zum Hauptinhalt

Homepage: Keine Selbstverständlichkeit

TechologieTransferTag: Transferstellen der Hochschulen sind erfolgreich – aber ohne Basisfinanzierung

Stand:

TechologieTransferTag: Transferstellen der Hochschulen sind erfolgreich – aber ohne Basisfinanzierung Von Jan Kixmüller Heutzutage spricht fast jeder von Technologietransfer. Ein verheißungsvolles Zauberwort, mit dem die Politik beim Wahlvolk gerne die Perspektive blühender Landschaften evoziert. Doch so einfach ist das Metier gewiss nicht. Zumal in Brandenburg. Die großen Unternehmen als Abnehmer für Innovation aus Hochschule und Wissenschaft fehlen, die kleinen und mittelständigen Betriebe stagnieren. Firmenpleiten und die Neugründungen halten sich gerade so die Waage. Gestern trafen sich über 400 Gäste aus Politik, Forschung und Wirtschaft zum ersten gemeinsamen TechnologieTransferTag Berlin-Brandenburg an der Potsdamer IHK. Ein erster Anfang, um die beiden bislang streng voneinander getrennten Bundesländer näher zu bringen. Eine Annäherung, die nach den Worten von Andreas Bohlen, dem Geschäftsführer der UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam, dringend überfällig ist. „Wenn die Förderprogramme nicht an der Glienicker Brücke halt machen würden, würden sich die Zahl der Kunden für uns schlagartig erhöhen“, schätzt Bohlen. Hinter dem ungelenken Wort Technologietransfer steckt die Überführung von Forschungsleistungen in marktfähige Produkte. Was beispielsweise in einem gemeinsamen Projekt der Universität Potsdam und der Firma Alexander Schuke Orgelbau realisiert wurde. Hier wurde die Transferstelle der Uni aktiv und stellte den Kontakt zu Prof. Dr. Reimund Gerhard-Multhaupt her. Während das Traditionsunternehmen für den Bau der Orgelpfeifen zuständig war, steuerte die Forschung im Bereich Messtechnik und Tonerzeugung ihr Know-how bei. Die originalgetreue Wiedergabe der Pfeifen für die Rekonstruktion einer Kirchenorgel war das Ziel, das in der Kooperation auch verwirklicht wurde. Ein anderes Beispiel nennt Dr. Christian Zehner, Technologieberater an der Fachhochschule Brandenburg. Die Firma commsult AG wurde von Studierenden der FH Brandenburg gegründet. Sie entwickelte eine Software für die ZF Getriebe GmbH Brandenburg/Havel, ein System, mit dem Getriebeteile so zugeordnet werden können, dass Fehler bei der Logistik ausgeschlossen werden. Die Liste ließe sich noch verlängern. Andreas Bohlen kann in Brandenburg auf rund 150 Mitarbeiter an Hochschulen und 70 weitere bei Unternehmen verweisen, deren Arbeit mit Fördermitteln im Rahmen von Transferprojekten unterstützt wird. „220 hochqualifizierte Arbeitsplätze pro Jahr mit einem Lohnumsatz von rund 7,7 Millionen Euro“, so Bohlen. Allein die Lohnsteuer aus diesen Gehältern übertreffe die Kosten aller Transferstellen im Lande deutlich. Trotzdem sei die Arbeit der Transferstellen keine Selbstverständlichkeit. Nicht nur, dass man sich an den Hochschulen immer noch gegenüber konservativen und technikfeindlichen Kräften behaupten müsse. Auch sind die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft laut Andreas Bohlen chronisch unterbesetzt. „Nach 13 Jahren Arbeit sind wir immer noch von Projektförderung abhängig“, erzählt Bohlen in seinem Büro in einer der provisorischen Uni-Baracken am Standort Neues Palais. „Wenn die Politik wirtschaftliche Effekte, Arbeitsplätze und erfolgreiche Projekt haben will, dann bräuchten die neun im Land Brandenburg ansässigen Transferstellen zumindest eine zuverlässige Basisfinanzierung für ihr Personal“, lautet Andreas Bohlens Fazit. Von den Räumlichkeiten ganz zu schweigen. „Als Schaufenster für Innovation in die Wirtschaft ist das hier nicht geeignet“, sagt Bohlen und wirft einen Blick durch die spartanisch eingerichteten Räume in der Uni-Baracke. Die Gratwanderung der Transferstellen in Brandenburg besteht laut Bohlen darin, dass die Förderung eigentlich auf Projekte im Bereich der klein- und mittelständigen Betriebe ausgerichtet ist. Das betreffe meist Projekte unterhalb der Schwelle von 10 000 Euro. Die eigentliche Klientel, die meist auch die Forscher der Hochschulen im Auge hätten, wären allerdings die größeren Betriebe, etwa im Chemie-, Biotech-Bereich oder bei der Pharma-Industrie. So seien die typischen Abnehmer für Innovationen auch in den anderen Bundesländern oder auch im Ausland ansässig. Diese Einsicht habe sich mittlerweile aber auch beim Wirtschaftsministerium, das die Transferstellen fördert, durchgesetzt. Bei UP Transfer setzt man nun große Hoffnungen in das Gründerzentrum „GOIN“, das derzeit in Golm gebaut wird. Das Zentrum sei längst überfällig gewesen. Schließlich habe man in Golm eine einzigartige Ansiedlung der Naturwissenschaften im Bereich Life-Science und Biotechnologie. Eine gutes Klima für Ausgründungen und Transfer-Projekte sei zu erwarten. Und eigentlich würde ja auch die Transferstelle räumlich in ein solches Gründerzentrum gehören.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })