Landeshauptstadt: Kleine Globetrotter verstanden spielend
Toleranzgedanke sollte beim Begegnungsfest im Volkspark besonders junge Besucher erreichen
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Toleranzgedanke sollte beim Begegnungsfest im Volkspark besonders junge Besucher erreichen Von Kay Grimmer Hunderte kleine Globetrotter. Mit einem „Reise-Pass“ bewaffnet, zogen Horden von Kindern am Wochenende einmal quer durch die Welt. Stoppten in China, schauten kurz bei Kenia vorbei, um dann in einem Rutsch Usbekistan, El Salvador und die Slowakei zu besuchen. Was sonst eine anderthalbmonatige – und sehr kostspielige – Weltumrundung ist; am vergangenen Samstag war sie kostenlos und in gut einer Stunde vollbracht. Dank des internationalen Begegnungsfests im Volkspark, das – bereits zum zweiten Mal in Potsdam – von der Initiative Toleranz“ organisiert wurde. Rund zwanzig Botschaften präsentierten sich mit kulturellen Beiträgen und gaben den mehreren tausend Besuchern einen Einblick in die kulinarische Vielfalt des Landes. Unter dem Motto „Spielend verstehen“ wollten die Organisatoren besonders Familien und Kinder ansprechen und für Toleranz und Völkerverständigung werben. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs meinte: „Dieses Fest beweist, dass der Begriff Toleranz in Potsdam nicht nur Lippenbekenntnisse sind.“ Probleme wie Ausgrenzung und Ausländerfeindlichkeit würden in der Stadt offensiv angegangen und thematisiert, wobei diese Probleme nicht zunehmen würden, in Potsdam, so das Stadtoberhaupt. Ausländer würden sich in Potsdam wohl- und in keinster Weise belästigt fühlen, so Jakobs. Was im Land Brandenburg nicht immer so ist, wusste auch Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche. „Auch wenn wir Rechtsradikalismus nie ganz weg bekommen, die Strategie des „Toleranten Brandenburgs“ greift“, war sich Reiche sicher. Dennoch müsse man landesweit weiter dagegen Ausländerfeindlichkeit und Vorurteile vorgehen. Probleme, die derzeit bis in die brandenburgische Kommunalpolitik greifen, wie der SS-Skandal des CDU-Politikers Egon Wochatz beweise. Minister Reiche: „Ich will keine öffentlichen Ratschläge erteilen, aber hoffe, dass die CDU zum Wohle der politischen Kultur schnellstens reagiert.“ Hier gehe es nicht um eine Äußerung, Wochatz sei Wiederholungstäter. Bei den Sozialdemokraten, so der SPD-Politiker, hätte Wochatz „keine Woche mehr ausgehalten“. „Bei einem solchen Verhalten endet die Toleranz“, befand Reiche. Wochatz nahm vor einigen Wochen an einem Veteranentreffen der SS-Division „Frundsberg“ teil, fiel jedoch schon in den Jahren zuvor mit nationalistischen und ausländerfeindlichen Sprüchen auf. Die Festbesucher jedoch bewiesen ein hohes Interesse an anderen Kulturen. Ob das, wie bei der SPD-Stadtverordneten Klara Geywitz, die lukullischen Außergewöhnlichkeiten betraf – die chinesischen Sesam-Bällchen hatten es ihr angetan – oder das Interesse für die musikalischen Beiträge wie bei Oberbürgermeister Jann Jakobs. Auch wenn die Besucherzahl noch lange nicht an den Erfolg der Bonner Jahre - von 1993 bis 1999 fand das Fest in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit bis zu einer halben Million Besuchern statt - die Organisatoren halten an Potsdam fest. Und Oberbürgermeister Jann Jakobs hoffte, dass im nächsten Jahr die Öffentlichkeit noch stärker auf das Begegnungsfest hingewiesen wird. „Ganz explizit ist das auch ein Aufruf an unseren Regionalsender RBB, sich künftig stärker zu engagieren“, so Jakobs.
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