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Homepage: Keine Kaffeepause

Die Kanzlerin verwaltet den Haushalt der Uni, rund 80 Millionen Euro jährlich Barbara Obst-Hantel ist neue Kanzlerin der Universität Potsdam. In Berlin klärte sie zuvor einen Bauskandal auf und betreute die Philharmoniker

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An der Universität Potsdam ist das Amt schon lange weiblich: Genauer gesagt seit 2001. Damals wurde Steffi Kirchner Kanzlerin der Uni Potsdam. Im Oktober 2007 endete ihre Amtszeit – als Nachfolgerin ernannte Wissenschaftsministerin Johanne Wanka (CDU) im November wieder eine Frau: Barbara Obst-Hantel.

Auf dem Schreibtisch der Kanzlerin steht eine Thermoskanne mit Tee. Denn Kaffee ist nichts für die 50-jährige Verwaltungsjuristin: „Der Beruf ist aufregend genug“, sagt sie. Das merkt man dem schlicht eingerichteten Zimmer gegenüber dem Büro von Uni-Präsidentin Sabine Kunst am Neuen Palais nicht an. Durch die hohen Fenster fällt Sonnenlicht an diesem Dezembermittag.

Als Verwaltungschefin untersteht Barbara Obst-Hantel aber nicht nur der Uni-Haushalt, etwa 80 Millionen Euro jährlich. Auch die Studierendenbetreuung und die Prüfungsverwaltung gehören zu ihrem Bereich. Die Kanzlerin ist zudem die Personalchefin der Uni – selbst wenn nur 140 der insgesamt 1400 Uni-Stellen direkt in der Verwaltung angesiedelt sind, wie Obst-Hantel sagt. „Es gibt mehr Köpfe als Stellen“, erklärt sie weiter: Denn viele Mitarbeiter haben nur Teilzeit-Verträge. Zwar liege die inhaltliche Entscheidung über die Einstellung von Wissenschaftlern nicht bei ihr, erklärt Obst-Hantel: Wohl aber die praktische Ausgestaltung der Arbeitsverträge und die finanzielle Ausstattung der Lehrstühle. Bleibe- und Berufungsverhandlungen mit Professoren nehmen viel Zeit in Anspruch, das hat sie in den ersten Arbeitswochen bereits gemerkt.

Als die gebürtige Hildesheimerin 1976 ihr Jura-Studium an der Freien Universität in Berlin aufnahm, war es vor allem wegen der „verschiedenen beruflichen Möglichkeiten“, erinnert sie sich. Erst im Referendariat entschied sie sich für die Verwaltungslaufbahn. Zwölf Jahre lang arbeitete die promovierte Juristin dann im Berliner Senat: Zum Beispiel im Untersuchungsausschuss zum so genannten „Antes-Skandal“, der die Vorgänge um Schmiergeldzahlungen eines Baufinanziers an Berliner Politiker, unter anderem den Charlottenburger Baustadtrat Wolfgang Antes, aufklären sollte. In der „Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten“ war Obst-Hantel sogar ein dreiviertel Jahr lang für die Berliner Philharmoniker zuständig. 1998 wechselte sie an die Technische Universität Berlin: Zunächst als Personalleiterin, seit 2006 als stellvertretende Kanzlerin.

Während ihrer sechsjährigen Amtszeit an der Uni Potsdam will sie unter anderem das umstrittene elektronische Studienorganisationssystem PULS weiter ausbauen und ein Qualitätsmanagement in der Lehre einführen. Vielleicht wird es unter ihrer Federführung auch die leistungsbezogene Vergütung geben: Momentan warte sie auf die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben des Landes, erklärt Obst-Hantel, die mit ihrem Mann und einer Tochter in Berlin lebt.

Den täglichen Weg zur Arbeit ans Neue Palais genießt die passionierte Gärtnerin, die ihren Urlaub am liebsten in den Bergen verbringt, besonders. Seit sie 1988 zum ersten Mal in Potsdam gewesen ist, habe sie die Parklandschaft fasziniert. „Für die Fahrt durch die Maulbeerallee sollte ich eigentlich Geld bezahlen müssen“, sagt Kanzlerin Obst-Hantel lächelnd, blinzelt in die Sonne und trinkt Tee.

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