
© Andreas Klaer
Von Henri Kramer und Melanie Stutterich: Keine Glamour-Tussen
Zwei junge Potsdamerinnen schreiben im Internet seit einem Jahr über Mode – ihre Leidenschaft
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Ein Kleid ist für Jana Strohbücker nicht nur ein gewöhnliches Kleidungsstück. Ein Kleid hat für die 16-jährige Potsdamerin im besten Fall eine Geschichte, die sich aufschreiben lässt. Eine ihrer liebsten Stories handelt von einem Kleid aus geschupptem Krokodilleder: Ein halbes Jahr Arbeit habe in dem Einzelstück des Designers Jean Paul Gaultier gesteckt – und die Näherin des Kleides musste weinen, als es endlich auf einem Laufsteg getragen wurde. „Da habe ich auch geweint, weil ich mir vorstellen kann, was das wohl für ein tolles Gefühl war“, sagt Jana Strohbücker.
Sie liebt solche Geschichten rund um Mode, genau wie ihre beste Freundin Vanessa Schümmelfeder. Täglich sprechen und informieren sie sich über die glitzernde Welt der internationalen Mode-Szene – und schreiben darüber. Dafür haben sie sich den Internetblog „Midnight Couture“ geschaffen, der gestern sein einjähriges Bestehen feierte.
Es ist eine Homepage, die ihr Selbstverständnis von Mode spiegeln soll: Bunt, schillernd, eine Art Lebenseinstellung. Als „The German Wunderfräuleins“ stellen sie sich vor. Ihre Betrachtungen zu aktuellen Kollektionen schreiben sie in englischer Sprache und stellen unzählige Bilder dazu. „Wir lieben es, Fotografien zu machen und die schönen Seiten der Welt zu zeigen“, heißt es in der Vorstellung ihres Blogs. Und: „Fashionable out of persuasion“ – elegant aus Überzeugung. Mode war für die Beiden schon immer ein Thema. Vor allem für Jana: „Mit neun Jahren träumte ich davon, Modedesignerin zu werden. Mit zehn habe ich angefangen die ’Vogue’ zu lesen.“ Die 17-jährige Vanessa dagegen möchte sich dem Modejournalismus widmen. Zu ihren Lieblingsdesignern haben sich Karl Lagerfeld, Marc Jacobs und Coco Chanel entwickelt – für diese Antwort müssen sie nur kurz nachdenken. „Sie alle haben Trends gesetzt und neue Ideen entwickelt“, schreiben sie über ihre Ikonen.
Inzwischen sind auch andere Modedesigner auf die Seite der beiden Potsdamerinnen gestoßen – vergangene Woche konnten sie deswegen die Berliner „Fashion Week“ besuchen, eines der wichtigen Modefestivals der Welt. Mehr als 30 Designer präsentierten ihre neuen Kollektionen. Top-Models, Laufstege, Blitzlichtgewitter. „Das war keine Aufregung, das war einfach nur ein Glücksgefühl. Und wir beide standen mittendrin, in diesem Trubel, in diesem Modehimmel“, schwärmt Vanessa noch immer. In ihrem „Midnight Couture“-Blog klingt das so: „Die Models auf dem Catwalk hatten goldglitzernde Lippen – das war ein absoluter Hingucker!“, beschreiben sie eine Show der Designerin Stine Goya. Und weiter: „Die Kleider waren süß und fließend geschnitten. Es dominierten frische Farben wie orange, hellrosa oder crème. Manche hatten Aufdrucke, manche waren gebatikt. Jedes Teil der Kollektion brachte einen zum lächeln. Und wir hätten alles davon auch selber gern getragen.“
Doch kennen Vanessa und Jana auch die andere Seite der Modewelt. Die Vorurteile über Magersucht zum Beispiel. „Wir essen gern“, sagt Jana. Und gut erinnern kann sie sich noch an einzelne Models bei der „Fashion Week“, die wie „Kleiderbügel“ aussahen. „Das sah wirklich schrecklich aus“, sagt auch Vanessa. Und noch etwas wollen die beiden Helmholtz-Gymnasiastinnen klarstellen: Mit oberflächliche Glamour-Tussen wollen sie nichts zu tun haben. „Das Interesse für Mode ist doch unsere Sache – wenn jemand damit ein Problem hat, dann muss er sich unseren Blog ja nicht anschauen.“
Im Internet:
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