Sport: Konfetti, Freibier und vier Tore
Turbine Potsdam siegte gestern 3:1 gegen Bayern München und wurde als Deutscher Meister geehrt
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Umrahmt von donnerndem Beifall und Gesängen der Fans sowie einem silbernen Konfettiregen aus zwei großen „Kanonen“, wurde Turbine Potsdam gestern Nachmittag daheim zum zweiten Mal nach 2004 als Deutscher Fußball-Meister der Frauen geehrt. Der Jubel erreichte seinen Höhepunkt, als Mannschaftskapitän Ariane Hingst aus den Händen von DFB- Präsident und Turbine-Mitglied Theo Zwanziger den Meisterpokal in Empfang nahm und in den Potsdamer Himmel streckte. „Da ich eine sehr große emotionale Bindung an diesen Verein habe, freue ich mich natürlich besonders über diesen Titel. Turbine war in dieser Saison die beste und beständigste Mannschaft, die zu Recht Meister wurde“, sagte Zwanziger anschließend und kündigte an: „In der nächsten Saison sollen in der ARD-Sportschau erstmals auch Frauenfußballspiele mit Turbine, Frankfurt und Duisburg zu sehen sein.“
Vor der Meisterkrönung wollten sich die „Torbienen“ im letzten Saisonspiel gegen den FC Bayern München noch einmal meisterlich präsentieren, was vor den 1735 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion nur bedingt gelang. „Kein Wunder, die Mannschaft pfeift aus dem letzten Loch“, meinte dazu FFC-Cheftrainer Bernd Schröder. Die Gäste dominierten in Halbzeit eins und gingen durch Julia Simic verdient in Führung. Die gerade erst 17 Jahre jung gewordene Mittelfeld- und U17-Nationalspielerin des FC Bayern war beste Akteurin auf dem Platz und nutzte früh Potsdamer Abwehrschwächen durch ein mustergültiges Kopfballtor zum 0:1 (6.). Schröder platzte anschließend mehrmals der Kragen. Lauthals schrie er über den Platz, ehe Turbine ausgleichen konn- te. Nach einem Duell Corinna Paukners mit Anja Mittag an der Strafraumgrenze zeigte die gestern nicht souverän agierende Schiedsrichterin Anja Kunick (Lis- sa) auf den Elfmeterpunkt. Von dem traf Conny Pohlers mit straffem Schuss ins linke untere Eck zum 1:1 (36.).
Nach der Pause fanden die Gastgeberinnen – ohne die am letzten Freitag am linken Miniskus operierte Britta Carlson – besser ins Spiel und auf die Siegerstraße zurück. Einen nicht unumstrittenen Freistoß Mittags von links köpfte Ariane Hingst zum 2:1 in die Maschen (54.), und nach einem weiteren Mittag- Freistoß aus etwa gleicher Position drückte Jennifer Zietz das Leder zum Endstand über die Torlinie (64.). Später hatten auch noch Petra Wimbersky (85.) und Pohlers (87.) die Chance zum 4:1.
Stichwort Wimbersky: Potsdams Nationalstümerin liegt ein finanziell sehr lukratives Angebot des FFC Frankfurt vor. „Ich habe Angebote mehrerer Vereine, auch des FFC Frankfurt – aber ich warte erstmal auf ein Gespräch mit Potsdam“, erklärte Wimbersky gestern auf Nachfrage. Abschied von Turbine bis Jahresende nahm währenddessen Anja Mittag, die in den nächsten Monaten für QBIK Karlstad in der schwedischen Liga kickt. „Anja, wir danken dir“, skandierten die Fans bei Mittags Auswechslung.
Außerdem wurde ein weiterer „Abschied“ verkündet: Isabel Kerschowski lief gestern letztmals mit der Rückennummer 12 auf. Die „12“ soll fortan frei bleiben – für die Turbine Fans. „Ihr habt uns immer toll unterstützt“, applaudierte Ariane Hingst schon vor Anpfiff des letzten Saisonspiels. „Das war meine bislang erfolgreichste Saison“, resümierte später Torjägerin Conny Pohlers, die mit 36 Treffern nach 2002 (27) zum zweiten Mal Bundesliga-Torschützenkönigin wurde.
Nach dem 24. Juni ist offiziell für alle Potsdamerinnen trainingsfrei, die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt am 25. Juli. Die jetzige Saison – in der Turbine 115 Tore schoss (mehr als 5 Treffer pro Spiel) und nach dem neuen Vizemeister FCR Duisburg (11) die wenigsten Gegentore kassierte (13) – endete im Stadion mit Freibier für die Fans und am Abend im „Seekrug“, wo Turbine mit dem DFB-Präsidenten und zahlreicher weiterer Prominenz in Zwanzigers heutigen 61. Geburtstag hinein feierte.
Turbine Potsdam: Angerer; Kuznik, Becher, Peter; Hingst; Omilade (67. I. Kerschowski), Wimbersky, Zietz; Mittag (80. Podvorica), Pohlers, Cristiane (67. M. Kerschowski).
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