Landeshauptstadt: Kondom-Praxis-Test
Rund 200 Schüler kamen gestern zur Eröffnung der achten Jugendfilmtage der Aids-Hilfe
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Innenstadt – Das gute Stück steht hinter einer Holzwand. Sehen können die Schüler den Holzpenis also nicht, wenn sie durch zwei Eingrifflöcher in der Wand versuchen sollen, ein Kondom aus der Packung zu fummeln und über das Holzstück zu rollen. Im Unterricht über Verhütung und Aids-Prävention zu reden ist das eine, findet die 19-Jährige Gloria: „Man muss es einfach mal drauf haben“, sagt die Elftklässlerin von der Comenius-Schule. Sie war eine von etwa 200 Schülern, die gestern zu den Jugendfilmtagen des Aids-Hilfe Potsdam e.V. in die UCI Kinowelt in den Bahnhofspassagen kamen. Glorias Favorit: Der Kondom-Praxis-Test, den die Mitarbeiter des Jugendclubs Alpha extra für die Jugendfilmtage fertig gestellt haben, wie Sozialpädagogin Tabea Mielke erzählt.
An elf Ständen im Foyer des Kinos präsentieren sich noch bis heute Potsdamer Jugendclubs und die Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule Belange. Eröffnet wurde die Veranstaltung, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützt wird, gestern von Elona Müller, der Beigeordneten für Soziales, Jugend und Gesundheit. Insgesamt hätten sich mehr als 500 Schüler angemeldet, sagt Hortense Lademann von der Potsdamer Aids-Hilfe.
Der angebotene Lehrerworkshop dagegen wurde in diesem Jahr nur von einer Person genutzt, so Lademann weiter. „Jeder denkt theoretisch, dass alles klar ist“, glaubt die Sozialarbeiterin. Die steigenden Infektionszahlen sprechen allerdings eine andere Sprache. Bei Weiterbildungen mit Lehrern und sogar Medizinern habe sie erlebt, dass es auch bei ihnen noch „weiße Flecken“ gibt. „Dieses Halbwissen wollen wir so gut es geht ausmerzen“, erklärt Lademann. In diesem Jahr sei sie mit ihrer Kollegin Sabine Kaschubowski bereits an über 70 Schulen gegangen. In jeweils vier Unterrichtsstunden vermitteln sie dann Grundwissen über die unheilbare Immunschwächekrankheit und die Aidsprävention.
Die Filmtage, die mittlerweile zum achten Mal stattfinden, stehen unter dem Motto: „Sexualität, Liebe, Freundschaft, HIV/Aids“. „Es ist ganz nett gemacht“, sagt der 15-jährige Leo von der Käthe-Kollwitz-Schule, nachdem er sich mit ein paar richtigen Antworten am Stand der Aids-Hilfe ein Kondom „erarbeitet“ hat. Auch sein Schulkamerad David findet es „ganz lustig“. Im Unterricht erfahre er „einfach zu wenig“ über Aids und HIV, erklärt der Neuntklässler. Zwei Wochen lang habe das Thema auf dem Lehrplan gestanden: David wünscht sich dagegen „mindestens ein halbes Jahr“. Dann könne man nicht nur die Ursachen der Krankheit lernen, sondern verstehen „was das bedeutet für das Leben, wenn man Aids hat“. Jana Haase
Die Jugendfilmtage starten heute um 9.15 Uhr. Um 10 Uhr beginnen die Filme „Hilfe, ich bin ein Junge“ und „Kebab Connection“. Ab 11 Uhr werden „Billy Elliot“ und „Fickende Fische“ gezeigt. Karten für 2,50 Euro. Anmeldungen sind nicht nötig.
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