ATLAS: Krankheit
Henri Kramer findet, dass Potsdam eine neue Drogenpolitik benötigt
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Es sind zum Teil Kinder, die in Potsdam regelmäßig zur Spritze greifen und sich Heroin in ihre Körper pumpen. Manche aus Neugier, manche aus Langeweile, manche, weil sie für ihr Leben keine Perspektive sehen. Sie sind offenbar sich selbst überlassen. Der in Potsdam arbeitende Streetworker Waldemar Jungbluth hat solche Jugendliche beispielsweise am Schlaatz kennen gelernt – und sie dazu gebracht, eine Therapie zu beginnen. Schon dieses Beispiel zeigt, wie richtig die gestern erhobenen Forderungen von Frank Prinz-Schubert vom Verein Chill Out sind. Die Stadt solle ihre Drogenpolitik überdenken, neu justieren und ausweiten, meint er. So fordert Prinz-Schubert mehr Mitarbeiter für die Suchtberatung der AWO, damit diese Helfer auch die Zeit für Besuche bei Süchtigen haben. Ist dies ein Service für die Falschen, sind Drogenabhängige nicht selber an ihrem Unglück schuld? Nein. Die Sucht nach Heroin oder Kokain muss als Krankheit angesehen werden. Wie Alkoholismus, wie chronischer Stress, wie Fettleibigkeit: Zivilisationskrankheiten. Solche Krankheiten müssen in einer auf humanen Werten basierenden Gesellschaft versucht werden zu heilen. Potsdam macht es sich da zu einfach. Schließlich hat unsere Stadt ja kein Drogenproblem – zumindest gibt es keine Statistik darüber.
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