
© M. Thomas
Kommentar über Potsdams beurlaubten Baubeigeordneten: Kleiner Klipp
Mit Vorschusslorbeeren ist Matthias Klipp 2009 als Baudezernent in Potsdam gestartet. Er sei ein Alphatier, betonte er damals. Nun wurde er sich selbst zum Verhängnis. Ein Kommentar.
Stand:
Potsdam - Matthias Klipp hatte sich hehre Ziele für Potsdam gesetzt. Er wollte und sollte als Baubeigeordneter an zentraler Stelle die Zukunftsprobleme dieser wachsenden Stadt anpacken – für ausreichenden Wohnraum sorgen, den zunehmenden Verkehr steuern, den Wiederaufbau der historischen Stadtmitte lenken. Man musste Klipps politische Ziele nicht teilen, immerhin hatte er welche.
Sein Selbstbewusstsein kam nicht von ungefähr: Bei der von den DDR-Oberen gefälschten Kommunalwahl im Mai 1989 war er der erste und einzige oppositionelle Kandidat, der ein Mandat errang. Damals kämpfte er in Ost-Berlin für die Erhaltung des Kiezes im Prenzlauer Berg und kam in die Bezirksversammlung. Nach der Wende schaffte er es dort zum Baustadtrat. Den Mächtigen, den hatte er es schon einmal gezeigt. Das prägt. Was ihm nun in Potsdam zum Verhängnis wurde, ist – er selbst.
Klipp legte sich mit allen an
Schon 2009, bei seinem Amtsantritt in Potsdam, sagte Klipp, er sei ein Alphatier. Fast allen in der Stadt – auch den Mächtigen – ist Klipp mit seinem Ego auf die Füße getreten. Er legte sich mit allen an, mit der Schlösserstiftung, mit den Autofahrern, mit den Anhängern des Hotel Mercure, zuletzt sogar mit Springer-Vorstand Mathias Döpfner, auch wegen der Hausbau-Affäre. Berüchtigt ist sein Ruf als verbales Raubein, als jemand, der sich über Gepflogenheiten hinwegsetzt, öffentlich andere Beigeordnete düpiert. Damit hat Klipp in der Stadt, ja selbst in seiner eigenen Behörde verbrannte Erde hinterlassen, zu viele Leute allein mit seiner Art gegen sich aufgebracht.
Und nun dies: Der frühere Bürgerrechtler hat sein Haus nicht nur zu groß gebaut. Es gab auch keinen Irrtum. Nein! Der von Beginn an im Raum stehende, von Klipp vehement bekämpfte Verdacht hat sich jetzt vielmehr bestätigt: Klipp plante von Beginn an zu groß, vernebelte Tatsachen, nutzte Lücken, rechnete es sich zurecht und setzte seine Untergebenen unter Druck. Um auf einem kleinen Grundstück ein möglichst großes Haus zu bauen, größer als es der Bebauungsplan zulässt. Wie klein.
Und was meinen Sie? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de!
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: