Von Kay Grimmer: Kita-Reform der FDP stößt auf Skepsis
Liberale werben für Pauschalvergütung, Kita-Vertreter fordern mehr Geld
Stand:
Die Politik scheint weiter in ihren Überlegungen zu sein als die davon Betroffenen. Zumindest machten Potsdamer Kita-Vertreter und Mitglieder von Elterninitiativen am Dienstagabend ihre Skepsis zu einem FDP-Reformvorschlag bei der Kitafinanzierung deutlich. Die Potsdamer Liberalen werben für die Einführung des Gutschein-Modells, basierend auf dem Modell in Berlin. „So könnten“, sagte FDP- Stadtvorsitzender Marcel Yon im Kulturhaus Babelsberg, „1,6 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden“.
Bisher erhalten die Kita-Träger, rund 50 verschiedene sind es in Potsdam, unterschiedliche Zuschüsse, die einzeln beantragt und abgerechnet werden müssen. So werden Erzieherstellen, Hausmeister, Köche und Sachmittel pro Kind „heruntergerechnet“. Damit kommt Potsdam auf eine Pro-Kind-Förderung von durchschnittlich 4000 Euro im Jahr.
Das FDP-Konzept sieht eine Pauschale für jedes Kind in dieser Höhe vor, die dem Träger mittels eines Gutscheins für ein Jahr garantiert wird und anteilig monatlich ausgezahlt wird. Unterschiedliche Betreuungszeiten und außergewöhnliche Aufwände bei behinderten Kinder würden differenziert werden. Mit dem Geld solle der Träger frei wirtschaften können und selbst entscheiden, für was es ausgegeben werden solle. „Der bürokratische Aufwand wird verringert, die Gesamtkosten nicht erhöht“, warb Yon, der betonte, dass Mindeststandards beibehalten und kontrolliert werden müssten.
Umsonst – Kita- und Träger-Vertreter machten deutlich, dass weniger der bürokratische Aufwand das eigentliche Problem in Potsdam sei, sondern die grundsätzliche Höhe der Kita-Finanzierung. Marcel Kankarowitsch, Geschäftsführer der Diakonie in Potsdam, die mehrere Kitas führt, betonte, „im Grunde würde für eine vernünftige Betreuung durchschnittlich 5000 Euro pro Kind und Jahr benötigt“. Auch der von Yon gepriesene Vorteil, dass über die Pauschale alle notwendigen Ausgaben abgegolten sein würden und die Elternbeiträge von der Einrichtung in Zusatzangebote investiert werden könne, wurde umgekehrt. „Durch die unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen liegt der Elternbeitrag in Bornim bei durchschnittlich 200 Euro, am Schlaatz bei 30 Euro. Dann entwickelt sich eine Zwei-Klassen-Betreuung“, mahnte eine Erzieherin. Yons Einwand, dafür seien die Mieten am Schlaatz um vieles günstiger als in der Innenstadt oder im Norden, lief ins Leere. „Das wird nicht durch Mieten abgefangen“, sagte Kankarowitsch.
Grundsätzlich müsse sich trotz oder gerade wegen der Maßgabe, kinderfreundliche Stadt sein zu wollen, die Finanzierung der Kitas verbessern. „Welches Bezahlsystem dem zugrunde liegt, sei egal“, sagte eine Elternvertreterin. So sei der Betreuungsschlüssel – wie viele Kinder auf einen Erzieher kommen – in Potsdam schlecht. „Schon auf dem Papier ist ein Erzieher für sieben Krippenkinder verantwortlich, real sind es meist neun“, erklärten Potsdamer Erzieherinnen. FDP- Stadtverordnete Martina Engel-Fürstberger kündigte für die Januar-Sitzung des Stadtparlaments an, den Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) herausfinden zu lassen, welche Verbesserungen im Betreuungsschlüssel möglich seien. Bis zum März wolle man die Partner der Parteienkooperation im Stadtparlament überzeugen, dem Gutschein-Modell zuzustimmen. „Doch da ist Überzeugungsarbeit nötig“, blieb Engel-Fürstberger realistisch.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: