
© Andreas Klaer
Homepage: Keine gravierenden Umbrüche
Was das Gutachten der Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg für die Potsdamer Hochschulen bedeutet
Stand:
Für die Potsdamer Fachhochschule ist das Gutachten ein Grund zur Freude. Denn aus den unlängst vorgelegten Empfehlungen der Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg geht explizit hervor, dass der Ausbau des FH-Campus Pappelallee zügig vonstatten gehen sollte. „Die baldige Aufgabe des Standortes Friedrich-Ebert-Straße der FH Potsdam ist wegen des Aufbaus des Stadtschlosses (Landtag) am Alten Markt zwingend geboten“, ist dem unter Leitung des Erlanger Volkswirts Friedrich Buttler erstellten Bericht zu entnehmen. Damit wäre die endgültige Konzentration aller FH-Fachbereiche im Potsdamer Norden nach Ansicht von FH-Rektor Johannes Vielhaber bereits 2015 statt 2018 möglich. „Wir sehen uns in unserer Arbeit weitgehend bestätigt und begrüßen insbesondere auch die Anregungen zu einer auskömmlichen Personalstruktur im wissenschaftlichen und im Verwaltungsbereich“, ergänzte Vielhaber.
Dass die Unterfinanzierung der Brandenburger Hochschulen von der Kommission angekreidet wurde, begrüßen natürlich alle Hochschulchefs des Landes. Der Potsdamer Uni-Präsident Oliver Günther sagte, dass man an der Universität Potsdam mit den Kernaussagen des Berichts außerordentlich zufrieden sei. So würden die Leistungen der Hochschule seit ihrer Gründung 1991 ausreichend gewürdigt. „Die Universität hat die Erwartungen, die seit ihrer Gründung an sie gestellt wurden zum Teil weit übertroffen, sie ist heute die führende Forschungshochschule des Landes und auf bestem Kurs“, sagte Günther. Andererseits begrüßt auch die Potsdamer Uni-Leitung, dass die Kommission die strukturelle Unterfinanzierung der Hochschulen des Landes klar festgestellt hat. Die Kommission spricht von 23 Millionen Euro pro Jahr, die mehr ausgegeben werden müssten, um an den Bundesdurchschnitt anknüpfen zu können. Laut Günther ein erster Fortschritt, wenn auch die Rektoren der Landeshochschulen grundsätzlich von einem Mehrbedarf von jährlich 50 Millionen Euro ausgehen. Die Empfehlungen der Kommission will Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) in den kommenden Wochen mit den Hochschulen diskutieren, zum Jahresende soll daraus ein Hochschulentwicklungsplan festgeschrieben werden.
Gravierende Strukturveränderungen, wie etwa eine Fusion von Hochschulen bzw. deren Verwaltung wurden für den Hochschulstandort Potsdam von der Kommission nicht vorgeschlagen. Dennoch: einige Vorschläge haben in der Potsdamer Hochschullandschaft für erhebliche Unruhe gesorgt. Allen voran der Vorschlag, die Potsdamer Juristenausbildung der Universität nach Frankfurt (Oder) zu verlegen. Aber auch die Feststellung, dass die Potsdamer Informatik neu strukturiert werden soll, erhielt nicht nur Zuspruch. Was die Juristen angeht, will die Uni um ihre Fakultät kämpfen: Sie sei ein essentieller Baustein der Hochschule, sagte Günther. Das Fächerspektrum dürfe langfristig nicht verengt werden, um die Zukunft der Hochschule, mit Blick auf den Wettbewerb, nicht zu gefährden. Für die Informatik hatte die Hochschule bereits im Vorfeld des Gutachtens eigene Reformpläne: Uni-Chef Günther, selbst Wirtschaftsinformatiker, kann sich vollstellen, das heutige Institut für Informatik in zwei spezifische Institute – „Science Informatics“ sowie Wirtschaftsinformatik – aufzuteilen.
Etwas unter gingen in diesen Diskussionen einige Feinheiten des Berichts. Gewundert hat sich beispielsweise der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch jüdische Studien (MMZ), Julius H. Schoeps. Das An-Institut der Universität Potsdam wird in dem 380-Seiten Bericht mit keinem Wort erwähnt, obwohl es laut Schoeps für die Universität einen erheblichen Anteil an der Ausbildung der Studierenden hat. Alleine das Institut für Jüdische Studien an der Uni Potsdam wird erwähnt, das gar keine eigenen Strukturstellen habe. Schoeps geht von einer Verwechslung aus. Auch fehlt ihm eine Einschätzung, in welchem Verhältnis in Zukunft die säkularen Jüdischen Studien zur theologisch ausgerichteten Rabbinerausbildung stehen sollen.
Die an der Universität geplante theologische Ausbildung von Rabbinern soll nach Empfehlung der Gutachter nicht im Rahmen einer eigenständigen Fakultät stattfinden. Eine „Kleinstfakultät“ würde innerhalb der Fakultätstruktur der Universität einen „Fremdkörper“ darstellen heißt es in dem Bericht. Das sieht der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Walter Homolka anders. „Wir begrüßen diesen Vorschlag nicht, das ist ja eigentlich der Diskussionsstand von vor einem Jahr, als das Department für rabbinische Studien in der Philosophischen Fakultät vertraglich vereinbart worden war.“ Außerdem fehle die dritte geforderte Professur. „Wenn wir uns auch schon freuen, dass zwei Professuren für unproblematisch gehalten werden“, so Homolka.
Ganz generell spricht das Gutachten an vielen Stellen davon, dass die Hochschulen besser miteinander vernetzt werden sollen. So etwa FH und Uni bei der „Frühkindlichen Bildung“ oder HFF, FH und Uni bei dem lang gehegten Projekt Film-Universität Babelsberg, das die Gutachter unter dem Label „Universität der bewegten Bilder“ aufführen. „Die von der Kommission favorisierte Empfehlung, die HFF zu einer Filmuniversität weiter zu entwickeln, belohnt unsere Aktivitäten der letzten Jahre und stellt gleichzeitig eine Herausforderung für die nächste Zeit dar“, sagte der Präsident der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), Dieter Wiedemann. „Das noch etwas vage umschriebene Konzept einer ,Universität des bewegten Bildes’ wird von uns in Richtung einer künstlerischen Filmuniversität mit wissenschaftlichen und technologischen Forschungsschwerpunkten weiter entwickelt.“ Nun erwarte man von der Landesregierung eine rasche Entscheidung darüber, wie die Empfehlung der Kommission zum Ausbau der HFF zur Babelsberg Filmuniversität politisch und finanziell abgesichert werden könne. Allerdings ist dem Gutachten auch zu entnehmen, dass das bisher vorliegende Konzept der HFF für die Filmuniversität noch nicht überzeuge.
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