Landeshauptstadt: Kinofilme im Unterricht
Vision Kino will Filmkompetenz von Schülern fördern – mit Schulfilmwochen
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Babelsberg - Sarah Duve braucht Zeit. Denn mit einem einzigen Satz ist nicht zu erklären, warum es für Schüler besser ist, sich auch im Unterricht Kinofilme anzusehen. Die Erklärung dauert ebenso lang, wie sich das sperrige Thema der Arbeit ihrer im Fx-Center sitzenden gemeinnützigen Gesellschaft Vision Kino für die Potsdamer Bevölkerung auswirkt. Dafür muss Sarah Duve auf die zurzeit stattfindenden Schulfilmwochen in Brandenburg verweisen: Als einer der letzten Termine wird dabei am 30. November ab 9 Uhr das preisgekrönte Drama „Die Boxerin“ gezeigt – ein typisches Filmbeispiel, dass den Ansatz von Vision Kino beschreibt.
Denn die Geschichte einer angehenden Jung-Boxerin aus den tristen Regionen des ländlichen Raums von Brandenburg ist kein Sport- oder Actionfilm, sondern soll dem Publikum vor allem die aktuellen Probleme von Jugendlichen zeigen. „Wir möchten die so genannte Filmkompetenz bei Schülern fördern, sie sollen solche Geschichten wie ''Die Boxerin'' nach dem Sehen gemeinsam reflektieren können“, sagt Duve. Vision Kino ist dabei eine bundesweite Stelle, an der einzelne Medieninitiativen aller Bundesländer koordiniert und vernetzt werden. Gegründet wurde die Gesellschaft im Anfang 2005, das Geld und die Hilfe bei der Arbeit kommen vom Medienbeauftragten der Bundesregierung, von der Filmförderungsanstalt und vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Fünf feste und mehrere freie Mitarbeiter sind momentan beschäftigt.
Sarah Duve hat in ihren ersten knapp zwei Jahren bei Vision Kino vor allem viel von Deutschland gesehen – von der Schiene aus. „Meinen typischen Arbeitstag habe ich zunächst in der Deutschen Bahn verbringen müssen“, scherzt sie. Denn um medienpädagogische Vereine und Institutionen in anderen Bundesländern zur Zusammenarbeit zu bewegen, sei vor allem der persönliche Kontakt nötig gewesen. „Diese Struktur ist nun geschaffen“, zeigt sich Duve optimistisch.
Ihr Job sei also mehr die Arbeit im Hintergrund. Öffentlich trete Vision Kino nur als einer der Organisatoren der Schulfilmwochen oder als Ausrichter von Kongressen auf. Ebenso stellt ihr Unternehmen mit Hilfe von Partnern pädagogische Hefte für Lehrer und Schüler zur Verfügung: „Inzwischen hat sich dieses Angebot stärker herumgesprochen und wird dadurch häufiger nachgefragt.“ Gleichzeitig verstehe sich Vision Kino als Vermittler im politischen Raum, um das Thema Medienkompetenz stärker als bisher in den Lehrplänen zu verankern – oft gäbe es dabei noch „Nachholbedarf.“
Warum diese Arbeit von Potsdam aus erledigt wird, kann Duve schnell erklären: „Es ist natürlich sinnvoll, unsere Aufgabe von einem filmhistorischen Ort wie Babelsberg zu bestreiten.“ Für sie selbst scheint mit der Rolle als Leiterin des Vission Kino-Projekts ein Traum in Erfüllung gegangen zu sein. Als Teenager habe sie als Regisseurin arbeiten wollen, später studierte sie Jura mit dem Schwerpunkt Medienrecht und jobbt nebenbei weiter in der Filmbranche. „Mit dieser Mischung aus Verwaltungswissen und Kinobegeisterung ist Vision Kino eine tolle Herausforderung.“ In solchen Momenten benötigt sie nur wenig Zeit zum Erklären. Warum also sollen Jugendliche den Umgang mit Medien ausgerechnet im Kino lernen können. Sarah Duve antwortet: „Der Spielfilm ist die Mutter aller audiovisueller Medien – und wenn ein Schüler erst einmal Kinostreifen korrekt einordnen und verstehen kann, dann klappt dies auch beispielsweise mit Computerspielen.“
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