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„Süße Drops“: Kinderfilme bei den „Sehsüchten“
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Die Kinder sind aufgeregt. Mathe und Sport fallen heute aus, stattdessen sind sie aus Wilmersdorf nach Potsdam gefahren, ins Kino. Die Schüler der Judith-Kerr-Schule sind die exquisiten Gäste der Premiere von „Süße Drops“, dem Kinderfilmblock der „Sehsüchte“. Die Kleinen sind als große Spezialisten hier: als Jury. Nachdem sie alle Filme gesehen haben, werden sie und das Publikum am Sonntag entscheiden, welcher Regisseur den mit 5000 Euro dotierten „Kinderfilmpreis“ erhalten soll.
Den Auftakt macht „Pauls Opa“, die Geschichte um einen lockigen Rotschopf, der sich in seinem Schuppen einen Großvater zusammenbaut, weil er in Wirklichkeit keinen hat. Ein hoffnungsvoller, ehrlicher Film, dem in 20 Minuten das einfühlsame Porträt eines eigenwilligen Jungen gelingt. „Es ist ein Film darüber, was Kinder sich so ausdenken, wenn sie allein sind“, erzählt Regisseur Ove Sander, der von sich sagt, er habe wie sein Held früher selbst viel herumexperimentiert. Der Hamburger studierte unter anderem an der Potsdamer Filmhochschule.
Ein fiktives Porträt ist auch „Die Kleine Giftmischerin“ von der Berlinerin Alex Schmidt, bis 2004 ebenfalls Studentin an der HFF. Und auch bei ihr experimentiert die 6-jährige Heldin Helene ordentlich herum – als Hexlein, das den krötenverliebten, schrecklich überheblichen großen Bruder loswerden will. Der Film, bunt und schrill, eine Mischung aus einer düster-komischen Harry Potter-Fantasie und ins Groteske verzerrtem Disney mit Musical und Animationselementen, hinterließ bei den Kindern großen Eindruck. Die Regisseurin verarbeitet mit dem Film übrigens nicht eigenes Erleben, sondern das ihrer jüngeren Schwestern. Als Älteste sei sie stets die Unerträgliche gewesen.
Etwas ruhiger wurden die drei Animationsfilme aufgenommen – in ihrer Art alles kleine Meisterwerke: sensibel, humorvoll, auf beste Weise eigen. „Tôt ou tard“ von Jadwiga Kowalska, Kunst-Studentin in Luzern, ist eine poetische Liebesgeschichte zwischen einem Eichhörnchen und einer Fledermaus, zwischen Tag und Nacht, die keine Sprache braucht. „Dharma Dream Eater“ (leider nur Englisch) von Edda Hrönn Kristinsdottir schafft es, in nur fünf Minuten eine rührende, humorvolle Antwort auf Kinder-Albträume zu geben. Und „Paux de Trois“ von Anne Louise Laugesen ist ein vergnüglicher Tanz der (weiblichen) Körperteile. Auch Christoph Englerts „Der Wachmann und das kleine Mädchen“ kommt ohne Sprache aus. Wortlos, vielleicht ein wenig lehrmeisterlich, wird hier die Arbeitswelt eines knöchernen Museumswächters umrissen, dem ein kleines Mädchen die Augen für die Welt der Kunst und Fantasie öffnet.
„Süße Drops“ Wiederholung: So 27.4.,
13 Uhr, Thalia 1.
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