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Potsdamer Studenten marschierten gegen die Einführung von Studiengebühren
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Potsdamer Studenten marschierten gegen die Einführung von Studiengebühren Von Marion Schulz Die Botschaft war klar: „Studiengebühren sind Scheiße und asozial“ stand mit Filzstift auf dem kleinen Pappschild, das einem der Demonstranten vom Rucksack baumelte. Mit knapp 120 weiteren Studenten lief er gestern mit finsterer Miene langsam vom Campus am Neuen Palais in Richtung Innenstadt. Finster wegen des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Januar 2005, der das Verbot von Studiengebühren für nichtig erklärt hat. Und beunruhigt, dass es auch ihn bald treffen könnte. Auch wenn im Land Brandenburg bis zum Jahr 2006 nicht damit zu rechnen sei, wie einer der Sprecher des Protestes mitteilte, müsse man sich mit den Studenten in anderen Bundesländern solidarisieren, die bereits Studiengebühren zahlen. Gemeinsam demonstrierten die Potsdamer Studierenden nun im Rahmen der bundesweiten Protestwochen gegen die Einführung von Studiengebühren, für „ein offenes, gebührenfreies und demokratisches Bildungssystem.“ Begleitet von einem Wohnmobil – dem Jugendmobil der PDS – aus dem Reggae- und Skaklänge schallten, die immer wieder von den wütenden Rufen der Studenten unterbrochen wurden: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“, brüllten sie von ihren Rasseln begleitet im Chor. Am Platz der Einheit fielen dann die Würfel beim „etwas anderen Gewinnspiel“. Mit zwei überdimensionalen, hüfthohen Würfeln konnten Studenten ihren künftigen Bildungsweg erspielen. Ein gewonnenes Auge bedeutete, dass man sein Abitur bestanden, aber der favorisierte Studiengang geschlossen wurde, weil dieser wirtschaftlich nicht profitabel sei. Wer die Drei erwürfelt hatte, könne sich über kommende finanzielle Probleme freuen, da zahlreiche Blockseminare das Arbeiten an diesen Tagen unmöglich machen. „Damit wollen wir zeigen, dass man mit Bildung nicht spielen kann und wie willkürlich die Politik das Recht auf Bildung vergibt“, sagte eine Studentin, die Zettel verteilte, auf denen Argumente gegen Studiengebühren aufgelistet waren. So heißt es, dass schon jetzt nur 13 Prozent der Studierenden aus sozial schwachen Verhältnissen kommen. Durch die auf etwa 500 bis 1000 Euro pro Semester veranschlagten Studiengebühren würden noch mehr Reiche als Arme den Zugang in die Hochschule finden. „Ob das Geld überhaupt in den Universitäten ankommt, sei fraglich“, tönte es zuvor bei der Abschlusskundgebung unter tosendem Applaus aus dem Lautsprecher des Jugendmobils. Die Gefahr, dass es dann für studienfremde Zwecke genutzt werde, bestehe auf jeden Fall. Deshalb solle man kämpfen. Die Studenten tanzten derweil auf dem Rasen zur Musik.
Marion Schulz
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