Landeshauptstadt: Kettchen aus Belek Verbraucherzentrale Potsdam warnt:
Betrügereien am Telefon nehmen wieder zu
Stand:
Der Herr am Telefon kannte sich aus: Er wusste, das Margarete A. vor neun Jahren eine 585er Goldkette bei einer Werksbesichtigung in Belek gekauft hat. Er wusste, dass die Kette 1050 Euro gekostet und Frau A. vor Ort nur 50 Euro angezahlt hatte. Eines stimmte nicht: Frau A. hatte gleich nach der Busreise in die Türkei den Restbetrag an die Schmuckfabrik überwiesen. Der Anrufer, der sich als „Dr. Yaman Garit“ ausgab, behauptete das Gegenteil: Das Geld fehle laut Aktenlage noch. „Er sagte in gebrochenem Deutsch, ich hätte die Kette nach Deutschland geschmuggelt und drohte mit einer Anzeige, wenn ich nicht 1050 Euro überweise“, so Margarete A. gegenüber den PNN. Sogar Paragrafen habe er verlesen. Zumindest damit ließ sie sich nicht unter Druck setzen: Die Quittung vom Zoll hatte A. zufällig noch.
Noch am selben Tag ging die 63-jährige Potsdamerin zur Verbraucherzentrale Potsdam. Dort war sie vorige Woche nicht die Erste: „Meldungen über Betrügereien am Telefon haben in den vergangenen Tagen wieder massiv zugenommen“, so Sylvia Schönke von der Verbraucherzentrale. Die Phantasie der Betrüger sei nahezu grenzenlos. So nennt Schönke den aktuellen Fall einer älteren Dame, der bei einem Anruf zum Gewinn eines Audi A 5 gratuliert wurde: Sie habe bei einem Glücksspiel im „Goldenen Blatt“ teilgenommen und müsse nun nur noch die Überführungskosten von 680 Euro in die Türkei überweisen, sagte der Anrufer. „Die Dame wurde sogar gefragt, ob sie einen Reporter zur Übergabe zulassen würde“, so Schönke.
In einem anderen Fall sollte ein Mann 250 Euro als Gebühr für eine Gewinnübergabe bezahlen. Ihm wollte man weismachen, dass er 48 000 Euro bei einem Verlagsspiel gewonnen hat. Häufig würden für die Betrügereien Geldtransferdienste wie „Western Union“ verwendet, neuerdings auch „Ukash“, dass eine hohe Anonymität gewährleistet. „Wenn es mal die eine oder andere gesetzliche Änderung gibt, um die Verbraucher besser abzusichern, sind die Betrüger meist schon drei Schritte voraus“, so Schönke.
Margarete A. jedenfalls war froh, als ihr in der Verbraucherzentrale geraten wurde, einfach nicht zu reagieren. „Man ist ja verunsichert, wenn jemand am Telefon so viele Sachen über einen weiß.“ Schließlich fiel ihr auch noch ein, dass die Schmuckfabrik aus Belek geschrieben und vor Betrügereien gewarnt hatte: Bei einem Einbruch waren Kundenunterlagen gestohlen worden. Henry Klix
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