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Landeshauptstadt: Keine „Förderung light“

Bildungsminister besuchte Integrationsunterricht

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Am Stern - Das Modell der „Sprachförderklasse in der Grundschule“ sei die optimale Lösung für sprachauffällige Kinder. Das sagte Karl-Josef Lenz, Schulrat für sonderpädagogische Förderung beim Schulamt Brandenburg (Havel), gestern am Rande eines Ortstermins in der Grundschule „Am Pappelhain“. Lenz und der Schulleiter Gerald Schneider hatten den brandenburgischen Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) an die Grundschule in der Galileistraße eingeladen. Dort stellten sie das Konzept der „Integrativen Schuleingangsphase“ in „Kombi-Klassen“ vor, wie es an dieser Schule seit 1998 praktiziert wird.

Anlass der Einladung war offenbar auch die Debatte um den Erhalt der James-Krüss-Förderschule für Sprachauffällige. Der Sprachheilschule am Bisamkiez waren im vergangenen Jahr von der Sonderpädagogischen Beratungsstelle der Stadt Potsdam keine Schüler zugewiesen worden. Nach Elternprotesten gibt es seit dem 27. August allerdings wieder sechs Schüler in der ersten Klasse (PNN berichteten). Man müsse alternative Modelle wie in der Pappelhain-Schule „zur Kenntnis nehmen, wenn man über die Förderung von Kindern mit Sprachauffälligkeiten redet“, sagte Lenz gestern gegenüber den PNN. Er verwahrte sich gegen „unerträgliche Schwarz-Weiß-Malereien“ in der bisherigen Diskussion.

An der integrativen Grundschule lernen „normale“ Kinder und Kinder mit Förderbedarf in den Bereichen Sprache, Lernen, Verhalten und Hören in den ersten beiden Schuljahren zusammen. Diese „Kombi-Klassen“ haben doppelte Räume – einen „Therapieraum“ und einen Klassenraum, verbunden durch eine Tür. Außerdem werde die pädagogische Arbeit in bis zu zehn Stunden pro Woche von Sonderpädagogen unterstützt, die zum Kollegium gehören. Vom Unterrichtsablauf machte sich Bildungsminister Rupprecht beim Rundgang ein Bild.

Die Ausstattung der Schule entspreche der Ausstattung an der James-Krüss-Förderschule, sagte Schulrat Lenz. Das Kombi-Modell sei auch „kein Luxuskonzept“, betonte Michael Frey von der Sonderpädagogischen Beratungsstelle.

Ein großer Vorteil im gemeinsamen Unterricht ist laut Frey das Sprachvorbild, das die Klassenkameraden abgeben. Dass Kinder vom Vorbild ihrer Mitschüler auch frustriert werden können, wies Schulrat Lenz zurück: „Das ist ein Vorurteil.“ Es sei „nicht bewiesen“, dass eine „behütende Betreuung“ für Kinder auch mit schwerer Behinderung besser sei.

Rupprecht erklärte nach der anderthalbstündigen Präsentation, dass sein Besuch „Nachwirkungen haben wird“. Bei Diskussionen könne er „besser mitreden“ – auch wenn Potsdamer Schulpolitik nicht im Ministerium entschieden werde. Es handele sich beim Kombi-Modell nach seiner Einschätzung aber nicht um „Förderung light“. Jana Haase

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