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Monarchin auf Festfahrt. Mit goldgelber Kutsche wurde die Schauspielerin Bettina Hornemann als Königin Luise neben ihrem Gatten Friedrich Wilhelm III. (Bild o.) vom Luisenplatz zum Alexandrowka-Festival chauffiert. Dort wurde neben Kinderspaß (Bild u. l.) und gemütlicher Atmosphäre in den Gärten (Bild u. r.) vor allem Kultur aus dem russischen Riesenreich geboten (Bild u. M.).

© A. Klaer

Von Hella Dittfeld und Kay Grimmer: Königin Luise auf Festreise – Von der eigenen Feier zur Kolonie Alexandrowka

Zwei Historien- Veranstaltungen beweisen, dass Feste auch geschickt verknüpft werden können

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Königin Luise konnte sich nicht beklagen. Als sie in gelber Kutsche mit ihrem Gemahl Friedrich Wilhelm III. am gestrigen Sonntag auf dem Luisenplatz in Potsdam ankam, da standen die Langen Kerls bereit, um sie zu begrüßen und sie hatten sogar noch Verstärkung aus Spandau mitgebracht. Ein Teil des Füsilierregiments Prinz Heinrich – Heinrich war der Bruder von Friedrich II., der sich nach seinem Vater ebenfalls die Langen Kerls als Paradetruppe leistete – war zusätzlich angetreten und hatte sogar noch ein paar Damen in angemessenem Hofstaat mitgebracht.

Potsdams erstes Luisenfest aus Anlass des 200. Todestages der Königin wurde ganz privat von der Potsdamer Reiseveranstalterin Barbara Schubert organisiert. 30 Vereine und andere Verbündete konnte sie gewinnen und zu ihnen gehörte auch die Schauspielerin Bettina Hornemann aus Oranienburg, die eine freundliche, volksnahe Königin gab, begleitet von ihrem schweigsamen Gatten. Das kam dem Auftreten des echten Königs ja wohl ziemlich nahe. Den Potsdamern gefiel der Königinnen-Besuch sichtlich. Die Gegner von Preußens Zucht und Militärordnung waren dagegen zum Glück im Urlaub. Angenehm war es, dass sich Barbara Schubert vor allem auf Historisches konzentriert hatte und den Kommerz beiseite ließ. Allerdings muss sie, wenn sie die Luisenfeste zu einer Tradition machen will, noch ein paar mehr Verbündete für die Stände und die Showtime finden. Denn der Platz war nur halb ausgelastet und als sich Luise samt Gemahl und Gefolge auf den Weg zur Russischen Kolonie machte, blieben die Besucher zu sehr sich selbst überlassen.

In der Russischen Kolonie Alexandrowka, die ebenfalls am Wochenende ihr Traditionsfest feierte, hatte sich Frank Duif für den Königinnenbesuch extra schick gemacht. Als Luise am Sonntagmittag vorfährt, steht Duif historisch gewandet als Feldwebel Riege zum Empfang bereit. Riege betreute die Soldaten, die Zar Alexander I. Friedrich Wilhelm III. geschenkt hatte. Allerdings stand die Alexandrowka mit ihren 13 Blockhäusern zu Luises Zeiten noch gar nicht. „Was man nicht alles im Rückblick erleben kann“, sagte denn auch die Königin amüsiert.

Der gestrige Sonntag war der besucherstärkere Tag beim zweitägigen Festival der russischen Kultur in der Siedlung. Das vom Kulturverein organisierte Wochenendfest hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. „Erst am Samstagabend, als die Besucher der Feuerwerkersinfonie vom Volkspark kamen, wurde es richtig voll“, sagte Meike Mieke, Sprecherin des Vereins. Diese erlebten eine der Neuerungen des Fests: Eine Dorfdisko mit Livekapelle und Tanzboden beschloss den Samstag, an dem zuvor Pavel Gaida und seine Band russische Chansons vor nur zwei Handvoll Zuschauern zum Besten gaben.

Kritik an der Organisation der Veranstaltung mit Dorffest-Charme kam deshalb auch von Andrej Tchernodarov, Leiter des Alexandrowka-Museums. „Das Fest hat gute Ansätze, vor allem durch das vermehrte Engagement russischer Künstler. Aber im Vergleich zum Vorjahr haben die Qualität und das Niveau nachgelassen“, bemängelte Tchernodarov die weit auseinanderliegenden Aktionsflächen. Einige Standbetreiber beschwerten sich denn auch über zu wenig Kundschaft.

Immerhin – die gastronomische Versorgung war vollends auf die russische Seele ausgerichtet. Moskauer Eis, Pelmeni oder Blini wurden feilgeboten. Mehrere der Alexandrowka-Bewohner offerierten Spezialitäten aus ihrer eigenen Küche, während die Besucher in den Privatgärten verschnaufen konnten oder an Führungen durch Gehöfte teilnehmen durften. Eine Wiederauflage des Siedlungsfestes ist 2011 geplant – dann unter Umständen auch mit Hilfe des Alexandrowka-Museums: „Wir würden gern mit dem Kulturverein zusammenarbeiten und gemeinsame Ideen umsetzen. Schließlich sind wir in der kleinen Siedlung aufeinander angewiesen“, so Museumsleiter Tchernodarov.

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