Homepage: Können Menschen Träume teilen? Im Thalia wurde der Film „Inception“ analysiert
Ein Traum im Traum. Fremde Gedanken in ein Gehirn einpflanzen.
Stand:
Ein Traum im Traum. Fremde Gedanken in ein Gehirn einpflanzen. Das ist in Christopher Nolans Film „Inception“ problemlos möglich: Mithilfe hochtechnisierter Drogen und ausgefeilter Psychologie dringt Dominick Cobb (Leonardo DiCaprio) in die Träume anderer ein und beeinflusst unbemerkt deren Unterbewusstsein. Eine gruselige Vorstellung. Doch müssen wir uns tatsächlich vor „Traumeindringlingen“ fürchten? Ist so etwas wie „Traumteilen“ überhaupt möglich?
Diesen Fragen gingen am vergangenen Mittwoch der Diplompsychologe Dennis Bikki (34) und der promovierte Informatiker Peter Haider (32) auf den Grund. Im Rahmen der ersten Uni-Kino-Veranstaltung in diesem Jahr, veranstaltet von Potsdam-Transfer, zeigte das Thalia Kino den Film „Inception“, der an mehreren Stellen unterbrochen wurde, um zu klären, ob das Gezeigte nun „Science“ oder doch nur „Fiction“ sei.
Gleich zu Beginn wurde der erste Mythos aus dem Film, nämlich dass im Traum das Bewusstsein schneller arbeite und man somit eine Stunde erleben könne, obwohl man eigentlich nur fünf Minuten schläft, entkräftet. „Träume laufen immer mehr oder weniger in Echtzeit ab“, sagte Dennis Bikki. „Natürlich gibt es mal kleine Abweichungen und auch Zeitsprünge sind möglich, aber im Prinzip bedeutet eine Stunde Traumschlaf auch eine Stunde Traumerleben.“ Ebenso unwahrscheinlich sei es, beim Träumen in die tiefsten Ebenen des Unterbewusstseins vorzudringen. Hier setzt der Film sogar noch eins drauf, indem er die Protagonisten in andere Träume transportiert, um ihnen neue Gedanken einzupflanzen.
„Das sogenannte Traumsharing ist nicht möglich. Zumindest noch nicht“, sagt Peter Haider. „Allerdings kann man teilweise schon Gedanken von anderen auslesen.“ Mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) könne man die Aktivitätslevel von kleinen Gehirnregionen erfassen und somit in etwa herausfinden, was derjenige denkt. Allerdings sei das noch mit großem Aufwand verbunden, sodass man sich keine Sorgen über Gedankenraub machen müsse. Ähnlich verhalte es sich auch mit dem Einpflanzen von Gedanken in ein fremdes Gehirn. „Tatsächlich konnte man Blinden ein gewisses Sehvermögen geben, indem man ihnen Mikrochips einpflanzte“, so Haider. „Darin waren visuelle Informationen gespeichert, die sie dann wahrnehmen konnten. Aber auch das ist natürlich noch weit weg von der Idee im Film.“
Viel weniger abwegig sei hingegen die Vorstellung, Menschen im Schlaf manipulieren zu können. „Der Mensch nimmt beim Träumen tatsächlich sehr viele Reize immer noch wahr“, erklärte Bikki. „Töne, Gerüche und Berührungen werden aufgenommen und verarbeitet.“ Allerdings seien auch hier die Möglichkeiten nicht unendlich, da manche Reize, wie zum Beispiel die Beeinflussung des Gleichgewichtssinnes, zum sofortigen Aufwachen führten. Ein Fakt, den „Inception“ wahrheitsgetreu aufgreift. Genauso wie mehrere Traumebenen und selbstbestimmte Träume. Letzteres – die sogenannten luziden Träume müsse man allerdings bewusst trainieren, dann könne man auch Realität und Traum auseinanderhalten.
Somit zeigte die Veranstaltung, dass zwar tatsächlich etwas „Science“ in Nolans Film steckt, die gruseligen Aspekte aber zum Glück noch in die Schublade „Fiction“ gehören. Sarah Kugler
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: