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Aktionstag. Windkraft-Windmühlen von Yannik (li.) und Nam Khanh.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: „Keiner hat ’Atomkraft’ gesagt!“

Rund hundert Schüler nahmen am Umweltaktionstag im Haus der Natur teil

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„Bevor ich Natur schützen kann, muss ich sie erst mal kennen“, sagt Claudia Günther, Jugendbildungsreferentin vom Naturschutzjugend Landesverband Brandenburg. Genau dazu fand am Mittwoch der große Umweltaktionstag im Haus der Natur in Potsdam statt, der vom Naju Brandenburg jedes Jahr Anfang Juni veranstaltet wird. An vier verschiedenen Stationen – Basteln, Beobachten, Experimentieren und Spielen – können rund hundert Grundschüler aus Potsdam Natur erleben und Spannendes erfahren; zum Beispiel dass man im eigenen Garten wahrscheinlich nie Igel haben wird, die die Salat-Schnecken wegfressen, wenn man alles kahl mäht und nirgends einen Laubhaufen liegen lässt.

„Es ist uns wichtig, dass Kinder frühzeitig erkennen, dass Mensch und Tier im Einklang leben müssen, sonst geht’s beiden schlecht“, meint Günther. „Vieles, was umweltschädlich ist, tut man ja auch nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissenheit; zum Beispiel wenn man sich normales weißes Papier kauft, statt recyceltem.“ Beim Umweltaktionstag gehe es aber in erster Linie nicht darum zu belehren, so Günther, sondern überhaupt erst mal Lust und Interesse an der Natur zu wecken.

Das können die Grundschüler besonders gut an der Spielstation „Was läuft denn da?“ im Grünen, denn wo tobt es sich besser als draußen? Alle Kinder halten ein großes rundes Tuch fest, wenn sie eine Frage mit „Ja“ beantworten können, müssen drunter durch laufen und sich einen neuen Platz suchen: „Wer hat einen Apfelbaum zu Hause im Garten?“ ruft eine Naju-Mitarbeiterin. Anscheinend recht viele: Immerhin ein knappes Dutzend Kinder rennen sofort los.

Bei der Gelegenheit können die Kinder gleich verraten, ob sie noch die vier Frühlingsboten im Kopf haben: „Igel“, „Bänderschnecke“, „Apfelbaum“ und „Gartenrotschwanz“ – Vogel des Jahres 2011. Um genau diese Vier geht es nämlich beim Umweltbildungswettbewerb „Erlebter Frühling“, bei dem Schüler diese Frühlingsboten beobachten, erforschen und in kreativer Form davon berichten sollen – Preisverleihung ist am 20. Juni. Im März und Mai fand dazu bereits eine Museumsrallye im Naturkundemuseum statt.

In genau dieses Museum geht es bei der nächsten Station, bei der es eine kleine Schnupper-Führung rund um heimische Tiere im Garten und vor der Haustür gibt - vom Regenwurm bis zum Fuchs. „Tiere mit Fell kommen immer gut an“, meint Mitarbeiterin Rainer Maria Lau (kein Schreibfehler, die Frau heißt wirklich so, auch ohne Bindestrich, hab extra gefragt!), aber welche mit Stacheln anscheinend auch: „Den Igel mochte ich im Museum am meisten“, meint der siebenjährige Linus, aber einen echten habe er in der Natur noch nicht gesehen.

Draußen am Rondell dreht sich alles um erneuerbare Energien – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Kinder können Windmühlen aus Papier bauen, dank deren Windenergie kleine Lampen und sogar eine Miniaturwaschmaschine zum Laufen gebracht werden. Gleich daneben passiert das Gleiche quasi umgekehrt: „Wir haben Scheiben angemalt, die sich dann mit Solarkraft gedreht haben – das hat mir am besten gefallen. Ich hab aber einiges schon gewusst“, meint der siebenjährige Simon.

„Die Kinder wussten schon sehr viel über erneuerbare Energie, obwohl sie dazu noch nie ein Projekt oder ähnliches in der Schule gemacht haben“, freut sich Anne Mooz von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Brandenburg. Es sei eben eine neue Generation, für die Umweltschutz und erneuerbare Energien ganz selbstverständlich seien, so Mooz: „Als ich gefragt habe, wo Energie herkommt, haben eigentlich alle gesagt: Von Sonne und Wind. Keiner hat ‚Kohlekraftwerk’ oder ‚Atomkraft’ gesagt – das ist denen gar nicht eingefallen!“ Viele Schüler verstehen die Zusammenhänge schon, zum Beispiel der achtjährige Lorenz: „Ich kenne die Solarzellen auch von Häusern oder auf Fußballstadien.“ Die Solarzellen funktionieren sogar, obwohl es heute fast bedeckt ist - Wind ist hingegen mehr als genug vorhanden.

Zum Schluss gibt es für alle noch eine kurze Doku „Tiere im Teich“ von der 6. Öko-Film-Tour, der mit eindrucksvollen Unterwasser- und Zeitlupenaufnahmen von Fröschen, Libellen oder Stichlingen zeigt, wie sich das Leben in heimischen Teichen im Lauf der Jahreszeiten verändert.

Dass heute rund hundert Kinder zum Haus der Natur gekommen sind, freut Claudia Günther. Allerdings, meint sie, seien es leider auch häufig dieselben Schulen, die sich am Umweltaktionstag beteiligen würden. Denen, die heute da waren, hat es jedenfalls gefallen: „Ich fand eigentlich alles gut“, meint der sechsjährige Yannik, sagt nach kurzem Überlegen aber: „Das mit den Solarzellen hat mir nicht so gut gefallen – das wusste ich ja schon alles!“ Allerdings nicht aus der Schule, meint Yannik, sondern von der Sendung mit der Maus. Fernsehen bildet eben manchmal doch.

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