Sport: Kraft tanken in der Heimat
Radprofi Robert Bartko bereitet sich in Potsdam auf die Valencia-Rundfahrt vor und denkt schon an die Olympia-Bahn in Athen
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Radprofi Robert Bartko bereitet sich in Potsdam auf die Valencia-Rundfahrt vor und denkt schon an die Olympia-Bahn in Athen Von Michael Meyer Robert Bartko ist in dieser Woche im Potsdam und tankt Kraft; körperliche und geistige. Mentale Kraft gibt ihm seine Familie. „Hier in Potsdam habe ich meinen Ruhepunkt. Mein Zuhause ist ganz wichtig für mich“, sagt der Bahnradsport-Doppelolympiasieger von Sydney, der vor zweieinhalb Jahren aus Berlin wieder zurück ins Zentrum seiner Heimatstadt zog. Hier wohnt er zusammen mit Freundin Peggy Müller, Sohn Felix – dessen Geburt am 1. November vergangenen Jahres er hautnah miterlebte – und Dobermann „Joe“ unweit seiner Eltern Heidi und Rolf. Die sind weiterhin wichtige Bezugspersonen für Bartko, der sich in Berlin wie in Potsdam gleichermaßen wohl fühlt und Mitglied sowohl des SC Berlin als auch des OSC Potsdam ist. Körperliche Kraft tankt der Radprofi noch bis Sonntag auf Trainingsfahrten, die beispielsweise via Lehnin, Brandenburg, Belzig und Trebbin bis zu 200 Kilometer in einem Ritt darstellen. Nachdem er in Spanien und der Toscana mit seinem niederländischen Rabobank-Team in Trainingslagern gemeinsam geschwitzt hatte, bereitet er sich nun nach Rahmenplänen seines langjährigen Berliner Trainers Uwe Freese individuell auf die fünftägige Valencia-Rundfahrt vor, die am kommenden Dienstag beginnen und bei der er erstmals an den Start rollen wird. „Anschließend warten dann die Frühjahrsklassiker in Belgien und Holland auf mich“, blickt der 28-Jährige schon weiter voraus. Im Rabobank-Team fühle er sich sehr wohl, Sprachschwierigkeiten gebe es nicht. „Die Niederländer können alle deutsch, und ich verstehe auch einige Brocken Holländisch. Nur mit dem Sprechen hapert es noch“ Gefragt sind beim GS1-Team aber auch eher die schnellen Beine des Potsdamers, der weiß: „Das wird eine zweigeteilte Saison, die mir alles abverlangen wird.“ Neben seinen Verpflichtungen für Rabobank gilt Bartkos ganzes Augenmerk der Bahn, auf der der Verfolgungs-Weltmeister von 1999 und -Olympiasieger von 2000 jeweils im Einer und Vierer erneut olympisches Edelmetall anstrebt. „Im vergangenen Jahr“, erklärt der 1,86-Meter-Mann, „habe ich die lange Abstienz auf der Bahn etwas unterschätzt.“ 2001 hatte Robert Bartko den Sprung von der Bahn auf die Straße gewagt. Es folgten zwei harte Lehrjahre beim Team Telekom, die er jedoch nicht missen will. „Ich wusste, dass ich nicht gleich große Erfolge haben würde. Aber beim besten deutschen Team konnte ich von den besten deutschen Fahrern lernen.“ 2003, als er erstmals für Rabobank fuhr, qualifizierte er sich noch für die Bahn-Weltmeisterschaften in Stuttgart, bei denen seine Hoffnungen unerfüllt blieben: In der Einzelverfolgung schied Bartko bereits in der ersten Runde gegen den späteren Drittplatzierten Sergi Escobar (Spanien) aus, der deutsche Vierer platzte wegen der Weigerung von Jens Lehmann (Leipzig), Daniel Becke (Erfurt), Sebastian Siedler (Gera) und Christian Bach (Erfurt), nicht mit dem Potsdamer sowie dem Berliner Guido Fulst anzutreten. Ein Eklat, der bis heute nicht ausgeräumt ist. „Die Sache muss aber vom Tisch, damit wir uns wieder aufs Radfahren konzentrieren können“, fordert Robert Bartko. „Ich habe noch einige Fragen an die Kumpel, auf deren Antworten ich gespannt bin.“ Eigentlich sollte gestern ein Treffen der beteiligten Verfolger in Hannover die atmosphärischen Störungen beseitigen. Doch es kam am späten Nachmittag zunächst nur zu einem Vorgespräch ohne die „Rebellen“, über das Bartko während einer Pause sage: „Bestandteil unserer derzeitigen Unterredung ist auch, dass man nichts nach draußen dringen lässt, sonst macht das Ganze keinen Sinn.“ Die „Thüringer Fraktion“ hat erst im März ihren Termin mit Verbandsvertretern; der neue Termin für das gemeinsame Gespräch der Aktiven steht noch aus. Gleich wie – die neue Bahn-Saison geht Robert Bartko konzentrierter als die letzte an. Erstes erfreuliches Indiz dessen war sein Gesamtsieg mit Fulst beim diesjährigen Berliner Sechstagerennen, „der für uns selbst überraschend kam, weil ich mit Guido erstmals ein solches Rennen fuhr und wir daher nicht gleich völlig harmonieren konnten.“ Zweites Indiz war die Überprüfung des Bundes Deutscher Radfahrer am 10. Februar in Frankfurt (Oder), bei der sich Barko mit der zweitschnellsten Zeit und Platz zwei hinter Becke in den Olympiakader für Athen fuhr. „Da habe ich schon gemerkt, dass meine Form nicht schlecht ist“, erzählte der Potsdamer im Nachhinein. Mit Platz eins in der 4000-m-Einzelverfolgung beim Weltcup am vergangenen Wochenende in Moskau (PNN berichteten) löste er zudem sofort das Ticket zu den Bahn-WM ab 26. Mai in Melbourne. Und: „Während der Qualifikation in Moskau hatte ich erstmals seit Sydney wieder das Gefühl, das Rennen gewinnen zu können. Für den Kopf ist es sehr wichtig, dieses Feeling wieder zu haben.“ Er sei daher auch überzeugt davon, auf der Olympiabahn von Athen erfolgreich dabei sein zu können. Ganz wieder nur auf die Bahn konzentrieren will sich Bartko, der viel zu selten seinem neuen Hobby mit Ausritten auf Warmblutstute „Pina“ frönen kann, indes nicht. „Ich bin nicht der Typ, der die ganz großen und schweren Rennen gewinnen kann“, räumt er ein. „Aber bei mittelschweren Rundfahrten sehe ich mich auch als Siegfahrer.“ Obwohl er hofft, dass Stammhalter Felix „später einmal etwas Vernünftiges lernt und nicht solchen Stress haben wird wie ich“, will er selbst noch lange nicht aufhören. „Wichtig ist mir vor allem, dass ich klar komme, Spaß dabei habe und meine Leistungen im Team erfülle.“
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