Landeshauptstadt: Keine Not mit der Tugend
Musikproduzent Leslie Mandoki steht mit seiner neuen Nachwuchs-Band bei „Schloss Einstein“ vor der Kamera
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Musikproduzent Leslie Mandoki steht mit seiner neuen Nachwuchs-Band bei „Schloss Einstein“ vor der Kamera Von Sabine Schicketanz Leslie Mandoki kann zuweilen ein wenig pathetisch klingen. Doch dem Musikproduzenten mit dem schulterlangen Haar, der noch immer ein Rebell ist im hart umkämpften Markt der Klänge, nimmt man selbst einen Satz wie diesen ab: „Gemeinsam können wir es packen, wir werden das Licht am Ende des Tunnels zum Leuchten bringen.“ Warum? Weil der gebürtige Ungar, eingebürgerte Bayer und „waschechte Ossi“, der einst in einer studentischen Oppositions-Band gegen das System spielte, vor Glaubwürdigkeit nur so strotzt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Mandoki seine jungen Musik-Talente, die er im September beim Casting-Day im Babelsberger Filmpark fand, nicht nur nach Talent und Ausstrahlung, sondern auch nach „Tugendhaftigkeit“ aussuchte. Aus den zwei Jungs und zwei Mädels, die den Segen des Produzenten erhielten, ist jetzt eine Band geworden – für die Babelsberg gedrehte ARD-Kinderserie „Schloss Einstein“. In den vergangenen Tagen standen die 13-jährige Isabell Fellenberg aus dem sächsischen Döbeln, Henriette Lüderitz (14) aus Stahnsdorf, Patrick Kurdoglu (14) aus Trosdorf und Jaro Omar (14) aus Berlin zum ersten Mal für die kultige Kindersendung vor der Kamera. Schließlich muss zusätzlich zum Babelsberger Casting-Day, der den vier Nachwuchstalenten den Erfolg bescherte, auch in der TV-Serie die neue Band des Internats „Schloss Einstein“ gecastet werden. Gestern schauspielerte dazu auch Leslie Mandoki in den kunterbunten Kulissen der Fernsehschule – er musste allerdings nur er selbst sein. „Obwohl das für mich schon ungewöhnlich war, denn sonst bin ich bei Dreharbeiten entweder nur als Musiker dabei oder ich drehe ein Musikvideo.“ Den Zeitgeist erwischt Mit dem berühmten Mandoki zu drehen, der beispielsweise die Disney-Klassiker „Mulan“ und „Tarzan“ vertonte, letzteren sogar gemeinsam mit Weltstar Phil Collins, ließ die jungen Bandmitglieder aber nicht in Ehrfurcht erstarren – nicht mehr. Ein ganzes Wochenende haben sie bereits mit ihm verbracht, in seinem Aufnahmestudio am Starnberger See in der Nähe von München. Mandoki und sein Freund Laszlo Becker hatten den ersten Song für die Jung-Band geschrieben, der nun aufgenommen wurde. „Damit haben wir den Zeitgeist erwischt“, sagt Mandoki. Natürlich könne man den Titel, der noch keinen offiziellen Namen hat, als bloße Unterhaltung begreifen. „Aber in der gesellschaftlich-politischen Hinsicht hat er eine ganz klare Message.“ Nämlich die vom Licht am Ende des Tunnels. Oder, erneut mit Mandoki gesprochen: „Mit eigener Kraft und Fleiß kann man sich zum Gewinner im Leben mausern.“ Damit soll „der generellen Stimmung im Land“ entgegengewirkt, das Leben der jungen Zuhörer „in die richtige Bahn“ gelenkt werden, erklärt er. Die vier jungen Musiker jedenfalls beschweren sich über den Song nicht. Uneingeschränkt „cool“ finden sie ihn zwar nicht, aber dafür schön. „Der spricht jeden an“, meint Patrick Kurdoglu. Außerdem habe Mandoki versichert, dass er mit den Kids zusammenarbeiten will. „Er möchte nach unseren Wünschen gehen“, sagt Isabell Fellenberg. Das passt – zum Image von „Schloss Einstein“, der Erfolgsproduktion für die junge Zielgruppe des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals, und auch zu Leslie Mandoki, der gewöhnliche Casting-Shows gern als „Sozialpornographie“ bezeichnet. Wer ein Star werden will, der solle zu seinem Casting gar nicht erst erscheinen, hatte er vor dem Casting-Day gesagt. Denn: „Berühmt zu sein ist unwichtig.“ Stattdessen müsse man eine Berufung fühlen, die Welt mit seinem Können ein wenig schöner zu machen. Auf Tugendhaftigkeit geprüft Für die vier Kids, die Mandoki ausgesucht hat, ist diese Maßgabe kein Problem. Eine Art Selbsttest war das Vorsingen in Babelsberg für sie, „man will ja wissen, woran man ist mit seiner Stimme“, meint Isabell Fellenberg. Streng sei der Produzent nicht gewesen, „wir sind ja noch Kinder“, erklärt Patrick Kurdoglu. Berühmt fühlen sich die Nachwuchstalente, ausgesucht von Mandoki als „interessante Individuen“, nicht. Spaß macht ihnen die Arbeit, und gelernt, dass Musik machen und schauspielern richtig anstrengend ist, haben sie auch. „In manchen Momenten denkt man, oh, ist das schwer“, sagt Patrick Kurdoglu. „Aber sonst ist kaum etwas anders geworden für uns“, meint Henriette Lüderitz. Doch das wird sich wohl bald ändern – spätestens, wenn die zwei jetzt gedrehten „Schloss Einstein“-Folgen im April des kommenden Jahres ausgestrahlt werden und das erste Album der Jung-Band auf den Markt kommt. Aber auch da hat Leslie Mandoki vorgesorgt. „Die Kinder müssen diesen Werdegang verkraften können, sie sind sehr gefährdet.“ Denn wenn sie erst einmal als Stars gehandelt werden, von Familie, Mitschülern und Lehrern eine Sonderbehandlung bekommen, „müssen sie gut eingebettet sein und ein stabiles Elternhaus haben“, um den Starrummel unbeschadet durchzuhalten, meint er. Ein Glück, dass es da keine Not mit der Tugend gibt. Denn darauf hat Leslie Mandoki ja schon beim Casting geachtet.
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