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Ein Mann mit ungeheurem Geltungsdrang: der Ex-IHK-Chef Victor Stimming hätte es bestimmt auch mit Box-Weltmeisterin Ramona Kühne aufgenommen.

© Manfred Thomas

Potsdamer IHK-Skandal: Kontrollverlust

Die Affäre um den ehemaligen IHK-Präsidenten Victor Stimming wirft Fragen nach dem Versagen von Kontrollmechanismen auf. Dabei geht es nicht nur um die strafrechtliche Relevanz.

Stand:

Potsdam - Der Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) zur Verschwendungs- und Protzaffäre um ihren Ex-Präsidenten wirft Fragen auf. Nicht nur nach der strafrechtlichen Relevanz für Stimming, gegen den die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen Untreueverdachts ermittelt. Es geht nicht nur um von der IHK erwogene Schadensersatzklagen gegen den Mitte Dezember zurückgetretenen Präsidenten und andere Ex-IHK-Mitarbeiter aus dessen engstem Umfeld. Wenn am heutigen Mittwoch die Vollversammlung der IHK über die Konsequenzen aus dem Bericht berät, steht auch die Frage im Raum, wie es zu dem systematischen Kontrollverlust kommen konnte und warum Kontrollmechanismen nicht funktioniert haben bei der IHK, immerhin einer Körperschaft öffentlichen Rechts.

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Ein Rückblick: Victor Stimming übernahm das Amt des ehrenamtlichen IHK-Präsidenten in Potsdam in Jahr 1995. In der DDR war er stellvertretender Direktor des Bau- und Montagekombinats Magdeburg, also an der Spitze einer der 157 DDR-Großbetriebe, die für die Planwirtschaft eine zentrale Rolle spielten. Stimming fasste nach der Wende als Bauunternehmer in Brandenburg/Havel Fuß. Der Kammer-Posten hat Gewicht. Die IHK Potsdam ist mit mehr als 77 000 Mitgliedsunternehmen die größte und exportstärkste in Brandenburg. In diesem IHK- Bezirk befinden sich die wirtschaftlich nicht nur in Brandenburg stärksten Kreise wie Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Oberhavel und die Stadt Potsdam. Diese Regionen landen in Wirtschaftsrankings regelmäßig auf Spitzenplätzen in Ostdeutschland.

In Stimmings Zeit als Präsident fällt der Neubau der IHK-Zentrale in der Breiten Straße in Potsdam. Er hat die Kammer maßgeblich nach vorn gebracht. Dass er Wert darauf gelegt hat, dass von den drei Kammern in Brandenburg – dazu gehören noch Cottbus und Frankfurt (Oder) – Potsdam für internationale Beziehungen zuständig ist, dass er sogar nachfragen ließ, ob ihm als IHK-Chef nicht der Diplomatenstatus im Ausland zustehe, zeugt nach Ansicht von IHK-Mitgliedern von Stimmings Machtbewusstsein und seinem Geltungs- und Darstellungsddrang.

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