Landeshauptstadt: Kreativ-Zentrum gefordert
Katja Dietrich-Kröck bei Treffen der Kreativbranche
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Babelsberg – Für das Waschhaus war ihr Weggang im Herbst 2011 ein Verlust, für Potsdams Kreativbranche vielleicht ein Gewinn: Am Dienstagabend sprach Katja Dietrich-Kröck, Waschhaus-Mitgründerin und langjährige Leiterin der Galerie Kunstraum, in ihrer neuen Eigenschaft als Koordinatorin für die Kreativwirtschaft im Land Brandenburg vor Medienunternehmern im Medieninnovationszentrum (MIZ) in Babelsberg. Ihr Vorschlag: Ein neues kreatives Zentrum für Potsdam.
Dabei gehe es um Räumlichkeiten, die Arbeits- und Begegnungsmöglichkeiten für die Kreativwirtschaft bieten. Dietrich-Kröck: „Zur Kultur- und Kreativwirtschaft gehören alle, die von ihrer kreativen Leistung leben oder leben wollen.“ Dazu zählten in Potsdam unter anderem die Bereiche Film- und Rundfunkwirtschaft sowie der Design- und Kunstmarkt. Als Vorbild erwähnte die Koordinatorin das Kreativzentrum am Berliner Moritzplatz. In bescheidenerer Form sei eine solche Einrichtung auch in Potsdam wünschenswert, sogar notwendig. Konkrete Vorstellungen gibt es jedoch dazu bisher nicht: „Wir sind noch ganz am Anfang und suchen zunächst Partner, Ideen sowie vor allem geeignete Immobilien.“
Bei der Veranstaltung im MIZ trafen sich am Dienstag Vertreter des „Netzwerkes Kreativwirtschaft für Potsdam“. Das Netzwerk gründete sich vor einem reichlichen Jahr auf Initiative der Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD). Weitere Gründungsmitglieder sind das Potsdamer Technologie- und Gründerzentrum (pct), die Medienlabor KG und die Kuss GmbH. Immerhin 37 Akteure, Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen haben im September 2010 das Gründungsdokument unterschrieben. Laut Wicklein gab es 2011 drei Themenveranstaltungen. Für eine Diskussion, auch nach dem Vortrag von Dietrich-Kröck, gab es am Dienstag offenbar keinen Bedarf. Die Anregung zu einer Vereinsgründung blieb ohne Resonanz.
Es bestehe die Gefahr, dass das Netzwerk im Sande verlaufe, war dann auch am Rande des Treffens zu vernehmen. Wichtig seien solche praktischen Initiativen wie das von Katja Dietrich-Kröck geforderte kreative Zentrum und das von ihr angekündigte Internetportal Kreativwirtschaft, hieß es. Wicklein verwies in diesem Zusammenhang auf das Defizit bei den finanziellen Fördermöglichkeiten kleinerer Firmen – da kann ein gut funktionierendes Netzwerk helfen.
In der gemeinsamen Erklärung zur Netzwerk-Gründung heißt es: „Potsdam ist ein guter Standort für Kreative. Durch die Hochschulen und die Wissenschaftslandschaft, die Tradition des Films und die Medienstadt, die Etablierung der Schiffbauergasse als Kultur- und Gewerbeareal und nicht zuletzt wegen der Nähe zu Berlin und der Funktion als Landeshauptstadt sind Unternehmen der Kreativwirtschaft ein wichtiges Standbein der Wirtschaft geworden.“
Finden die in der Kunst- und Kreativwirtschaft Tätigen in diesen Bereichen aber auch ihr wirtschaftliches Auskommen? Bei einer aktuellen Untersuchung der Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg wurden 195 Brandenburger aus der Kreativwirtschaft zum persönlichen Einkommen befragt: 7 Prozent der Kreativen erzielen „so gut wie kein Einkommen“, bei 23 Prozent reicht es nicht zum Lebensunterhalt, 14 Prozent können „bescheiden“ und 42 Prozent „durchschnittlich“ davon leben. 13 Prozent bewerten ihre Einkommenssituation mit „sehr gut“. Günter Schenke
Günter Schenke
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