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Zahlenspiele. Ob man ab 2013 Inklusionspädagogik an der Uni Potsdam studieren kann, ist eine Frage der Finanzierung.

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Buttler-Kommission will Kooperation und Profilierung der Hochschulen – was aber auch seinen Preis hat

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Die Brandenburger Hochschulen brauchen weniger Konkurrenz untereinander. Vielmehr sei eine engere Kooperation nötig, um im internationalen Wettbewerb zusammen bestehen zu können. Das sagte der Vorsitzende der Hochschulstrukturkommission, Friedrich Buttler, in dieser Woche vor dem Wissenschaftsausschuss des Brandenburger Landtags. Der Bericht der Kommission war vor gut zwei Monaten der Landesregierung übergeben worden.

Zu den Vorschlägen der von der Landesregierung eingesetzten Kommission zählt auch die Verlagerung des ersten juristischen Staatsexamens von der Potsdamer Uni an die Viadrina Universität in Frankfurt (Oder). Angesichts niedriger Absolventenzahlen seien zwei Juristische Fakultäten nicht gerechtfertigt, erklärte der Ökonom Buttler, der von 1994 bis 2000 Wissenschaftsstaatssekretär in Brandenburg war. Im bundesdeutschen Durchschnitt kämen 9,4 Absolventen auf einen Universitätsmitarbeiter mit Planstelle. In Potsdam seien dies 8,4 Absolventen, in Frankfurt nur 3,1. Allerdings begrüßte Buttler den Vorschlag der Universität Potsdam, in Zukunft ein Bachelor- und Masterstudium Jura anzubieten (PNN berichteten).

Als einen wunden Punkt der Brandenburger Hochschule nannte Buttler mangelhafte Kooperation. So hätten beispielsweise die beiden Hochschulen in der Lausitz bisher Rücken an Rücken gearbeitet. Für das Vorhaben von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos), die beiden Hochschulen in Cottbus und Senftenberg zu fusionieren, schlägt Buttler nun eine Holding vor, unter deren Dach Universität und FH weiterhin eigene Profile behalten könnten. Auch in Potsdam sieht Buttler Kooperationsbedarf. So müsste die Filmhochschule HFF enger mit der Universität und der Fachhochschule zusammenrücken. Für das Vorhaben der HFF, Filmuniversität zu werden, müsse die Filmhochschule allerdings noch ganz alleine Hausaufgaben machen.

Grundsätzlich sieht Friedrich Buttler 20 Jahre nach Gründung der Brandenburger Hochschullandschaft das Ziel darin, keine Vollstrukturen an jedem einzelnen Ort anzubieten, sondern ein komplementäres, sich ergänzendes System von Universitäten und Fachhochschulen an verschiedenen Orten, wobei die regionalisierten Angebote der FHs besonders gestärkt werden sollten. Für Brandenburg gehe es nun um die Konzentration der Kräfte. Bei Mehrfachangeboten sollten Schwerpunkte gesetzt werden, damit sie attraktiv und unterscheidbar sind. Buttler nannte auch die Wirtschaft und das gesellschaftliche Umfeld, die stärker mit den Hochschulen zusammenarbeiten sollten.

Im bundesweiten Vergleich sei das Hochschulsystem Brandenburgs bezüglich der Studierendenzahlen zwar relativ klein. Doch vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung sei die aktuelle Marke von 50 000 Studierenden ausreichend , sowohl für die hiesigen Studienanfänger als auch für von außen hinzukommende. Die von der Kommission bemängelte Unterfinanzierung der Brandenburger Hochschulen sieht Buttler als Hemmnis für die Zukunft des Landes: „Brandenburg sollte seine Entwicklungschancen nicht so beschneiden.“ Die gegenwärtige finanzielle Lage der Hochschulen sei die Folge einer problematischen Schwerpunktsetzung des Landes. Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) verwies vor dem Ausschuss zwar darauf, dass die Ausgaben für die Hochschulen von 229 Millionen Euro 2007 auf derzeit 268 Millionen Euro angestiegen seien und 2014 trotz Schuldenstopp weiter steigen sollen. Allerdings konterte der CDU-Abgeordnete Michael Schierack, dass dies nur mit Bundes- , Europa- und Drittmitteln erreicht werde. Eine stärkere Finanzierung der Hochschulen durch Bundesmittel wünschte sich dann auch Buttler für die Zukunft.

Dass die von der Hochschulkommission geforderte Profilierung und Schwerpunktsetzung nicht ohne zusätzliche Mittel zu haben ist, zeigt sich indessen gerade an der Universität Potsdam. So plant die Hochschule einen neuen Studiengang zur Ausbildung von Lehrern für die Inklusionsschulen. Die Integration von lernschwachen Kindern in die normalen Schulen sei ein vielversprechender Ansatz, sagte Uni-Präsident Oliver Günther. Allerdings müsse das Land auch die Finanzierung des neuen Studiengangs gewährleisten. „Wir unterbreiten sehr gerne entsprechende Angebote, aber dann brauchen wir auch das Geld dafür“, sagte Günther. Die Finanzierung müsse schnell geklärt werden, wenn der neue Studiengang im Herbst 2013 starten solle. Die Professoren müssten bereits im Frühjahr anfangen, die Ausbildung vorzubereiten. „Es ist ein Unterschied, ob sie etwas für die Oberstufe lehren oder für die Grundschule mit behinderten und nicht behinderten Kindern. Das sind ganz andere Anforderungsprofile“, sagte Günther und verwies auch auf die Notwendigkeit, neue Lehrmaterialien zu entwickeln. Die rot-rote Regierung müsse der Universität für den Studiengang zusätzliche Mittel bereitstellen.

Bundesweit wäre die Uni Potsdam mit dem Studiengang eine der ersten, die eine solche Ausbildung anbietet. „Deshalb glaube ich, dass die Nachfrage bei den Studenten groß sein wird“, sagte der Präsident. (mit dapd)

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