendlichen gab es keine: „Niemand hat gesagt ‚Ich habe Angst, in diesen Stadtteil zu kommen’ oder ‚Das ist mir zu dorfmäßig’“, sagt Romy Beu, die für den Schnitt und die Postproduktion der Dokumentation verantwortlich war. „Es war überhaupt kein Thema, wer woher kommt.“
Für die Groß Glienicker war das Ganze besonders lohnend, da es in dem Stadtteil bislang kaum Breakdance- oder Graffiti-Projekte gab. „Das Interesse bei den Jugendlichen dort ist da, auf jeden Fall weiterzumachen“, sagt Ina Beu. Auch Özcan könnte sich eine Zusammenarbeit vorstellen: „Ich würde da gerne mal einen Workshop geben.“
Der Film zeigt neben der Performance und Aufnahmen von den Proben auch zahlreiche Interviews mit den Teilnehmern, Trainern und Eltern. 35 Stunden Material hatten sich angesammelt, die Romy Beu sichten musste: „Er zeigt wirklich gut, welche Entwicklung die Teilnehmer gemacht haben und wie die emotionale Stimmung des Projektes war.“
Dies gilt besonders für die intensiven zwei Wochen vor der Aufführung der Performance, die für ihn Höhepunkt des Projektes waren, so Özcan: „Alle haben sich richtig Mühe gegeben und mitgefiebert.“ Der Auftritt geriet zum Triumph: Die Jugendlichen nahmen ihre Pendelfahrten zwischen Schlaatz und Groß Glienicke zum Thema und verbanden Breakdance, Graffiti und Straßenmusik zu einer gemeinsamen Performance vor der Kulisse einer U-Bahn-Haltestelle. „Wir sind vor etwa 200 Leuten aufgetreten, aber mir kamen sie vor wie tausend“, sagt Özcan.
Nun bleibt nur noch die Premiere der Dokumentation, die er und die anderen Jugendlichen auch noch nicht gesehen haben. Die Vorfreude, die eigene Leistung endlich auf der Leinwand zu sehen, ist groß: „Ich kann gar nicht mehr richtig schlafen deswegen!“, sagt Özcan.
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